Apocalypse snow
Anschaulicher kann man es schwerlich beschreiben: auf der Titelseite der Tageszeitung La Stampa schildert die Journalistin Sara Ricotta-Voza ihre Wochenend-Tortur auf der Brennerautobahn: Bressanone-Milano: 12 ore. Ungeräumte Schneefahrbahnen, fehlerhafte Benachrichtigung, der Sturm auf die Raststätten und Toiletten: "La coda al bagno è uno choc, non solo perchè sembra quella per i saldi di Harrod's, ma anche perchè la metà si fa all'aperto, sotto la neve e all'aria che mulina." Was die Journalistin als "12 ore di Apocalypse (S)now" beschreibt, hat wie üblich unterschiedliche Reaktionen ausgelöst - von der hilflosen Selbstverteidigung der Autobahngesellschaft bis hin zur Forderung der Seilbahn- und Liftbetreiber nach einer dritten Spur. Sicher war es ein Tag, an dem sich alle erdenklichen Übel gekreuzt haben - vom verlängerten Wochenende bis zum ausgiebigen Schneefall. Gleichzeitig war es ein unmissverständliches Warnsignal an all jene Fremdenverkehrsmanager, die glauben, im Tourismus sei grenzenlose Expansion möglich. Wir verzeichnen bei gut 500.000 Einwohnern über 30 Millionen Übernachtungen jährlich. Mit Jubel reagiert man auf die Erfolgsmeldung, dass im Sommer nochmals ein Zuwachs von fünf Prozent verzeichnet wurde. Das Land investiert Millionen in die Fremdenverkehrswerbung.
Doch mit über 120 Millionen Übernachtungen jährlich sind die Alpen längst zu einem der grössten Freizeitparks Europas verkommen. Immer neue hochtechnologische Seilbahnen schaufeln Tausende in Höhen bis zu 4000 Metern und in sensilble Gletscherregionen. Die riesigen Blechlawinen an den Talstationen zeugen von der Grössenordnung des Phänomens.
Über den Brenner fahren mit 2,1 Millionen doppelt so viele schwere LKW wie über alle Schweizer Alpenpässe zusammen. In der Schweiz ist ihre Zahl rückläufig, während die Menge der auf Schienen transportierter Güter zunimmt.
Dagegen wächst am Brenner der Transitverkehr unaufhörlich und Staus von 100 Kilometern sind längst keine Seltenheit mehr. Die Blockabfertigung ist kein Rezept, sondern nur Ausdruck der Hilflosigkeit, mit der Tirol die Stauungen auf die Nachbarregionen abschiebt. Die Luftverschmutzung durch die Autobahn ist längst bedrohlich.
Fazit: wir leben längst nicht mehr in der heilen Welt, die wir anderen so gerne vorgaukeln. Aber wir tun so, erweitern unaufhörlich unsere Hotelkapazitäten und locken immer neue Gäste ins Land. Wir verkaufen den Urlaubern "Südtiroler Markenspeck" von Schweinen, die allesamt aus ausländischen Mastbetrieben stammen, deren Anblick häufig kaum appetitanregend wirkt. Und auch die erregten Glyphosat-Diskussionen beweisen, dass wir nicht in dem unverdorbenen Paradies leben, das wir auf Werbeplakaten so gerne verkaufen.
Apocalypse snow sollten wir als Warnung und Alarmruf begreifen: die weitere Steigerung der Urlauberzahlen ist nicht nur eine Erfolgs-, sondern auch eine Fieberkurve.
Preise rauf! Wenn ein Produkt
Preise rauf! Wenn ein Produkt knapp wird, geht jeder gute Kaufmann mit den Preisen rauf! Also: Mautpreis, Zimmerpreis, Seilbahnpreis, etc. einfach anheben! Was ist der Effekt? ein paar Touristen weniger, aber derselbe Umsatz!
Grundsätzlich würde ich Herrn
Grundsätzlich würde ich Herrn Kripp zustimmen, aber...
Das ganze Jahr werden wir ermahnt, der Luftgüte und der Umwelt zuliebe auf das Auto zu verzichten. Wir bekommen permanent ein schlechtes Gewissen eingeredet, wenn wir mit dem Auto zur Arbeit fahren. Das durch die Arbeit verdiente Geld geben wir dann in unseren Geschäften aus, soweit so gut. In Meran wird der Kallmünz Parkplatz geschlossen, damit weniger Menschen mit dem Auto in die Stadt fahren. Für mich ist das mittlerweile nicht nur eine Heuchlerei, sondern auch eine Frechheit. Wir Ansässigen trauen uns in diesen Tagen kaum in die Stadt, weil man ewig braucht um sein Ziel zu erreichen, von einem Parkplatz reden wir gar nicht. Hunderte, tausende Autos, Camper und Busse rollen in diesen wenigen Wochen in die Städte, kein Wort mehr zur Umweltverschmutzung, hauptsache die Kasse einiger weniger stimmt. Und wir, die wir hier leben? Tja wir gehen nicht in die Stadt am Wochenende oder an den Feiertagen. Wir sind die Dummen, die die Zeche zahlen. Ich finde, weniger wäre hier mehr!