Gesellschaft | Aus dem Blog von: Oliver Hopfgartner

Natürliche Familienplanung

Ich wage mich an ein schwieriges Thema heran. Nahezu jeder Mensch kommt früher oder später in seinem Leben mit dem Thema Verhütung in Berührung. Die Methoden sind mannigfaltig. Ich möchte eine Methode vorstellen, die relativ unbekannt ist und oft ohne Begründung belächelt wird.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: @ Oswald Stimpfl

Unter dem Begriff „natürliche Familienplanung“ -kurz NFP- wird oft fälschlicherweise von Coitus interruptus bis zur Kalendermethode alles in einen Topf geworden. Das Grundprinzip von NFP ist die Bestimmung des Eisprungs mit Hilfe mehrerer objektiv messbarer Parameter. Dafür misst man beispielsweise  morgens die Körpertemperatur und beobachtet die zyklusabhängigen Veränderungen des Zervixschleims oder des Muttermundes. Diese kann man als Frau selbst tasten und beurteilen. Die Temperatur misst man, weil die Körpertemperatur der Frau in der Phase nach dem Eisprung um rund 0,5°C höher ist als in der ersten Zyklushälfte.
Wenn man diese Faktoren beobachtet und in einen Kalender einträgt, kann man sehr genau den Eisprung bestimmen und somit gezielt verhüten bzw. auf Verhütungsmittel verzichten.

Beobachtet den Körper
Die Vorteile dieser Methode liegen auf der Hand: Sie kann sowohl zur Verhütung als auch für Kinderwunsch angewandt werden. Den eigenen Körper zu beobachten und daraus zu lernen ist ein positiver Nebeneffekt. Man kann gezielt verhüten und hat eine krisensichere Methode, die auch auf einer einsamen Insel angewandt werden kann.

Man spricht von der symptothermalen Methode, da man Temperaturmessungen mit Beobachtungen der zyklusabhängigen Veränderungen vereint. Für sich alleine stehend, wären beide Methoden relativ ungenau, kombiniert man sie aber, erreicht man einen Pearl-Index vergleichbar mit der Pille.

Keine Hormone

Ich finde dabei auch gut, dass man auf hormonelle Präparate verzichten kann. Studien belegen, dass die Pille die Psyche der Frau beeinflusst. Die in der Pille enthaltenen Hormone wandern ins Gehirn und verändern die körpereigene Hormonproduktion. Es konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass Frauen, die die Pille nehmen, Partner mit niedrigerem Testosteronspiegel bevorzugen und auch Männer ohne Brustbehaarung präferieren. Frauen, die nicht hormonell verhüten, bevorzugen Männer mit Brusthaar. Auch das Gedächtnis wird durch hormonelle Verhütung beeinflusst.
Die Pille erhöht das Risiko für Thrombosen und Lungenembolien. Normalerweise müsste jedes Mädchen eine Blutprobe machen, um Gerinnungsstörungen auszuschließen. Auch durch Rauchen potenziert sich das Thromboserisiko bei gleichzeitiger Einnahme der Pille.
Vom Usus, hormonelle Kontrazeption mit positiven Veränderungen des Hautbilds, Schminkspiegeln und lieblich klingenden Handelsnamen wie Jasmin anzupreisen, möchte ich gar nicht sprechen.

Andererseits - die Pille

Die Pille hat den Vorteil, unkompliziert anwendbar zu sein und bei Regelbeschwerden Linderung verschaffen zu können. Auch bei speziellen Krankheiten wie PCOS oder Endometriose kann die Pille sich positiv auswirken.
Die Pille darf also keinesfalls verteufelt werden. NFP ist eine gute Alternative für alle Frauen, die ihren Körper kennenlernen wollen und bereit sind Verantwortung zu übernehmen. Man muss den Willen mitbringen, sich mit dieser Methode zu beschäftigen und man wird Freude an einer flexiblen, sicheren Verhütungsmethode entwickeln.
Wer sich weiter informieren will, dem empfehle ich die Seite der größten NFP-Community sowie den Wikipediaartikel:
http://www.nfp-forum.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Symptothermale_Methode

Quellen:
http://www.zdf.de/Terra-Xpress/Sind-Brusthaare-sexy-5431822.html
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3148336/

Info: Natürliche Familienplanung ist Sammelbegriff. Es existieren viele Methoden, die mit leicht abgewandelten Regeln angewandt werden. Im deutschsprachigen Raum  ist „Sensiplan“ eine sehr bekannte Methode.