Gesellschaft | DOLOMITEN

Ein neuer Weg in den Dolomiten

Dröhnen und rasen – kann jeder auf den Dolomitenpässen tun und lassen was er will? Doch Freiheit geht nicht ohne Grenzen.
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Grödner Joch
Foto: Gustav Willeit

Ich fühle mich nicht mehr frei. Sondern wie gefesselt inmitten meiner Berge. Das Dröhnen der Motorräder, die erbarmungslos unsere geliebten Dolomitenpässe hochjagen, macht mich wahnsinnig. An manchen Tagen sind Tausende unterwegs, und sie rasen über die Straßen. Manchmal veranstalten sie Rallyes; andere improvisieren Rennen und haben einen Mordsspaß dabei, mit abgesägtem Auspuff unterwegs zu sein. Noch lauter. Unsere armen Tiere. Von den Dolomiten zum Dolomotorradparadies. Der Betrug („dolo“ auf Italienisch), den die Motorräder an der Gebirgslandschaft verüben, ist enorm.

Das also soll die friedliche Bergwelt sein? Jeden Tag aufs Neue das sinnlose Rasen, und ohne dass irgendwas kontrolliert würde. Natürlich will ich nicht unseren Ordnungskräften die Schuld geben. Es ist klar, dass sie nicht jeden Kilometer unserer Straßen kontrollieren können. Aber irgendwas muss einfach getan werden! Kann jeder, wie es ihm beliebt und wann er will, über unsere Straßen jagen, weil nun einmal Freiheit herrscht? Doch Freiheit geht nicht ohne Grenzen und gewisse Bedingungen. Es geht hier nicht darum zu beweisen, dass wir Freiheit haben, sondern festzulegen, wie in einer Beziehung zwischen Menschen jeder einzelne im Verhältnis zum anderen frei sein kann. Herrschen zwischen uns Menschen vielleicht keine Wechselbeziehungen?

Das beste Werkzeug, um eine solche Wechselbeziehung herzustellen, ist die Liebe. Genau diese Liebe, derer ich mich hier in meiner Heimat beraubt fühle. Die Liebe ist die natürlichste denkbare Form der Freiheit. Oder wollen wir sie lieber Ethos nennen? Ethos ist Logik und der Beginn der Verpflichtung gegenüber dem anderen. Sie ist die Basis der Moral, sprich des menschlichen Handelns. Menschliches Handeln ist soziales Verhalten und fordert daher gegenseitige Verbindlichkeiten. Ich stehe in jemands Schuld, ich schulde ihm etwas. Ich kann ihm Gastlichkeit gewähren, Freundlichkeit, ein Lächeln, ich kann ihn bei der Hand nehmen und ihm die Schönheit zeigen, die uns umgibt.

Die Tage, an denen unsere Straßen für den dröhnenden Motorverkehr gesperrt werden, sind daher eine gute Idee. Im Fahrwasser des Erfolgs von Sellaronda Bike Day und Maratona dles Dolomites – Tage, an denen unsere Pässe ausschließlich den immer zahlreicher werdenden, begeisterten Radfahrern offen stehen – wurden zwei neue Initiativen aus der Taufe gehoben: Die erste ist der Dolomites Bike Day, an dem zwischen den Pässen  Campolongo, Falzarego und Valparola eine 52 km lange Rundstrecke mit einem Gesamthöhenunterschied von 1370 m für den motorisierten Verkehr gesperrt wurde und die zum ersten Mal am Sonntag, dem 18. Juni, stattgefunden hat. Und die zweite ist die Tatsache, dass im Juli und August das Sellajoch jeden Mittwoch für Autos und Motorräder dicht sein wird. Man kann es vielleicht wirklich so sagen: Auf unseren geliebten, alten, wunderbaren Straßen wird langsam ein neuer Weg gegangen.
 

Bitte auch alle 4 Sterne plus Hotels abreissen, Beton entfernen und in Almwiesen umwandeln. Von was Leben Sie denn Herr Costa? Von der Liebe....und der Faszination Ihres Hauses....

Do., 22.06.2017 - 11:37 Permalink