Politik | Freiheitliche

Blaue Brille

Der Freiheitliche Landtagsabgeordnete Walter Blaas führt einen neuen Begriff in Südtirol ein: Nafri. Es ist der deutsche Polizeijargon gegen nordafrikanische Straftäter.
Wissen Sie was ein Nafri ist?
Nein. Machen sie sich keine Sorgen, auch der Schreiber dieser Zeilen wusste es nicht.
Deshalb ein Nachschlag auf Wikipedia. Dort heißt es:
 
„Nafri ist eine interne Arbeitsbezeichnung der Polizei Nordrhein-Westfalen für „Nordafrikaner“ oder „Nordafrikanischer Intensivtäter“. Es handelt sich um eine Abkürzung, die polizeiintern zum Beispiel im Funkverkehr genutzt wird. Darüber hinaus fand der Begriff nach den Vorfällen an den Silvesternächten in Köln 2015/16 sowie 2016/17 öffentliche und mediale Beachtung und wird seitdem kontrovers diskutiert. Simone Peter, eine der beiden Grünen-Vorsitzenden, nannte den Begriff „völlig inakzeptabel“, da er eine herabwürdigende Gruppenbezeichnung sei.“
 
Wie nahe Köln und Bozen sind, zeigt sich jetzt in einer Landtagsanfrage und einer Presseaussendung des Freiheitlichen Walter Blaas.


Der Drogensumpf

 
Ende Juni hat Walter Blaas im Landtag eine Anfrage zum „Drogensumpf in Südtirol“ gestellte.
Der blaue Politiker wollten wissen, wie viele Drogendelikte im Jahr 2017 und im Jahr 2018 bis zum Stichdatum 20. Juni in Südtirol festgestellt wurden? Wie viele Strafen und in welchem Ausmaß aufgrund der Drogendelikte ausgestellt wurden? Welche Mengen an Drogen  im besagten Zeitraum sichergestellt wurden und um welche Arten von Drogen es sich dabei handelt?
 
Spätestens mit der vierten Frage wird klar, wohin Blaas´es Reise in den Südtiroler Drogensumpf führen soll. In der Anfrage heißt es weiter:
 
  • Wer waren die Drogendealer, welche Staatsbürgerschaft hatten diese und wurden auch die Hintermänner ausgeforscht? Bitte um eine detaillierte Angabe der Vorfälle für das Jahr 2017 und das Jahr 2018 mit Stichdatum 20. Juni. 
  • Aus welchen Gründen sind marokkanische Staatsbürger immer wieder in Drogendelikte verwickelt? 
  • Wie viele marokkanische Staatsbürger befinden sich derzeit in Südtirol und was sind die Gründe für ihren Aufenthalt, zumal im Urlaubsland Marokko derzeit keine bewaffneten Konflikte herrschen? 
 

Die Antwort

 
Laut eigens vom Regierungskommissariat für die Provinz Bozen eingeholten Informationen können zum Großteil der Fragen die gewünschten Daten geliefert werden“, antwortet Landeshauptmann Arno Kompatscher Ende Juli auf die Landtagsanfrage. 
 
Demnach haben 2017 die Staatspolizei, die Carabinieri und die Finanzwache - insgesamt über 110 Personen wegen Straftaten im Zusammenhang mit dem Besitz und Verkauf von Suchtstoffen verhaftet und über 170 Personen angezeigt. In den ersten 6 Monaten dieses Jahres wurden über 50 Personen festgenommen und über 100 Personen angezeigt.
Auch die Menge der Suchtmittel wurde vom Regierungskommissariat genauestens erfasst. So wurden im Jahr 2017 1.923 kg Suchtstoffe beschlagnahmt. davon etwa 200 kg Kokain, etwa 20 kg Heroin und etwa 1.637 kg Haschisch und Marihuana. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 sind insgesamt etwa 189 Kg Suchtstoffe‚ davon etwa 6 Kg Kokain und etwa 126 Kg Haschisch und Marihuana beschlagnahmt worden.
 
Bis hierhin dürfte Walter Blaas mit der Antwort durchaus zufrieden sein.
Doch dann folgt die Enttäuschung. Arno Kompatscher und die Ordnungskräfte wollen den vom Freiheitlichen Politiker aufgestellten kausalen Zusammenhang Drogendealer - Marokkaner nicht bestätigen.
Die an solchen kriminellen Delikten beteiligten Personen sind, wenn es sich nicht um Italiener handelt, nicht unmittelbar auf ein einzelnes Land oder auf ein einzelnes geografisches Herkunftsgebiet zurückzuführen. Es handelt sich meistens um Europäer, Asiaten oder Afrikaner“, heißt es in der Antwort Kompatschers.
Auch zur Verwicklung der marokkanische Staatsbürger in Drogendelikte, heißt es nur: „Dazu liegen keine Informationen vor“.
 

Der Wahlkampf

 
Anscheinend stand das Ergebnis der Anfrage im Kopf der Südtiroler Freiheitlichen aber schon lange vor der Antwort fest.
Denn am Donnerstag verschickte Walter Blaas eine Pressemitteilung zur Anfrage und zur Kompatscher Antwort.
Unter dem Titel „Nafri-Szene befeuert Drogenproblematik“ heißt es:
 
„Der freiheitliche Landtagsabgeordnete Walter Blaas verweist in einer Aussendung auf die ausufernde Drogenproblematik in Südtirol. Mittels einer Anfrage wurde versucht die derzeitige Situation in Südtirol zu erheben und die Zusammenhänge mit der Einwanderung aufzuzeigen. Die jüngste Verhaftung eines Pakistaners in Bozen, der drei Kilogramm Haschisch bei sich trug, und die Vorfälle, welche auf marokkanische Staatsbürger zurückzuführen sind, zeigen eine deutliche Verbindung zur Nafri-Szene auf.“ 
 
 
Dass die Antwort auf die Landtagsanfrage die These der dealenden Marokkaner so nicht bestätigt hat, passt Walter Blaas durchaus ins politische Konzept.
 
 „Die Verharmlosung der Drogen, die Legalisierungsdebatte und die Masseneinwanderung haben zur Verschärfung des Problems beigetragen. Bezeichnenderweise liefert der Landeshauptmann – trotz Anfrage – keine Informationen über die Staatsbürgerschaften der Drogendealer. Es muss jedoch angesichts der Meldungen davon ausgegangen werden, dass vor allem die Nafri-Szene in das Geschäft mit den Drogen stark eingebunden ist. Die Meldungen zur Drogenkriminalität im Land überschlagen sich und die verantwortliche Regierungspolitik hat nach wie vor keinen Ansatz zur Eindämmung des Problems.“
Während Ulli Mair mit afrikanischen Radfahrern, die sich in Bozen vor Autos werfen, auf Stimmenfang geht, hat Walter Blaas in Südtirol die Nafris entdeckt.
Das Resümee des ehemaligen Freiheitlichen Obmannes: „Die ausländischen Personen, welche durch Drogenkriminalität auffällig werden, sind umgehend des Landes zu verweisen“.
Während Ulli Mair mit afrikanischen Radfahrern, die sich in Bozen vor Autos werfen, auf Stimmenfang geht, hat Walter Blaas in Südtirol die Nafris entdeckt.
Südtirol in sicheren Händen“ heißt der Wahlslogan der Südtiroler Freiheitlichen. Hoffentlich wird der Wahlkampf nicht auch noch handgreiflich.