Anscheinend ist der Mussolini
Anscheinend ist der Mussolini hoch zu Ross am Finanzamt manchen Mitmenschen lieber als eine harmlose Sagenillustration. Das lässt tief blicken.
Die Gewalt, die ich meine, kommt nicht von sogenannten Migranten. Das sei gleich vorweggenommen, damit sich die Mahlknechts und Urzìs keine falschen Hoffnungen machen. Also nein, es wird kein Wasser auf ihre Wahlkampfmühlen geben, denn gewalttätig sind diesmal zwei Könige. (Das soll's ja auch geben). Beide schauen grimmig drein und tragen stylische Bärte. Der Große rammt dem Kleinen das Knie in den Rücken und dreht ihm den Arm um. Und vor lauter Grobheit oben haben die Rosen drunter keine Chance.
Die zwei Ranggler heißen Dietrich von Bern und König Laurin. Beim ihrem Streit geht es um Macht und um eine Frau, Similde. Erzählt wird die Story via Sage und Heldenepos in unterschiedlichen Versionen. 1907 wurden die Zwei vom Bildhauer Kompatscher in Stein gehauen, dann stellte man sie auf die Wassermauer, schrieb drunter „Der Bürger Wohl zu mehren, dem fremden Gast zu Ehren“ um das aufblühende Bozen als Laurin-Stadt zu vermarkten. Aber da rauschte die Weltgeschichte über die Stadt hinweg, und die in Stein gehauenen Streithähne wurden verlegt. Mehrmals. Alle Transporte überstanden sie gut, auch den vorerst letzten vom Magnago-Platz in den Bahnhofspark, wo sie ringend darauf warten, wieder vor den Landtag zurück zu dürfen.
Vielleicht fallen die zwei Ranggler beim nächsten Transport ja doch noch herunter wie das mit lästigem Nippes manchmal passiert...
Was für eine feinsinnige Botschaft :-)) eine Gewaltszene vor dem Landtag, jenem Gebäude, in dem ganz Südtirol vertreten wird, egal ob groß, klein, dick, dünn, fies, ehrlich, weiß, schwarz, homo, hetero, weiblich, männlich, trans oder sonstwas. Da helfen auch keine erklärenden Tafeln. Ich wünsche mir einen statuenbefreiten Magnago-Platz. Vielleicht fallen die zwei Ranggler beim nächsten Transport ja doch noch herunter wie das mit lästigem Nippes manchmal passiert...uppss, kaputt.
Anscheinend ist der Mussolini hoch zu Ross am Finanzamt manchen Mitmenschen lieber als eine harmlose Sagenillustration. Das lässt tief blicken.
Leider ist gerade der lästige Nippes oft so unglaublich widerstandsfähig.Wie oft ich schon versucht habe, diese durch-Farbwechsel-Wetterwechsel-anzeigende Figuren unauffällig auf den Boden zu werfen. Aber ich geb die Hoffnung nicht auf....
Mir gefällt der Platz vor dem Landhaus besser ohne Statue. Der Raum wirkt einfach besser. Warum aber so abfällig gegenüberdas Kunstwerk an sich? Für welche Ressentiments muss die Statue hier herhalten?
Das ist genau die Einstellung, die unsere deutschen Patrioten an das Siegesdenkmal bzw. das Relief am Gerichtsplatz anwenden wollen und wollten. In keinem der beiden Fälle - also auch nicht bezogen auf den Brunnen - ist Bildersturm akzeptabel.
Aber im Zusammenhang mit dem Brunnen von Kunst sprechen... gediegenes Handwerk, ok, aber Kunst?
Warum denn nicht auch bei diesem "friedlichen" Denkmal eine Leuchtschrift anbringen ?
Wenn das hier der Versuch darstellen soll einen Bezug zum Siegesdenkmal herzustellen, dann ist das eine Verharmlosung des Faschismus.
Natürlich durfte der am Ende einer solchen Kolumne nicht fehlen: der alte argumentative Taschenspielertrick der Südtiroler Faschisten, Postfaschisten, Neofaschisten etc., nämlich dass der Laurin-Brunnen ein vergleichbarer Fall wie das Siegesdenkmal sei.
Das dumme ist halt nur, dass der Laurin-Brunnen keine rechtsradikalen, chauvinistischen und nationalistischen Inhalte zeigt, sondern eine zentrale Szene einer lokal überlieferten Volkssage illustriert. Und dass der Brunnen von seinen Machern auch nicht als rechtsradikales, chauvinistisches und nationalistisches Monument intendiert war, sondern denkbar harmlos als Tourismus-Gag für Urlauber... Aber natürlich ist das hier ein freies Land, jeder darf sich mit jeder Argumentation selbst blamieren.
Wer benötigt denn politische Denkmäler? Engstirnige Nationalisten die dem "Fremden" zeigen müssen wer hier das Kommado führt. Und darin sind alle diese Art von Denkmälern gleich. Der germanische Held der den südländischen Zwerg niederringt.
Der Duce hoch zu Roß der die "allogeni" belehrt. Sperren wir doch diese Gespenster der Vergangenheit in einen Keller.
Und genau das ist der argumentative Taschenspielertrick der Südtiroler Faschisten, Postfaschisten, Neofaschisten etc., nämlich die Deutung des Laurin-Brunnens als genuin "politisches Denkmal". Und das ist leider falsch. Erstens steht in der überlieferten Sage kein Wort davon, dass der gute Laurin ein "südländischer Zwerg" gewesen sei (es werden da überhaupt keine nationalen oder völkischen Zuschreibungen gemacht, derartige Interpretationen sind Erfindungen des 19. Jahrhunderts...), zweitens spielten bei der Errichtung des Brunnens politische Betrachtungen gar keine Rolle. Zu einem "politischen Denkmal" gemacht wurde der Brunnen erst von den Faschisten, aber das kann man jetzt schwer dem Brunnen anlasten. Wer den Brunnen als "politisches Denkmal" begreift, macht sich schlichtweg die bizarre Sichtweise der Faschisten zu eigen.
Erwähnenswert vielleicht auch, dass Renate Mumelter in ihrem Beitrag (anders als "19 Amet") gar nicht diese politisierende Sichtweise vertritt, sondern die bedenkenswerte Frage in den Raum stellt, ob ein eine Gewalttat zeigendes Denkmal in einem institutionalisierten städtischen Kontext wirklich opportun ist.
Au weja, da hast du dir aber ein schlechtes Beispiel für deine These ausgesucht. Dietrich von Bern steht in diesem Fall - extrem kondensiert - für "Angriffskrieg", nicht für Verteidigung. Wo da wohl die positive Botschaft stecken soll?
Du musst die Sage schon von vorne bis hinten lesen. Besonders bis zum bitteren Ende...
Warum muss der, ach so unpolitische Brunnen, dann im Zentrum der Macht stehen ?
Ach, was so eine alte, figürliche Sagenillustration doch für Diskussionen hervorrufen kann?!
Die allermeisten Märchen handeln von und über Gewaltszenen ... und sollen doch erzieherisch wertvoll sein. Oder wären die auch alle zu entrümpeln, zu vernichten, zu verbieten?
Sie sind schon entrümplet. Fragen Sie doch heute Kinder wie ihnen die "Dolomitensagen" gefallen. Man wird Sie anschauen als kämen Sie vom Mond.