Politik | EU-Wahlen 2019

Dorfmanns Gelbe Karte

Herbert Dorfmann wirft Salto.bz und seinem Chefredakteur „journalistische Unredlichkeit“ vor. Lesen Sie Dorfmanns Mahnung und die Antwort von Christoph Franceschini.
Herbert Dorfmann
Foto: Facebook/Herbert Dorfmann
Sehr geehrter Herr Franceschini, 
 
es ist natürlich Freiheit eines Presseorgans, eine politische Meinung zu haben und ich würde mir nie erlauben, diese Freiheit zu kritisieren. Insofern stelle ich fest und nehme zur Kenntnis, dass sich „salto“ im anlaufenden EU Wahlkampf voll auf eine Seite geschlagen hat und keine Möglichkeit auslässt, diese Position zu vertreten. Was Sie sich aber im Artikel „SVMussolini“ erlaubt haben übertrifft meines Erachtens das Maß der journalistischen Redlichkeit bei Weitem. Auf die inhaltlichen Fehler im Artikel möchte ich nicht eingehen, der Parteisekretär der SVP hat dazu bereits Stellung genommen.
Das Titelbild ist aber keineswegs akzeptabel. Das Bild besteht aus drei montierten Elementen, ein Hintergrund mit „Forza Italia“ Schriftzug, ein Bild von Alessandra Mussolini und ein Bild von mir. Der Gesamteindruck ist, dass Frau Mussolini mich auf einer „Forza Italia“ Veranstaltung belehrt. Dieses gemeinsame Auftreten hat es aber nie gegeben.
 
 
Was Sie sich im Artikel „SVMussolini“ erlaubt haben übertrifft meines Erachtens das Maß der journalistischen Redlichkeit bei Weitem.
Sie wissen besser als ich, dass dieses Vorgehen alle Elemente beinhaltet, um mich auch rechtlich zur Wehr zu setzen.
Ich möchte das nicht tun. Ich teile Ihnen aber auch mit, dass ich eine derartige Berichterstattung in Zukunft nicht mehr lautlos akzeptieren werde.
 
Mit freundlichen Grüßen,
Herbert Dorfmann
 
 
 
Sehr, geehrter Herr Dorfmann,
 
in meiner 30jährigen Karriere als Journalist habe noch nie einen Einschüchterungs-Brief erhalten, der so freundlich geschrieben ist. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich sehe einer möglichen Klage recht gelassen entgegen.
Denn es wäre interessant zu hören, wie Sie vor Gericht erklären wollen, was auf einem Foto mit einer Forza-Italia-Parlamentarierin diffamierend oder „unredlich“ sein soll, mit der Sie gemeinsamen bei den anstehenden EU-Wahlen kandidieren. Ach so, sie kandidieren ja nicht gemeinsam, sondern nur als „technische Listenverbindung“. Das heißt zwar, dass Alessandra Mussolinis Stimmen und ihre Listenstimmen bei der Mandatsverteilung in einen gemeinsamen Topf geworfen werden und zusammengezählt werden. Aber zu tun haben Sie mit Mussolini sonst nichts.
Natürlich werde ich vor dem Richter auch ein Geständnis ablegen. Dass ich einen Fehler gemacht habe, das von ihnen inkriminierte Foto nicht als Fotomontage kenntlich zu machen. Was ich hiermit nachhole.
Ich bin dabei aber einem einfachen Denkfehler unterlegen. Ich habe mir erlaubt die Fotomontage eigenhändig zu machen und das Ergebnis ist so schlecht, dass selbst mein 14jähriger Sohn gleich gemerkt hat, dass es sich um eine Montage handelt. Ich bin davon ausgegangen und gehe immer noch davon aus, dass die meisten SVP-und Dorfmann-Wählerinnen und –Wähler, das genauso schnell gemerkt haben. Aber anscheinend haben Sie eine andere Meinung über ihre Wähler.
 
 
Auch was meine diabolische Arglist betrifft, ich hätte gleich drei Fotos zusammenmontiert und es so dargestellt als würden Sie von Alessandra Mussolini belehrt werden, muss ich Sie enttäuschen. Wie Sie aus dem Originalfoto ersehen können, habe ich Sie nur an den Platz des ehemaligen italienischen Regierungschefs und Forza Italia Patrons Silvio Berlusconi gesetzt. Da Sie und die SVP am 26. Mai zusammen mit Forza Italia kandidieren, muss ich annehmen, dass auch diese Nähe durchaus treffend ist.
Mein Artikel war eindeutig als „Kommentar“ gekennzeichnet und ich muss Ihnen mitteilen, dass ich mir auch in Zukunft erlauben werde, auf salto.bz gegebenfalls meine Meinung zu äußern.
Allein dass Ihr Parteisekretär Andersdenkende als „Lügner“ bezeichnet und Sie unbequemen Kritikern „Unredlichkeit“ vorwerfen, macht deutlich, dass das in diesem Land  von Nöten ist.

Mit freundlichen Grüßen,
Christoph Franceschini