Politik | direkte demokratie

Erfolgreicher Endspurt

11.500 Unterschriften für eine bessere direkte Demokratie sind beisammen. Jetzt wartet die nächste Hürde: Schafft es der Gesetzentwurf ohne Abstriche durch den Landtag?
Weit mehr als 8.000 Unterschriften
Foto: Salto.bz

11.515. Diese Zahl hat sich “kaum einer von uns erträumt”, gesteht Erwin Demichiel. Und doch ist das “Wunder” wahr geworden, freut sich Stephan Lausch. Die 8.000-Unterschriften-Hürde wurde auf den letzten Drücker geknackt.
“Wir haben es geschafft”, lautet die Botschaft, die die Initiative für mehr Demokratie um ihren Vorsitzenden Demichiel und ihren Koordinator Lausch am Montag Nachmittag verkünden. Mit einem großen Transparent und vier Kartonen voller Unterschriftenbögen sind sie am Magnago-Platz vor dem Landtagsgebäude aufmarschiert – gemeinsam mit einigen Vertretern der insgesamt 35 Organisationen, die die beiden Volksbegehren, für die seit Mai Unterschriften gesammelt wurden. Heute, am letztmöglichen Tag, sollen die gut 11.500 Unterschriften im Landtag übergeben werden. Zunächst aber berichtet man den Medienvertretern über den Endspurt in der Sammlung.

 

Die Wende

Noch vor wenigen Wochen sah es gar nicht gut aus. Da der Gesetzentwurf für eine verbesserte Bürgerbeteiligung – auf den Weg gebracht vom Landtag selbst und ausgearbeitet von den Abgeordneten Magdalena Amhof, Brigitte Foppa und Sepp Noggler – in der Schublade zu verschwinden drohte, hatte die Initiative für mehr Demokratie Anfang Mai beschlossen, Unterschriften zu sammeln. 8.000 wären nötig gewesen, um den Landtag per Volksbegehren zu verpflichten, den Gesetzentwurf noch innerhalb dieser Legislaturperiode zu behandeln. “Bei weitem nicht genug” Unterschriften waren Ende Juli beisammen. “Es war sehr schwer, innerhalb eines Monats, dazu noch im August, fast 8.000 Unterschriften zu sammeln”, blickt Erwin Demichiel zurück. Ein Grund dafür sei, “dass, wie wir zum Teil feststellen mussten, die Bevölkerung sehr schlecht informiert war”. Der Vorwurf an “die Massenmedien” über “sehr zurückhaltende bis gar nicht existierende Berichterstattung über ein sehr wichtiges Thema für unser Land” geht auch Stephan Lausch leicht über die Lippen: “Wir wünschen uns, dass nun eine seriöse Berichterstattung stattfindet.”

Die beiden Gesetzentwürfe – neben jenem von Amhof, Foppa und Noggler hat die Initiative einen eigenen, ihrer Meinung nach besseren Vorschlag für ein neues Gesetz zur direkten Demokratie ausgearbeitet – kommen nun in den zuständigen Gesetzgebungsausschuss im Landtag. Zuvor müssen die gesammelten Unterschriften von den zuständigen Landesämtern auf ihre Gültigkeit überprüft werden. Der Gesetzgebungsausschuss hat sechs Monate Zeit, um die Vorschläge zu diskutieren und eventuelle Änderungen vorzunehmen. Anschließend landen die Entwürfe im Landtag, der darüber debattiert und abstimmt. Sprich, die Zukunft des Gesetzentwurfes “Direkte Demokratie, Partizipation und politische Bildung”, entstanden auf der Basis eines breiten Beteiligungsprozesses, liegt nun in der Hand der Parteien.

 

Die nächste Hürde

Dass viele in der SVP den Vorschlägen darin – Festlegung der Unterschriftenzahlen für Volksbefragungen und -abstimmungen auf 8.000, Senkung des Beteiligungsquorums auf 25 Prozent, Abstimmungen auch über gewisse Beschlüsse der Landesregierung – nicht viel abgewinnen können, ist kein Geheimnis. “Wir werden es aber nicht zulassen, dass der Entwurf durch parteiinterne Fleischwölfe gedreht wird”, mahnt Demichiel.

Denn dass fast 12.000 Menschen im Land eine bessere Bürgerbeteiligung, so wie sie im Gesetzentwurf festgeschrieben steht, unterstützen, kann die Politik nicht ignorieren. Auch appelliert die Initiative für mehr Demokratie an die Oppositionsparteien, sich auf “keinen Kuhhandel mit der SVP” einzulassen, sondern den Entwurf in seiner ursprünglichen Form zu unterstützen. Es wird nicht leicht werden. Die Gefahr, dass sich die Vertreter der Mehrheit bereits im Ausschuss den Gesetzentwurf zurechtschnipseln, ist groß. Brigitte Foppa, die am Montag Nachmittag auch am Magnagoplatz steht, macht sich keine Illusionen: “Die derzeitige Stimmung im Landtag ist leider nicht sehr günstig.” Umso wichtiger sei diese Unterstützungsaktion der Initiative und 35 weiterer Organisationen gewesen. “Zu sehen, dass so viele Menschen diese Veränderung wollen, ist einer der größten politischen Freudenmomente”, lächelt die Grüne Landtagsabgeordnete. Dass die SVP den Gesetzentwurf aber im Landtag versenken wird, hält sie für “politisch nicht denkbar”: “Zum einen, weil er von zwei eigenen Abgeordneten niedergeschrieben wurde und zum anderen – wie würde man das der erfolgreichen Unterschriftensammlung der Bevölkerung erklären?”