Gesellschaft | SPID

Digitalienische Identität

Unnötige Wege und wertvolle Zeit sollen die Bürger dank der einheitlichen digitalen Identität SPID sparen. Die Registrierung ist bislang nur auf italienisch möglich.
Digitale Welt
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Behördengänge bequem von zu Hause oder unterwegs erledigen. Nicht mehr an Öffnungszeiten und Papierkram gebunden sein. Schnell und unkompliziert Ansuchen, Anmeldungen und Anfragen abschicken.
Seit September 2015 ist es möglich, online gewisse Dienste der öffentlichen Verwaltungen in Anspruch zu nehmen. Inzwischen sind in Südtirol 64 Online-Dienste über das Bürgerkonto myCIVIS verfügbar
Doch dort, wo eigentlich Hürden abgebaut werden sollen, stoßen derzeit viele an ihre Grenzen. Dabei wäre das Ganze “absolut im Interesse der Menschen”, wie Landesrätin Waltraud Deeg betont. Doch auch sie weiß um die neuen Schwierigkeiten der digitalen Welt – die so neu gar nicht sind.

 

Unnötiges soll wegfallen

Die Einschreibung in die Schulmensa, das Ansuchen um Landeskindergeld oder Studienbeihilfen, die Anmeldung zur Zweisprachigkeitsprüfung, die Einsicht in das Grundbuch und den Kataster – all das kann inzwischen online erledigt werden Künftig kommen die digitale Verschreibung, die elektronische Patientenakte, das Ansuchen um Pendlerbeiträge oder Dienste des Südtirol Pass dazu.
Allen Online-Diensten gemein ist, dass auf sie seit 1. März über die so genannte einheitliche digitale Identität, kurz SPID (Sistema Pubblico di Identità Digitale), zugegriffen wird. SPID hat das Bürgerkonto (auch als eGov-Account bekannt), das es seit 2015 gibt, abgelöst. Weiterhin aufrecht bleibt der Zugriff über eine aktivierte Bürgerkarte samt Lesegerät.
Bisher gibt es an die 15.000 aktivierte digitale Identitäten in Südtirol.

“SPID ist vergleichbar mit einem Schlüssel, mit dem jeder Bürger mit seinem Benutzernamen und seinem Passwort auf sein persönliches, digitales Konto zugreifen kann. Darin befinden sich alle Unterlagen, die er oder sie auf dem digitalen Weg an die Verwaltung übermittelt hat.” Für IT- und Verwaltungslandesrätin Waltraud Deeg liegen die Vorteile von SPID auf der Hand. “Es geht vor allem darum, unnötige Wege und damit wertvolle Zeit zu sparen.”

 

Verzwickte Sprache

Bis dahin ist jedoch eine Hürde zu nehmen, die für viele Bürger nicht unerheblich hoch ist. Denn bevor die Reihe an Onlinediensten des Landes, aber auch der Gemeinden, des Staates oder anderer Behörden wie zum Beispiel des nationalen Fürsorgeinstitutes NISF/INPS genutzt werden können, will SPID erst einmal erstellt bzw. aktiviert werden.
Die Anleitung dazu findet sich auf der Seite des digitalen Bürgerkontos myCIVIS. Insgesamt stehen acht Anbieter zur Auswahl, bei denen ein SPID-Account eingerichtet werden kann. Die so genannten Provider sind: Aruba, InfoCert, Namirial, Register.it, Sielte, TIM, IntesaID – und Poste Italiane. Ende Jänner hat das Land die Post beauftragt, Hilfestellung bei der Einrichtung der digitalen Identität zu leisten. “Zudem soll es bald möglich sein, das bisher einsprachige Anmeldeverfahren auch in deutscher Sprache abzuwickeln”, sicherte die Landesregierung zu.

“Doch bis heute ist die Registrierung nur in italienischer Sprache möglich”, kritisierte die Süd-Tiroler Freiheit bereits Ende März. Vielen fällt das Registrierungsverfahren für einen SPID-Account nicht leicht. Verärgert sind nicht nur die Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit. Bernhard Zimmerhofer, Sven Knoll und Myriam Atz Tammerle haben eine Anfrage im Landtag eingereicht, in der sie unter anderem wissen wollen, “ab wann der Dienst auch in deutscher Sprache zur Verfügung stehen” wird.

So recht weiß die Landesrätin das nicht. Auf Staatsebene poche man immer wieder auf die Mehrsprachigkeit, auch im falle von SPID sei man interveniert, um aufzuzeigen, dass die Möglichkeit, in der eigenen Muttersprache begleitet zu werden, eine fundamentale Rolle einnehme. Die “Probleme bei staatlichen Plattformen” seien nämlich nicht neu, seufzt Deeg auf Nachfrage von salto.bz. Sie setzt vor allem auf die Post. “Es herrscht ein reger Kontakt, auch mit dem Landeshauptmann, auf politischer und technischer Ebene”, lässt Deeg wissen. Aber dass die Post in absehbarer Zukunft im Falle von SPID auch eine Registrierung auf deutsch zur Verfügung stellen wird, kann sie nicht versprechen.

 

Abhilfe und ein Lichtblick

Was rät die Landesrätin den Bürgern, die Schwierigkeiten bei der Einrichtung der einheitlichen digitalen Identität haben? Hilfe gibt es – immerhin – bei den Postämtern vor Ort. An die kann man sich bei der Erstellung eines SPID-Accounts wenden. Einen Beratungsdienst bietet ebenfalls die Handelskammer. Und nicht zuletzt gibt es die Grüne Nummer – 800 816 836 –, unter der Auskunft zu erhalten ist. Auch auf deutsch.

Eine Erfolgsmeldung gibt es dann doch. Seit Kurzem ist die Seite der Agenzia per l’Italia Digital, auf der es allgemeine Auskünfte zu SPID gibt, auch auf deutsch online. Die Informationen auf der Seite der Agentur, die beim Ministerrat angesiedelt ist, hat Deegs Team übersetzt. “Ich habe sehr fähige Mitarbeiter im Ressort, die die Übersetzung gemacht und nach Rom geschickt haben”, bestätigt die Landesrätin.
Ganz im Sinne der Idee hinter SPID: smart und mobil.

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Profil für Benutzer Harry Dierstein
Harry Dierstein Fr., 11.05.2018 - 06:48

Wem die Aktivierung der Digitalen Bürgerkarte und die Einrichtung des SPID-Zugriffs persönlich zu aufwändig oder schwierig sein sollte, dem bieten die öffentlichen Stellen gute Hilfestellung: So wird z. B. im Bozner Rathaus die Aktivierung der Bürgerkarte direkt am Schalter vom Mitarbeiter der Stadtverwaltung durchgeführt.

Und wer den Fußweg zur wenigen Minuten entfernten Handelskammer anschließend nicht scheut, der kann auch dort gleich die SPID-Dienste freischalten lassen. Alles, was hierzu benötigt wird, ist ein Mobiltelefon, da ein Teil der Zugangsdaten direkt per SMS an den Bürger verschickt wird. Der zweite Teil von PIN und PUK kommt per E-Mail aufs elektronische Postfach.

Wer also mit dem Smartphone unterwegs ist und sowieso mobilen Zugriff auf seine E-Mails hat, der kann von den freundlichen, perfekt mehrsprachigen und gut geschulten Mitarbeitern in Rathaus und Handelskammer innerhalb einer halbe Stunde für die Onlinedienste der Provinz und des Staates freigeschaltet werden.

Fr., 11.05.2018 - 06:48 Permalink