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Höchste Zeit für Office

Nach langer und kostspieliger Anlaufphase soll ab Montag auf allen Computern der Landesverwaltung Office 365 installiert werden.
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Foto: Südtirolfoto/Helmuth Rier

Im April dieses Jahres hatte es Südtiroler Landesverwaltung mit ihrem Gebaren im IT-Bereich bis in die nationale Presse geschafft. “Seit Mai 2016 zahlt die Provinz 150.000 Euro im Monat an Microsoft, für ein Programm, das noch nicht installiert wurde.” So zitierte Il Fatto Quotidiano den Direktor der IT-Abteilung Kurt Pöhl.

Ihren Anfang hat die Geschichte am 17. März 2016 genommen. An jenem Tag fiel die Entscheidung, von der Open-Source-Lösung für die Landesverwaltung abzusehen. Vier Jahre lang war darauf hingearbeitet worden, auf LibreOffice umzusatteln. Damit sollte die Abhängigkeit von internationalen Software-Konzernen vermindert und gespart werden. Bis zu einer Million Euro an Lizenzkosten im Jahr wären an Einsparungen möglich gewesen, rechnet der Fatto vor.
Mit dem Kurswechsel der neuen Landesregierung wurde das Vorhaben allerdings verworfen. Es sollen weiterhin die Lizenzen und die Dienste der Firma Microsoft genutzt werden, beschloss die Landesregierung am 12. April 2016. Dazu wurde eine Rahmenvereinbarung mit der staatlichen Einkaufsagentur Consip unterzeichnet, über die die Microsoft-Lizenzen direkt von Telecom Italia bezogen werden. Zusätzlich zu den Softwarepaketen von Microsoft, die bereits bis dahin in der Landesverwaltung im Einsatz gewesen waren, wurden auch Verträge für jene Pakete abgeschlossen, die zur Online-Nutzung von Office 365 notwendig waren – inklusive Cloud-Dienste.
Wie die Grünen in einer Landtagsanfrage im Mai 2016 in Erfahrung brachten, belaufen sich die Kosten für den Vertrag für die insgesamt 16.164 Lizenzen für drei Jahre (Ablaufdatum 31. Mai 2019) auf 5,523 Millionen Euro zuzüglich Mehrwertsteuer.

Was den Fatto dazu gebracht hat, Südtirol in die Liste der “digitalen Verschwender” unter den öffentlichen Verwaltungen aufzunehmen, ist einerseits die Abkehr von den Open-Source-Plänen – und die damit entgangenen Einsparungen – und andererseits die Tatsache, dass knapp ein Jahr nach dem Beschluss, die Microsoft-Lizenzen weiterhin zu beziehen, das gesamte Office-365-Paket nur von 421 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Landesverwaltung genutzt wurde. Das teilte IT-Landesrätin Waltraud Deeg Ende Juni mit. Wahrlich eine Verschwendung, dürften wahrscheinlich nicht nur die Grünen meinen. Die Verzögerung bei der Installation des Office-365-Pakets auf sämtlichen PCs der Landesverwaltung rechtfertige Deeg unter anderem damit, dass es sich dabei “nicht um einen simplen Austausch einer Software handelt. (…) Es ist im Grunde ein Paradigmenwechsel (…).” Und dieser bräuchte eben eine “sorgfältige Planungs- und Testphase”. Innerhalb des Sommers sollten jedenfalls sämtliche Installationsarbeiten abgeschlossen sein, kündigte Kurt Pöhl im Gespräch mit salto.bz Ende Juni an.

Jetzt, zwei Wochen später, kommt die Meldung: Die Planungs- und Testphase ist abgeschlossen, ab kommendem Montag, 17. Juli, wird die Office-365-Software auf allen Computern der Landesverwaltung installiert. Am heutigen Freitag hat Landesrätin Deeg alle Führungskräfte zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. “Office 365 bietet Cloud-Dienste und zusätzliche Werkzeuge an, mit denen Dokumente an verschiedenen Geräten zeitgleich und in Echtzeit bearbeitet werden können. Auch wird es damit möglich, außerhalb des Büros, etwa auf mobilen Endgeräten, auf eigene Dokumente zuzugreifen und diese auszutauschen. Mit ‘Skype for Business’ kann zudem jeder mit jedem online ohne Aufwand kommunizieren”, hieß es auf dem Treffen. Ein fahler Nachgeschmack bleibt nach der langen und kostspieligen Anlaufphase trotzdem. Für Deeg ist die Aktivierung von Office 365 jedenfalls “ein wichtiger Schritt in Richtung Modernisierung der Landesverwaltung”, der “zu einer neuen Kultur des Arbeitens führen wird”.