Chronik | Satire

Versuch einer Einschüchterung

Der Besitzer der SAD AG, Ingemar Gatterer, hat Strafanzeige gegen den Brixner Liedermacher Markus „Doggi“ Dorfmann eingereicht. Er fühlt sich durch ein Lied verleumdet.
Dogge
Foto: Salto.bz
Das Strafverfahren trägt die Nummer 1983/2017 und geht von einer Strafanzeige aus, die Ingemar Gatterer Anfang dieses Jahres bei der Staatsanwaltschaft Bozen hinterlegt hat.
Es ist ein skurriler Fall, der nicht zum ersten Mal deutlich macht, dass der Hauptaktionär und Geschäftsführer der SAD AG ein besonderes Faible für gerichtliche Streitsachen hat. Diesmal geht der Schlossbesitzer und Herr über Südtirols Nahverkehr gerichtlich gegen den Brixner Liedermacher Markus „Doggi“ Dorfmann vor. Der Grund: Ingemar Gatterer fühlt sich durch einen Song des Südtiroler Musikers verleumdet.
Es ist aber auch ein Fall, bei dem es um weit mehr geht, als nur um persönliche Befindlichkeiten. Es geht um die Fragen, ob man mit dem Strafgesetzbuch Satire beschneiden kann und was Musik und Kunst in Südtirol überhaupt noch dürfen.
So sieht es auch der Beklagte. „Ich bin Liedermacher, von heiter bis ironisch, Satire eben. Und wenn ich Lieder mache, erzähle ich Geschichten, die das Leben, wir Menschen, wir Südtiroler, schreiben. Manche Geschichten sind rund und manche sind eckig“, sagt Markus „Doggi“ Dorfmann zu salto.bz.
„Doggi“, der für seine Blödelhits bekannt ist, ist sich seiner Rolle sicher: „Ich beobachte, überlege, schreibe und dann lasse ich es wissen. Das ist unser Recht: Meinung sagen in einer Demokratie. Das macht uns stark. Liedermachen ist eine Kunst. Kunst darf das.
 

Der Song

 
Seit geraumer Zeit schreibt Dorfmann kurze Songs zu aktuellen Themen und veröffentlicht diese dann auf seiner Facebook-Seite. Einer dieser Songs heißt „SAD Streik“.
Im Januar/Februar 2017 war es arschkalt, und dazu noch Sad-Streik. Da kann es um 5 Uhr früh auf den Bus wartend schon sehr sehr unangenehm werden. Das geht bis zum Zittern, bis zum Schlattern“, erinnert sich Dorfmann.
Wenig später schreibt er diesen Song:
 
 

Die Anzeige

 
Ingemar Gatterer, der sich auch beruflich in der SAD mit Rechtsanwälten umgibt, ist schnell, wenn es ums Anzeigen geht. Er und seine Unternehmen haben allein in den vergangenen zwei Jahren rund ein Dutzend Straf- und Zivilklagen am Bozner Landesgericht eingereicht. Unter anderem auch gegen den Autor dieser Zeilen und salto.bz.
Im Februar 2017 macht Ingemar Gatterer eine Strafanzeige gegen Markus Dorfmann wegen Verleumdung (Art. 595 StGB).„Doggi“ wird vorgeworfen, „das Ansehen von Gatterer Ingomar persönlich und als gesetzlichen Vertreter der SAD AG verletzt zu haben“. Der Fall liegt bei Staatsanwalt Andrea Sacchetti. In den vergangenen Wochen wurde Markus Dorfmann von der Gerichtspolizei angehört.
Doggi“ wird vorgeworfen, „das Ansehen von Gatterer Ingomar persönlich und als gesetzlichen Vertreter der SAD AG verletzt zu haben“.
„Jede Faschingsrevue geht weit mehr unter die Gürtellinie“, sagt Markus Dorfmann. Die Anzeige ist für den Liedermacher auch finanziell kein Zuckerschlecken. Zudem macht sich der Musiker Gedanken über mögliche Langzeitwirkungen dieser Aktion.
Hoffentlich kommt es nicht so weit, dass es nicht nur Kälte ist, die uns zum Schlattern bringt, sondern die Angst vor einer Anzeige“, sagt er nachdenklich, „jedesmal wenn wir auf ironisch-satirische Weise gesellschaftliche „Geschichten“, die unsere Gemeinschaft betreffen, schreiben.
Seine Antwort: „Dann sag ich nur „pfiati“ Demokratie!!!
 

Lesen Sie morgen: Südtiroler Künstler und Musiker für die Freiheit der Kunst.

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kurt duschek Mi., 06.09.2017 - 07:34

Ich würde gerne schreiben, nur hier einen kleinen Kommentar abgeben, aber getrau mich nicht. Möglicherweise werde ich auch angezeigt. Werde sicherheitshalber dem Herrn Gatterer schreiben und fragen was ich schreiben darf.

Mi., 06.09.2017 - 07:34 Permalink
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gorgias Mi., 06.09.2017 - 07:35

In den Vereinigten Staaten wird die Meinungsfreiheit hoch gehalten, die Linken die alle als Rassisten und Faschisten defamieren, die nicht ihre Auffassungen von Toleranz teilen, wachen erst auf wenn es sie selbst betrifft.

Mi., 06.09.2017 - 07:35 Permalink
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kurt duschek Mi., 06.09.2017 - 12:23

Antwort auf von gorgias

Lieber Giorgias, warum kommentieren und sprechen Sie eigentlich mit "problembelasteten linken" Blätterm wie Sie es nennen. Erlaube mir , als 70jähriger alteren Herr, Ihnen einen ganz kleinen bescheidenen Rat zu geben. "Einfach Computer nicht einschalten und somit auch nicht lesen" !!

Mi., 06.09.2017 - 12:23 Permalink
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kurt duschek Do., 07.09.2017 - 07:55

Antwort auf von gorgias

....ich gebe es zu, es macht mir immer mehr Spaß Ihnen zuzuhören und Ihre Antworten zu lesen. Habe doch einige Jahre Erfahrung mit Debatten, Diskussionsrunden und Meinungsverschiedenheiten, doch dieses Verhalten von Ihnen ist mir neu. Sie lesen Informationen einer Zeitung, ärgern sich über zustimmende Leser, wünschen sich Zustände wie in den USA, hoffen auf eine Gehirnwäsche vom SALTO- Franceschini und einen gutgemeinten Vorschlag ist für Sie ein Armutszeugnis. Würde Sie gerne in Ihrer "Blase" besuchen und bei einem Glasele diskutieren. Dieses würde ich auch bezahlen, denn ich werde sicher nicht deshalb Bankrott anmelden.

Do., 07.09.2017 - 07:55 Permalink
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kurt duschek Mo., 11.09.2017 - 07:53

Antwort auf von gorgias

Dem Herrn oder Frau Giorgias hat es die Sprache verschlagen ! Offensichtlich will er/sie nicht mit "Andersdenkenden" diskutieren. Ein typischer Fall einer Person die zuerst schreibt und dann erst beginnt zu denken. Schade, hätte mich auf eine Diskussion gefreut.

Mo., 11.09.2017 - 07:53 Permalink
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kurt duschek Mi., 06.09.2017 - 11:49

Antwort auf von gorgias

....."die Linken die alle als Rassisten und Faschisten defamieren..." das verstehe ich jetzt nicht. Was hat dies mit der Meinungsfreiheit in den Vereinigten Staaten und Toleranz zu tun. Es fällt mir schwer Ihren sehr engen Gedankengängen zu folgen. Vielleicht erklären Sie es mir, denn für neue Gedanken bin immer sehr aufgeschlossen.

Mi., 06.09.2017 - 11:49 Permalink
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alfred frei Mi., 06.09.2017 - 08:55

Massenwarnung durch ein Schild auf jedem Autobus: wer sich daneben benimmt, riskiert eine Anzeige:
“Das Land steht stolz im Feiertagsgewand. Die Zollbeamten sind schön aufgeputzt. Sogar die Penner haben Ausgang, und am Rand sind ein paar Unverbesserliche noch verdutzt. Die alten Ängste, pittoresk gepflanzt, treiben sehr bunte neue Blüten. Die Bullen beißen wieder, und der Landtag tanzt. Endlich geschafft: ein Volk von Phagozyten. Jetzt ist es allen klar: Der Herr baut nie auf Sand. Es herrscht wieder Frieden im Land”. (Konstatin Wecker)

Mi., 06.09.2017 - 08:55 Permalink
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Tobias Klassen Mi., 06.09.2017 - 09:28

Ja der arme Herr Gatterer. Wer nicht ganz sauber ist, klammert sich halt gern ans Justizsystem und peitscht mit Anzeigen herum. Und gelegentlich kann man dabei sogar was verdienen, toll. Es ist ja auch nichts Neues, dass diejenigen, die am schönen System Südtirol ordentlich (mit)verdienen, auch versuchen dies zu verschleiern, und dazu gehört eben auch Kritiker mundtot zu machen. An dieser Stelle ein Appell an Doggi&Co.: Macht weiter so! Wenn die Anzeigen kommen, ist man als Satiriker immer auf dem richtigen Weg.

Mi., 06.09.2017 - 09:28 Permalink
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Richard Lang Mi., 06.09.2017 - 10:05

Im Vergleich zum song "kanzoune vatschinazioune" finde ich diesen song sehr griffig und pointiert.
Super Reim: per pedes und Mercedes

Mi., 06.09.2017 - 10:05 Permalink
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Harry Dierstein Mi., 06.09.2017 - 12:53

Hochverehrter Doggi, lass dich von diesem Apparatschik bloß nicht ins Bockshorn jagen!

Dein Liedchen ist dermaßen harmlos, dass es sich ja eigentlich noch nicht einmal lohnt, die Telefonnummer des Anwalts nachzuschlagen, geschweige denn zu klagen.

Mein Rat: Schreib' ein neues Lied und lass es diesmal richtig krachen! Es stehen ganz, ganz viele Südtiroler hinter dir und unterstützen dich notfalls auch mit Spenden.

Falls dir nun doch ein bisserl mulmig sein sollte (was ich zwar nicht glaube, aber durchaus verständlich wäre), so sei dir als historisches Vorbild der Zwist der Gebrüder Well mit der Großbrauerei Warsteiner ans Herz gelegt, die sich seinerzeit auch die Zähne an den bayerischen Satirikern ausgebissen haben.

Denn Kunst-, Satire- und Meinungsfreiheit sind unantastbar! (Auch in Südtirol)

https://youtu.be/oPPQ--b_kA8

Mi., 06.09.2017 - 12:53 Permalink
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Gregor Beikircher Sa., 09.09.2017 - 14:06

Es ist doch lächerlich wegen so einem Song das Gericht zu bemühen. Was hat Sie denn so beleidigt? Etwa Ihr schlechter Dienst, der hier auf satirische Art aufgezeigt wird?

Sa., 09.09.2017 - 14:06 Permalink