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Gesellschaft | #alsodann

Wohlmeinend mitmeinen

Alle zwei Monate steckt „Emma“ in meinem Briefkasten. Ihhhh, die Zeitschrift der Feministin Schwarzer. Genau die. Ich lese sie, ohne größeren Schaden zu nehmen.

Die „Emma“ schärft mir immer wieder den Blick. Jenen auf die Sprache zum Beispiel, diese fiese Sprache, die Männer sagt und damit Männer meint, aber behauptet gleichzeitig Frauen zu sagen, weil die mitgemeint seien. Das bedeutet dann, dass „Der Handwerker“ auch für Frauen im Handwerk da sein möchte und die Zeitschrift für Landwirtschaft „Südtiroler Landwirt“ heißt. Die Linguistin Luise F. Pusch dreht in „Emma“ (1/19) den Spieß um und meint die Männer mit, wenn sie „Wer wird Millionärin?“ fragt. Ja, es ist gewöhnungsbedürftig, wenn „alle Menschen Schwestern werden“, aber im Sinne der Gerechtigkeit absolut schlüssig. Bisher waren alle Menschen Brüder und die Frauen waren mitgemeint, jetzt könnte es eine Zeit lang andersrum laufen.

Ja, es ist gewöhnungsbedürftig, wenn „alle Menschen Schwestern werden“, aber im Sinne der Gerechtigkeit absolut schlüssig. Bisher waren alle Menschen Brüder und die Frauen waren mitgemeint, jetzt könnte es eine Zeit lang andersrum laufen.

Dass Sprache nicht nur Sprache ist, sondern dass sie Weltbilder schafft, ist fix. Seien wir einmal ganz unverblümt spontan ehrlich: Erscheint uns nicht etwa doch der Geometer vertrauenswürdiger als die Geometerin, der Pfleger besser als die Pflegerin, sogar der Kindergärtner kompetenter als die Kindergärtnerin? Ganz zu schweigen vom Lokführer, dem Baggerfahrer, dem Direktor oder Bürgermeister. Und schon hat die Sprache die Männer wieder in die Führungsetagen gehievt, diese hinterhältige Verführerin, die immer so tut, als könne sie kein Wässerchen trüben.

Nur eine Woche lang wünsche ich mir eine Welt von mitgemeinten Männern, nur eine Woche, zum Ausprobieren. Wohlmeinend wohlgemerkt. Ich mag sie ja, die Männer. Nur bei den Worten, da bin ich pingelig. Aber das kommt wohl vom „Emma“-Lesen.