Wirtschaft | Banken
Der Stützstrumpf
Foto: sparkasse
Es ist eine Aktion, die nicht nur legitim ist, sondern seit längerem von Banken praktiziert wird. Zur Stützung des Aktienkurses kauft man eigene Aktien an.
Genau das hat jetzt auch die Südtiroler Sparkasse getan.
Die Bank kaufte am 5. Juli 2019 142.162 Sparkassenaktien. Sie zahlte dafür 1.343.430,90 Euro. Es ist der bei weitem größte Kauf und Verkauf von Sparkassenaktien, die es seit dem offiziellen Handelsbeginn der Sparkassenaktien auf einer elektronischen Plattform gegeben hat. Vor allem aber ist ein strategischer Schachzug der Bankenführung um den Kurs der Sparkassenaktien zu stützen.
Die Handelsplattform
Zum Jahreswechsel 2017/2018 war die Sparkasse mit ihrer Aktien und Anleihen über Mailänder „Banca Akros S.p.A“ dem Markt „Hi-MTF Order Driven“ beigetreten, der von der „Hi-MTF SIM S.p.A.“ organisiert wird. Es handelt sich um dieselbe Handelsplattform, die auch die Südtiroler Volksbank seit Herbst 2017 für ihren Aktienhandel gewählt hat. Weil beide Banken nicht an der Börse notiert sind, sollte über die Plattform die Zusammenführung von Angebot und Nachfrage seitens der Kunden erleichtern werden. Einmal in der Woche erfolgt seitdem auf der Plattform Kauf und Verkauf der Aktien.
Mit der Plattform sollte der Handel der beiden Südtiroler Bankenaktien belebt werden. Doch genau das ist sowohl bei der Sparkasse wie auch bei Volksbank kaum gelungen. Der Handel dümpelt seit rund zwei Jahren eher dahin. Sowohl bei der Volksbank wie auch bei der Sparkasse schaffte man es in diesem Fast-Zwei-Jahreszeitraum jeweils nur einmal in der Woche knapp 25.000 Aktien zu bewegen. Vor allem aber ging der Kurs beider Aktien deutlich bergab. Bei der Volksbank von 14,08 (Oktober 2017) auf 11,9 Euro pro Aktie. Bei der Sparkasse von 9,76 Euro auf 9,05 Euro.
Dabei gibt es einen klaren strategischen Unterschied zwischen den beiden Südtiroler Banken. Während die Volksbank den Aktienhandel bisher dem Markt überlässt, greift die Sparkasse selbst in den Aktienhandel ein. Die Sparkasse hat seit April 2018 insgesamt 197.602 eigene Aktien erworben. Hielt die Sparkasse 2018 0,18 Prozent des Kapitals im eigenen Portefeuille so sind es im Juli 2019 bereits 0,58 Prozent. Die Volksbank hingegen hat bisher noch keine eigenen Aktien gekauft.
Der Erwerb
Der Erwerb eigener Aktien ist auf dem Bankensektor genau reglementiert. Eine Bank kann eigene Aktien nur im Ausmaß der in der letzten genehmigten Bilanz ausgewiesenen verteilbaren Gewinne und verfügbaren Rücklagen erwerben. Dazu muss die Gesellschafterversammlung auf Vorschlag des Verwaltungsrates und mit positivem Gutachten durch den Aufsichtsrat, den An- und Verkauf von eigenen Aktien von Seiten der Bank genehmen. Festgelegt werden dabei die Dauer der Genehmigung, das Höchst- und das Mindestentgelt pro Aktie, die Höchstanzahl und den Gesamtwert an eigenen Aktien, welche die Bank im Portfolio halten kann.
Auf der letzten Gesellschafterversammlung der Sparkasse im April 2019 wurde beschlossen den Fonds zum Ankauf eigener Aktien auf 7 Millionen Euro und nach Genehmigung seitens der Banca d’Italia der Erhöhung des Plafonds zum Ankauf eigener Aktien von 2 Millionen auf 5 Millionen Euro zu erhöhen. Gleichzeitig wurde der beauftragte Verwalter und Generaldirektor Nicola Calabró bevollmächtigt den Fonds zum Ankauf zu aktivieren.
Weil solche Ankäufe auch indirekte Folge auf die Eigenkapitalausstattung der Bank haben (Die Kaufsumme wird vom Eigenkapital der Bank abgezogen), bedarf es dafür auch einer Genehmigung durch die Bankenaufsicht.
Weil solche Ankäufe auch indirekte Folge auf die Eigenkapitalausstattung der Bank haben (Die Kaufsumme wird vom Eigenkapital der Bank abgezogen), bedarf es dafür auch einer Genehmigung durch die Bankenaufsicht.
Nachdem die Sparkasse diese Genehmigung bekommen hat, folgte jetzt vor drei Wochen der größte Ankauf von eigenen Aktien in der Geschichte der Südtiroler Sparkasse.
Der Hintergrund
Der Sinn der Aktion ist eindeutig: Es geht um die Stützung der Liquidität und damit des Kurses der eigenen Aktien.
Denn auf der Hi-MTF-Plattform gibt es für den Aktienhandel keine freie Preisgestaltung, sondern der Kurs wird von Angebot und Nachfrage bestimmt. Die Aufträge werden mit einem Preislimit innerhalb bestimmter Bandbreiten eingegeben. Diese Bandbreite ändert sich aber. Denn der Bezugspreis hängt von einem Mindestmaß an Handelstätigkeit ab. Der Handel muss auf Jahresbasis mindestens 0,6% der Kapitalisierung erreichen. Sollte das Mindestmaß von 0,1% der Markt-Kapitalisierung nicht erreicht werden, so werden die Bandbreiten neu festgelegt.
Genau das will man in der Sparkasse verhindern. Denn der Ankauf der eigenen Aktien dient vor allem der Stützung des Aktienkurses. Man will damit einem Preisverfall der Aktie unter 9 Euro vorbeugen.
Denn der Trend geht bisher abwärts. So hat die Sparkasse zwar im Frühjahr „das beste Jahresergebnis der letzten 10 Jahre“ (O-Ton Pressemitteilung der Sparkasse) verkündet und 14,92 Cent an Dividenden pro Aktie ausgeschüttet. Im selben Zeitraum ist der Aktienkurs aber um rund 30 Cent gefallen. Demnach kein besonders gutes Geschäft für die Aktionäre.
Nur der Anfang?
Der Ankauf der eigenen Aktien von 5. Juli ist insgesamt der sechste Ankauf der Sparkasse seit 1. April 2018 getätigt hat. Und er dürfte nicht der letzte sein.
Denn am 3. Juli 2019 wurde die Aktivierung des Fonds zum Ankauf eigener Aktien mit einer Dauer bis zum 30. September 2020 beschlossen. Die festgelegt Bandbreite dabei: Mindestpreis 7,30 Euro und Höchstpreis 10,50 Euro pro Aktie. Festgelegt wurde auch die Höchstzahl der Aktionen, die die Bank damit ankaufen kann: 712.157 Aktien. Der Gegenwert: Maximal 6 Millionen Euro. Wobei man dabei einen mittleren Anschaffungspreis von 7,30 Euro pro Aktie berechnet hat.
Aber auch die Südtiroler Volksbank geht inzwischen in diese Richtung. Auf der letzten Gesellschafterversammlung Ende März wurde ebenfalls die Einrichtung eine Fonds zum Ankauf von eigenen Aktien in der Höhe von 5 Millionen Euro beschlossen. Derzeit läuft das Ansuchen zum Ankauf bei der Banca d´Italia. „Wir gehen davon aus, dass wir noch in diesem Jahr erstmals einen solchen Ankauf tätigen werden“, sagt Volksbank-Generaldirektor Johannes Schneebacher.
Damit wird klar, dass das nicht der letzte Stützstrumpf sein wird, denn die zwei größten Südtiroler Banken ihrer eigenen Aktien anlegen werden.
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Einen stuetzstruempf sollte
Einen stuetzstruempf sollte sich der Autor auch fur den letzten Satz suchen. schwer verständlich.
Eine kurze Frage.
Eine kurze Frage.
Die Sparkasse hat bei einem Wert von 9,45 Euro pro Aktie 14,92 Euro Dividende pro Aktie ausbezahlt?
Antwort auf Eine kurze Frage. von Manfred Gasser
Muss natürlich 14,92 Cent
Muss natürlich 14,92 Cent heißen. Danke.
Die Südtiroler Sparkassse hat
Die Südtiroler Sparkassse hat uns folgende Stellungnahme zukommen lassen, die wir natürlich gerne veröffentlichen:
Die Südtiroler Sparkasse erklärt, dass sie am 5. Juli einen Ankauf eigener Aktien getätigt hat, mit dem ausschließlichen Ziel, die Marktliquidität zu erhöhen. Der Artikel gibt fälschlicherweise als angeblichen Zweck der Transaktion das Erreichen von Mindestschwellen oder Preisstützungen an. Die Kauftransaktion wurde aber in einer Marktphase durchgeführt, in der keine Mindestschwellen erreicht werden mussten, um eine Ausweitung der Schwankungsbreiten zu vermeiden. Schließlich erwähnt der Artikel nicht, dass der Kauf zu einem Preis von 9,45 Euro (entspricht dem gewichteten Durchschnittspreis der Transaktionen in einem Sechsmonatszeitraum) getätigt wurde. Die Bank hat die Equita SIM S.p.A. ab Montag, den 8. Juli als "liquidity provider" beauftragt, die Marktliquidität indirekt zu begünstigen, wie in vorherigen Mitteilungen bereits angekündigt und in Übereinstimmung mit den Vorschriften.
Südtiroler Sparkasse