Politik | Kommunikation

Die Propagandaaktion

Die Agentur für Kommunikation will die Dienste des Landes bewerben. Dazu gibt es ab heute vier Zeitungsbeilagen. Ausschließlich in Athesia-Medien. Kosten: 180.000 Euro.
Palais Widmann
Foto: Hannes Prousch
Wer am heutigen Freitag die Tageszeitung „Dolomiten“ kauft, der wird neben dem Dolomiten-Magazin eine weitere Beilage mitbekommen. Unter dem Titel „Landleben“ findet man in dem Heft ein Sammelsurium von Themen, die indirekt mit dem Land und der Landesverwaltung zu tun haben. Am Samstag wird dieselbe Broschüre auf Italienisch dem „Alto Adige“ beigelegt werden. Und wenig später auch der Gratiszeitung „Qui“. Zufällig gehören alle drei Produkte einem Verlag: Der Athesia.
Herausgegeben und bezahlt werden die Beilagen von der öffentlichen Hand. 45.000 Euro kostet die Aktion. Und damit nicht genug. „Das ist nur der Startschuss für eine Serie, die das ganze Jahr über und auch 2019 weitergehen soll“, sagt Marco Pappalardo. Der Chef der Agentur für Kommunikation ist der Kopf und auch Auftraggeber der amtlichen Propagandaaktion.
2018 sollen insgesamt 4 solcher Beilagen erscheinen. Noch im Sommer wird es ein Heft zum Thema Gesundheit geben. Im Spätherbst eine Beilage zum Thema Autonomie und zum Jahreswechsel ist ein Heft zur Innovation geplant. Die Beilagen sind sogenannte „Advertorials“. Das heißt der Auftraggeber schlägt die Themen vor. Die Beiträge werden dann aber von den Journalisten des Auftragnehmers verfasst. Es ist ein Art noblere redaktionelle Werbeveranstaltung.
Dabei gehört es zur Tradition, dass die Politik besonders in Wahljahren nur all zu gerne, die eigenen Erfolge mit Steuergeldern unters Wahlvolk bringen will. Man kann hier fünf Legislaturen zurückschauen und wird immer wieder diese plötzliche Informationsfreude finden, die pünktlich vor Landtagswahlen aufflammt. In dieser Optik kann man auch diese Propagandaoffensive sehen. Ende Oktober stehen Landtagswahlen an. Das Timing stimmt somit perfekt.
 
Marco Pappalardo widerspricht dieser Leseart aber energisch: „Das Ganze hat mit den Landtagswahlen nichts zu tun“. Zum einen würden nur zwei Beilagen noch vor den Wahlen erscheinen, die anderen zwei erst danach. Vor allem aber sei die Machart der Hefte völlig anders. „In diesen Beilagen wird weder ein Zitat, noch das Foto oder der Name irgendeines Politikers vorkommen“, sagt Pappalardo, „sondern es geht darum die Dienste des Landes zu kommunizieren.
Der Sinn der Hefte sei es den Bürgern Informationen zu den verschiedensten Themen zu liefern. Informationen, die lesbar und spannend aufbereitet wurden. „Meine Aufgabe ist es Werbung für die Landesverwaltung und nicht die Landesregierung zu machen“, umschreibt Pappalardo sein Credo.
Auch die Tatsache, dass die Agentur für Kommunikation mit dieser Aktion rund 180.000 Euro ohne Ausschreibung direkt nur an einen einzigen Verlag verteilt, sieht der Leiter der Kommunikationsagentur nicht als problematisch an. „Das ist nur eine Maßnahme einer ganzen Palette, die wir geplant haben“, sagt Pappalardo. So würde es im Herbst noch eine weitere Broschüre geben, die über andere Kanäle und auch online vertrieben werden soll. Für die Verteilung dieser vier Beilagen sei Südtirols größter Verlagskoloss aber der beste Kanal. Man würde so die meisten Leute erreichen.
Hier drängt sich ein anderes Bild auf: Ist der fette Kuchen erst einmal in die richtige Richtung verteilt, darf der Rest der Südtiroler Medienwelt sich um die Krümel streiten. 
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Salto User
Sepp.Bacher Fr., 08.06.2018 - 10:55

Interessant, dass Kompatscher und seine Knechte letzthin die Mär verbreiten, dass die Landesverwaltung nichts mit der Landesregierung zu tun habe. Kompatscher erklärt z. B. ein Auswahlgespräch (Fall Puglisi) zu einem öffentlichen Wettbewerb. Man muss ihm verzeihen, denn er kennt sich in der Verwaltung ja nicht aus und kann dieser auch nicht dreinreden!?!

Fr., 08.06.2018 - 10:55 Permalink