Für sichere,reguläre,geordnete Migration
Sie sehen in dieser Vorlage eines globalen Migrationspaktes neuen Auftrieb für Masseneinwanderung in die Industrieländer. Deutschland ist dafür, Österreich dagegen. Der UN-Migrationspakt wird kaum gelesen, umso mehr verteufelt oder in seinem Inhalt und seinen Zielen verzerrt dargestellt.
Im Unterschied zur Regelung der Rechte von Flüchtlingen und Asylsuchenden – die sog. New Yorker Erklärung von 2016 – gibt es nämlich keine globalen Schutzregelungen für normale Arbeitsmigranten. Die Genfer Konvention und die Dubliner Abkommen schützen Flüchtlinge, während Migranten durch kein internationales Regelwerk geschützt sind. Der im Dezember 2018 in Marrakesch zur Abstimmung stehende Migrationspakt soll diese Lücke schließen. Der Vertragstext ist bis ins Detail ausgefeilt und regelt in 23 Abschnitten den Schutz, die Rechte und bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für Migranten. Der rechtlich nicht bindende Pakt und daraus hoffentlich folgende Staatsgesetze sollen Menschenhandel, Diskriminierung, extreme Ausbeutung von Migrantinnen bekämpfen helfen. Ganz entschieden befürwortet der Pakt sicheren und koordinierten Grenzschutz, die Rechte der Familien der Migranten und fordert die Bekämpfung der Ursachen für erzwungene Migration.
Zudem ist der UN-Migrationspakt rechtlich nicht verbindlich für die Unterzeichnerstaaten, sondern eher eine Absichtserklärung. Man will in der Zusammenarbeit der Staaten und internationalen Organisationen die Migration besser politisch gestalten, im Interesse der Migranten, z.B. wenn die Pensionsansprüche der Migrantinnen geregelt werden, aber auch im Interesse der Staaten. Gerade wenn irreguläre Migration unterbunden werden soll, braucht es als Alternative eine engere Zusammenarbeit zwischen Auswanderungs- und Einwanderungsländer sowohl für die Zuwanderung als auch für die Rückführung.
Migration ist heute eine weltweite Realität. Neben den 68,5 Millionen Flüchtlingen (UNHCR 2018) gibt es rund 258 Millionen Migranten, die Mehrheit in den Ländern des globalen Südens. Die Arbeitsmigration aus Subsahara-Ländern nach Europa stellt nur einen kleineren Teil der gesamten Migrationsbewegung in Afrika dar. Zwei Drittel der afrikanischen Migranten ziehen in ein anderes Land Afrikas. Migration ist vielfach erwünscht, z.B. dort wo reichere Länder zu wenige einheimische Arbeitskräfte haben, und dient andererseits der Unterstützung der Familien der Migranten in den Auswanderungsländern. Die globale Summe der Rücküberweisungen der Migranten ins Heimatland übersteigt die Gesamtsumme der von reicheren Staaten geleisteten Entwicklungshilfe.
Der UN-Migrationspakt sieht auch neue wirkungsvoller Institutionen vor, denn die Internationale Organisation für Migration OIM ist keine UN-Organisation und kann das gar nicht leisten. Die Migrationspolitik muss einerseits mit der Flüchtlingspolitik (Asylrecht. Rückführungen, Grenzschutz), andererseits mit der Entwicklungs-, Handels- und Außenpolitik allgemein abgestimmt werden Denn übermäßige Migration ist immer auch Ausdruck der Unfähigkeit der Staaten für wirtschaftlichen Ausgleich zu sorgen und die Grundbedürfnisse ihrer Bürger in ihrem Heimatland zu decken. Es liegt geradezu im dringenden Interesse der Industrieländer, Migration umfassend global zu regeln, wenn nicht irreguläre Zuwanderung überhandnehmen soll.
Wie du richtig titelst,
Wie du richtig titelst, sollte es beim Migrationsabkommen um sichere, reguläre, geordnete Migration gehen. Tut es das auch? Laut https://www.nachdenkseiten.de/?p=47482#h01 vernehme ich, dass es zur Frage der Unterzeichnung in der deutschen Partei DIE LINKE zwei gegensätzliche Meinungen und heftigen Kampf darüber gibt. Sarah Wagenknecht lehnt dieses Abkommen ab, weil sie es für ein Manöver hält um den internationalen Arbeitsmarkt zugunsten der neoliberalen Zocker zu steuern. Ist das berechtigt? Ist im Migrationsabkommen etwas enthalten, was die eigentliche Ursache der Migration bekämpft, also neben der Klimaänderung hauptsächlich die Aktionen dieser Zocker in den letzten Jahren/ Jahrzehnten?
Lieber Thomas, ich habe mit
Lieber Thomas, ich habe mir als Gegenrede einen längeren Artikel von Thilo Sarrazin auf Achgut (https://www.achgut.com/artikel/alles_was_sie_ueber_den_migrationspakt_w…) durchgesehen und bitte um deine Meinung zu einigen Punkten:
- er bestätigt Griesser darin, dass der Migrationspakt überhaupt nicht die Migrationsursachen in den Herkunftsländern, darunter das Bevölkerungswachstum in manchen Ländern betrachtet;
- von anderen Medien hörte man, dass der Pakt von der Migration als TATSACHE ausgeht, Sarrazin u.a. unterstreichen hingegen die ausschließlich positive Deutung der Migration, die im Pakt gegeben wird, ohne auf die Friktionen einzugehen;
- keine klare Unterscheidung zwischen Flucht aus Verfolgung und Arbeitsmigration gemacht wird;
- die in vielen Punkten dermaßen allgemeine Formulierung, die einer nachträglichen UN-Mehrheitsinterpretation Tür und Tor öffnet und spätere demokratische Entscheidungen in den Unterzeichnerstaaten konditionieren kann;
- Mich persönlich beschäftigt dieser Punkt, der zumindest theoretisch die freie Presse im spezifischen Punkt untergraben könnte: "Die Unterzeichnerstaaten sollen zudem sicherstellen, dass in den Medien über Migration positiv berichtet wird und Medien mit negativer Berichterstattung keine staatlichen Mittel erhalten."
Steht das so drin?
Wie siehst du diesen und die anderen Aspekte?
Antwort auf Lieber Thomas, ich habe mit von Martin Daniel
Zum, die Medienfreiheit
Zum, die Medienfreiheit betreffenden Aspekt einige Diskussionsbeiträge:
FAZ: Bedroht der Migrationspakt die Pressefreiheit?
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bedroht-der-migrationspakt-die-p…
HR: #Faktenfuchs: Was ist an der Kritik am UN-Migrationspakt dran?
...
Artikel 33c fordert allerdings auch die "Einstellung der öffentlichen Finanzierung oder materiellen Unterstützung von Medien, die systematisch Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und andere Formen der Diskriminierung gegenüber Migranten fördern". Diese Formulierung führte vor allem in der Schweiz zu einer Diskussion darüber, ob nur noch Medien mit migrationsfreundlicher Berichterstattung in den Genuss von öffentlichen Fördergeldern kommen. In Deutschland gibt es allerdings keine Medien, die vom Staat finanziert werden. Der Deutsche Journalistenverband sieht daher auch eher "autokratische Regime wie Russland als Adressaten" dieses Absatzes im Migrationspakt, wie DJV-Pressesprecher Hendrik Zörner sagt.
(https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/faktenfuchs-was-ist-an-d…)
Du kannst mir doch nicht
Du kannst mir doch nicht weismachen, dass die Auswanderung unserer Eltern nicht in erster Linie ein nationalsozialistisch- faschistischer Zwang war, so wie es heute Zwang ist für die allermeisten der Millionen "Migranten" zur Flucht wegen politischer und wirtschaftspolitischer Verhältnisse. Unbestreitbar ist zwar, dass für unsere Jugendlichen wie für Fachleute "entwickelter" Länder die Auswanderung sehr oft eine Chance der Veränderung war und ist, aber diese "geordnete" Art von Migration ist verhältnismäßigmäßig gering und hat keine Auswirkungen wie Flüchtlingslager/-unterkünfte. Dieses gleichmachende Gerede von den Chancen verdeckt die Tatsache, dass das Nicht-Benennen der Fluchtursachen voll im Interesse und im Auftrag der (eigentlich verschwindend kleinen Zahl der) Fluchtverursacher ist. Das Nicht- Benennen der Fluchtursachen finde ich unannehmbar weil damit Flucht als unabwendbares Schicksal erklärt ist.
Ich sehe das analog zur bekannten Aussage von Jean Ziegler, wonach jeder Hungertod heutzutage als Mord im Interesse wirtschaftlicher Mächte anzusehen ist.