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Freiheitliche machen Schule

Die Freiheitlichen wollen in der Bildungspolitik mitmischen. Ihre Vorschläge: kein CLIL-Unterricht, mehr Heimatkunde und andere Verteilung nicht-deutschsprachiger Kinder.
Schulklasse
Foto: Pixabay

Man hat Sigrun Falkensteiner einen Monat arbeiten lassen bevor man gleich mit einer ganzen Liste an Forderungen auf die neue Schulamtsleiterin zutritt. Die Freiheitlichen wollen einen Termin im Schulamt. Falkensteiner, die Landesschuldirektorin – so lautet die neue Berufsbezeichnung der Nachfolgerin von Peter Höllrigl –, soll über die bildungspolitischen Anliegen der Freiheitlichen unterrichtet werden.

Da wäre zum einen die “Beendigung des CLIL-Experiments in Südtirol”, worüber der Freiheitliche Bildungssprecher Otto Mahlknecht am Dienstag Vormittag spricht. CLIL-Unterricht widerspreche dem Recht auf muttersprachliche Schule – “Fachunterricht auf Englisch oder Italienisch ist in Südtirol rechtswidrig”, leitet Mahlknecht aus Art. 19 des Autonomiestatuts und einem Urteil des Staatsrates ab, das besagt, dass es in Universitäten in Italien keine Lehrveranstaltungen ausschließlich in einer Fremdsprache geben dürfe.

Darüber hinaus “diskriminiert CLIL sprachlich weniger begabte Schüler”, meint Mahlknecht. Um sprachlich weniger talentierte Schüler machen sich die Freiheitlichen bei der zweiten Forderung keine Sorgen. Die geht viel eher in die entgegengesetzte Richtung. Man fordert eine “gleichmäßige Verteilung von Kindern mit schlechten Deutschkenntnissen in deutschen Kindergärten und Schulen”. Wo “eine hohe Anzahl an Kindern nur schlechte Deutschkenntnisse besitzen” seien die Lernbedingungen für Kinder deutscher Muttersprache bzw. mit guten Sprachkenntnissen schlechter, so Otto Mahlknecht. Nicht die Staatsbürgerschaft, sondern die Sprachkenntnisse sollten bei der Verteilung der Kinder berücksichtigt werden.

Laut einem Beschluss der Landesregierung von 2008 “sollen Klassen mit einem Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund von mehr als 30 Prozent vermieden werden.”
Diese Quote findet Mahlknecht “unpassend”, da nicht nur “zusätzlich zu den Migrantenkindern auch Kinder aus rein italienischsprachigen Familien mit italienischer Staatsbürgerschaft und auch Kinder aus gemischtsprachigen Familien” in deutschsprachige Bildungsinstitutionen eingeschrieben würden, sondern “absurderweise Kinder deutscher Muttersprache als ‘mit Migrationshintergrund’ eingestuft werden, weil sie nicht die italienische, sondern die deutsche oder österreichische Staatsbürgerschaft besitzen”, bemängelt Mahlknecht.

Unabhängig von Staatsbürgerschaft, Sprache oder Herkunft fordern die Freiheitlichen schließlich einen dritten Punkt: mehr Heimatkunde in den Schulen. Vor allem Jugendlichen fehle es an Kenntnissen über Landes- und Autonomiegeschichte, hat der Landtagsabgeordnete Sigmar Stocker festgestellt. Außerdem werde die Südtiroler Autonomie zusehends als “unantastbar und daher selbstverständlich hingenommen”, so Stocker. Das sei “auf lange Sicht fatal” – denn “wie sollen so morgen Politiker heranwachsen, die unsere Autonomie vor Rom und Brüssel verteidigen?”, fragt sich der Freiheitliche. Doch “auch wegen der Einwanderer” sei “objektiver, aber verstärkter” Heimatkundeunterricht in den Schulen wichtig – als “Grundvoraussetzung für eine gelungene Integration”.

Weniger an die neue Landesschuldirektorin Falkensteiner als vielmehr an die Landesregierung gerichtet ist schließlich der Beschlussantrag, den die Freiheitliche Landtagsfraktion noch in dieser Legislatur vorlegen will. Nach österreichischem Vorbild solle die Möglichkeit geprüft werden, ob “Deutsch vor Schuleintritt” auch in Südtirol umsetzbar ist. Das von der FPÖ vorangetriebene – und inzwischen von der schwarz-blauen Regierung genehmigte – Modell sieht ab dem Schuljahr 2018/19 Sprachtests bei der Einschulung, eigene Deutschförderklassen und Intensivsprachkurse vor. “Eine ur-Freiheitliche Forderung”, betont die Freiheitliche Fraktionssprecherin im Landtag, Ulli Mair.

Auch Hannes Zingerle hat sich auf die Pressekonferenz vorbereitet. Der jüngste Freiheitliche Landtagsabgeordnete hat eine ganz eigene Liste an Forderungen an die Landesschuldirektorin zusammengestellt: “Sicherheit in Schulen”, “Sport- nicht auf Kosten des Religionsunterrichts”, “Eröffnungs- und Abschlussgottesdienst nicht vernachlässigen”. Zingerle nimmt sich Zeit – wird die Pressekonferenz doch live über Facebook auf der Seite der Freiheitlichen übertragen.
Bei einem heißen (Wahlkampf-)Thema wie der Schule wollen eben alle mit von der Partie sein.