Heller'sche Entzauberung
Außer Heller Begeisterung war aus Brixen nicht viel zu vernehmen nach der Präsentation des österreichischen Künstlers André Heller am vergangenen Samstag. Selbst auf Nachfrage wollte vorerst auch die Arbeitsgemeinschaft Hofburggarten nicht kommentieren, was Landeshauptmann, Bürgermeister wie Bischof gleichermaßen zu begeistern scheint. Bei der Plattform BrixLab will man sich in den kommenden Tagen zuerst intern über die eigene Position klar werden. Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Hofburggarten Enrico De Dominicis war die ganze Woche im Ausland und nicht für Stellungnahmen erreichbar. Positive Zurufe gibt es dagegen selbst von einer kritischen Umweltgruppe wie jener des Eisacktals. „Aus Umweltsicht positiv ist die Schaffung eines vielfältigen Lebensraumes im Stadtzentrum, mit vorwiegend einheimischen Gehölzen und schönen Streuobstwiesen. Wir sind gespannt, wie es weitergeht!“, postete sie diese Woche auf Facebook.
Die erste, die nun öffentlich Fragen aufwirft, ist die Grüne Bürgerliste Brixen. „Andrè Hellers Entwurf verdient Respekt und weckt Bewunderung, ist aber kein Grund zu vorschneller Euphorie“, schreiben die drei GemeinderätInnen Markus Frei, Elda Letrari und Elisabeth Thaler. Der „alte Magier“ habe seine Wirkung nicht verfehlt und seine rhetorischen und visuellen Zauberkünste spielen lassen. „Seine Ideen, die den Garten als Gitarrenkorpus präsentieren und Brixen damit zum musikalischen Resonanzkörper umdeuten, sind von großer Faszination und regen die künftige Gestaltung in jedem Fall nachhaltig an“, räumt die Grüne Bürgerliste ein.
Doch bei aller Inspiration gäbe es vor allem zu drei Punkten noch viele offene Fragen: dem Denkmalschutz, den Kosten des Projektes sowie der Frage einer Ausschreibung, holen die drei GemeinderätInnen die Diskussion von luftigen Höhen auf den Boden der Tatsachen zurück. Den Umgang mit dem Denkmalschutz, der den Charakter des Areals als Pomarium hervorhebt, habe Andrè Heller vor einer Woche auf Rückfrage der anwesenden Amtsdirektorin Waltraud Kofler Engl offen gelassen bzw. zu erkennen geben, dass er hier freie Hand wünscht. Tatsache ist laut der Bürgerliste, dass der bekannte österreichische Künstler in seinen Umgestaltungsvorschlägen die Idee des Obstgartens zwar aufgreife, aber die Grundanlage des Gartens in einschneidender Weise verändern würde. „Auch der Bezug auf die Hofburg bleibt fragwürdig, zumal durch die vorgesehenen neuen Anbauten und Pavillons, die den Baukörper der Hofburg in ihre Wirkung einschneidend verändern“, schreiben die Gemeinderäte.
Quanto costa?
Ebenfalls nur in Andeutungen berührt worden, seien bei der Vorstellung die Kosten des Projekts. Auch hier haben Heller jegliche Festlegung vermieden. „Ob der Rahmen des Projekts aber 5 Millionen Euro, das Doppelte oder gar 20 Millionen Euro umfasst, ist ein grundlegendes Entscheidungskriterium, da hierfür die Steuerzahler aufkommen sollen“, so die Bürgerliste. Auch sei eine allfällige Kostenteilung zwischen Land und Gemeinde noch völlig ungeklärt. Dies wecke im Hinblick darauf, dass Brixen vor wichtigen Vorhaben wie Bibliothek und Altersheim steht, nicht geringe Sorgen.
Festgestellt wird von der Bürgerliste auch, dass durch das breite Interesse am Magneten Heller jeder andere Entwurf nicht mehr in Betracht zu kommen scheint. Allen voran der 2015 in den Gemeinderat eingebrachte und verabschiedete Vorschlag der Gewinner des von der Gemeinde ausgeschriebenen Wettbewerbs. Damals waren aus 90 internationalen Bewerbungen zehn Vorschläge ausgewählt worden, um schließlich das Projekt des Meraner Büros freilich Landschaftsarchitekten zu küren. Nach einem Vorprojekt, das gemeinsam mit dem Architekturbüro Höller & Klotzner um eine Variante erweitert worden war, um die Wünsche der Brixner Vereine und BürgerInnen zu berücksichtigen, waren die Landschaftsplaner noch mit der Einreichplanung beauftragt worden. Doch spätestens nach den Neuwahlen machte die Gemeindeverwaltung klar, dass sie sich Spektakuläreres für den gepachteten historischen Garten wünsche.
Mit André Heller scheinen diese Wünsche nun in Erfüllung zu gehen. Wie ein Projekt in solchem Umfang mit dem italienischen Vergaberecht vereinbar ist, also wie man dem österreichischen Tausendsassa einen solchen Auftrag direkt zuschanzen kann, ist laut der Grünen Bürgerliste eine weitere offene Frage in der Causa, die dringend abzuklären ist. „Die allgemeine Euphorie scheint gegenwärtig jede Diskussion auszuschließen“, finden Markus Frei, Elda Letrari und Elisabeth Thaler. „Doch wir haben die Pflicht und Verantwortung auf diese offenen Problempunkte hinzuweisen.“
Was bei allen guten
Was bei allen guten Argumenten, die ihre Werte bilden, die gewisse Antipathie, nach vielen Jahren nicht verschwinden lässt: sie scheinen einfach zu unkreativ, lebensfeindlich und streng, die Grünen. Ich würde mich auch fürchten, wenn sie das Sagen hätten, wie vor vielen anderen.
Das ist so ein persönlicher
Das ist so ein persönlicher Eindruck von mir, den man mir verzeihen möge, wenn ich in die blassen, entsagenden, halsumschalten Gesichter blicke, die ein nein, das geht nicht schon auf den Lippen haben und mit Todesverachtung den Sojanaturjogjurt mit Sanddornsaft hinunterkauen.