Gesellschaft | Astrid di Bella im Gespräch

Hebammenverband Südtirol: "Wir brauchen politische Unterstützung"

Seit Jahren kämpft der Südtiroler Hebammenverband um mehr politische Unterstützung. Bislang gab es nur ein kaltes Schulterzeigen von der Sanitätsdirektion und wenig Interesse der Politiker. Die Präsidentin Astrid di Bella: "Frauenthemen rund um die Geburt scheinen immer noch nicht so wichtig zu sein."

Astrid di Bella ist seit fünf Jahren Präsidentin des Südtiroler Hebammenverbands. In anderen deutschsprachigen Ländern gut aufgestellt, werden die Geburtshelferinnen in Südtirol von der Politik noch immer stiefmütterlich behandelt.  182 Hebammen sind in dem Verband organisiert, etwa 200 Hebammen gibt es in ganz Südtirol. Viel zu wenig, sagt Astrid di Bella.

Frau Di Bella, Sie sagen, die Politik interessiert sich zu wenig für die Anliegen der Hebammen? In Wahlkampfzeiten sind „die Familien“ ja in aller Munde. Sie hören bislang wenig konkretes.

Astrid Di Bella: Vor jeder Wahl stehe die Familien im Fokus. Es gibt sehr gute Ansätze, aber nach der Wahl ist wieder vieles vergessen. Wichtig ist einmal eine bessere Vernetzung der vielen verschiedenen Familienberatungseinrichtungen vor Ort. Was wesentlich ist: Familien zu sensibilisieren, Frauen aufmerksam machen auf ihre Rechte. Bei den Geburtsvorbereitungskursen sag ich den Frauen immer wieder: „Ihr habt das Recht auf eine Hebammenbetreuung im Wochenbett. Fordert ein, was Euch gehört.“

Die Realität schaut anders aus.

Astrid di Bella: Leider ja. Es kann nicht sein, dass es ein nationales Gesetz gibt, welches besagt, dass es pro Beratungsstelle, also pro Sprengel eine Hebamme geben muss, und das de facto nicht so ist. Ein Beispiel: Wenn eine Frau im Bezirk Bozen gebärt, hat sie Anrecht auf eine Wochenbettbetreuung durch die Sprengelhebamme. Eine Frau in Sterzing hat das gleiche Recht, aber dort gibt es eben keine Hebamme; im Prinzip ist das eine Schweinerei. Die Frauen müssen sich endlich aufregen.

Und woran liegt es, dass es in einigen Bezirken mehr Hebammen gibt als in anderen?

Astrid di Bella: Das Kleinhalten der Hebammen beginnt ganz unten. Wir treffen uns jährlich mit dem Sanitätsdirektor Oswald Mayr. Und die Botschaft ist ganz klar: Hebammen werden nicht gewünscht. Es beginnt bei der Ausbildung. Jedes Jahr werden zum Beispiel Ergotherapeuten oder Logopäden herangebildet, das wird politisch unterstützt. Die Ausbildung zur Hebamme startet nur alle vier Jahre. Es gibt zu wenig Hebammen im Land, die außerhalb des Krankenhauses ihr Wissen verbreiten können. Ja, wir haben keine Kraft im Land.

Studien zeigen, dass für Frauen die Betreuung von Hebammen ganz wichtig ist. Während der Schwangerschaft und im Wochenbett.

Astrid di Bella: Das ist wissenschaftlich belegt. Hebammen leisten Präventionsarbeit, die Politik muss das endlich anerkennen. Wir beobachten schon seit längerem, dass die Wochenbettdepressionen enorm in die Höhe schießen. Die Frauen sollen dann in die erste Hilfe gehen, und das war's? Genau hier wäre eine Betreuung durch die Hebamme, die zur Frau ins Haus kommt, enorm wichtig.

Wieder einmal eine skandinawische Erfolgsgeschichte: Die Müttersterblichkeit in Schweden ist weltweit eine de Niedrigsten. Im internationalen Kontext wird die Mütterbetreuung in Schweden wegen ihres Traditionsreichtums und Engagements oft als Erfolgsgeschichte herausgestrichen.

Die Südtiroler Politiker wissen um den Handlungsbedarf und verschließen die Augen?

Astrid di Bella: Frauenthemen rund um die Geburt scheinen eben nicht so wichtig zu sein. Die Familie selbst stellen die Politiker in den Mittelpunkt - doch wie schaut es konkret aus? Das Paradoxe dran ist, dass viele Politiker um die Wichtigkeit unserer Arbeit wissen, aber nicht dementsprechend agieren. Ein Arno Kompatscher etwa hat für seine Familie immer Hebammen herangezogen.

Im Bild der Wissenschaft "Bessere Geburt dank Hebamme"

Das "Hebammenmodell als goldener Weg", lesen Sie hier.

Ihre Forderung?

Astrid di Bella: Wir wollen, dass in allen Sprengeln Südtirols Hebammen aktiv tätig sein sollen. Wir wollen, dass Frauen eine gute Wochenbettbetreuung erfahren, das ist ungemein wichtig für die Frau selbst und ihr ganzes Umfeld. Um diese Versorgung zu garantieren, muss die Ausbildung der Hebammen öfter angeboten werden, dafür kämpfen wir schon so lang und immer wieder heißt es: Das können wir nicht machen wegen den Gynäkologen. Es wird darauf geschaut, dass ja keine Hebamme freiberuflich tätig ist.

Die Erfolgsgeschichte einer jungen, österreichischen niedergelassenen Hebamme lesen Sie im "Standard" .

Die Gynäkologen fürchten die Macht der weisen Hebammen?

Astrid di Bella: Ich weiß nicht wer was fürchtet, auf jeden Fall gibt es zu wenig Austausch zwischen privaten Gynäkologen und Hebammen. Wir als Hebammen dürften ja eigentlich auch Rezepte ausstellen, aber auch hier sagt der Oswald Mayer: „Das können wir nicht machen, da steigen die Gynäkologen auf die Barrikaden.“ Das ist doch ein Witz - genau zwischen diesen beiden Gruppen könnte eine Kooperation sehr fruchtbringend sein - für die Frauen. Am 1. Oktober etwa haben wir in Goldrain eine Tagung zur Wochenbettdepression. Kein einziger Arzt ist dort anwesend.

Und wie erleben Sie die Frauen selbst in Südtirol? Mündig oder mundtot?

Astrid di Bella: Wie gesagt, jeder Familie ist die Geburt des Kindes wichtig. Wenn die Babys dann da sind, vergisst man wieder, welche Rechte man eigentlich hätte. Wir kämpfen seit Jahren gegen die Politik. Jetzt gehen wir in eine andere Richtung. Wir wollen eine kulturelle Änderung herbeiführen. Die Frauen sensibilisieren, ihnen sagen: „Schau, du kannst zu einer Hebamme gehen, vor und nach der Geburt. Das ist dein Recht.“

Ohne politische Unterstützung kann gute Familienarbeit nicht gelingen?

Astrid di Bella: Es braucht ganz klar eine politische Unterstützung und Anerkennung, damit Familienarbeit bis ins kleinste Detail gut gelingen kann. Da denke ich zum Beispiel an Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Anerkennung der Männerrolle in Hausarbeit und Kindererziehung, finanzielle Unterstützungen. Es geht darum, mehr Flexibilität, Wahlfreiheiten und Pluralismus bei der Gestaltung von Familienleben zu schaffen. Nicht alle Frauen in Südtirol können die gleichen Dienste in Anspruch nehmen, da muss sich etwas verändern.

 

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Profil für Benutzer Riccardo Dello Sbarba
Riccardo Dello… Do., 26.09.2013 - 16:25

Sono state esperienze fondamentali e bellissime, grazie anche alle ostetriche che ci accompagnavano.
Per questo mi sono davvero arrabbiato quando in Consiglio provinciale è arrivato il disegno di legge nr. 169/2013, firmato dall'assessore Theiner, che (all'art. 28, comma 1 lettera b) cancellava la possibilità di rimborso delle spese per l'assistenza al parto in casa. Questa possibilità è contenuta nella Legge Provinciale nr. 33 del 1988, che così dice: Art. 21 comma 3: “Le aziende speciali unità sanitarie locali rimborsano parzialmente le spese di ostetricia sostenute per il parto a domicilio, alle condizioni e nell'ammontare stabilito annualmente dalla Giunta provinciale”.
La Giunta provinciale lo voleva cancellare perché, a detta dell'assessore, "viene utilizzato solo da poche famiglie". Bell'argomento, in una terra delle minoranze! E poi, solo pochi sanno di questa possibilità che è pochissimo pubblicizzata.
Abbiamo discusso a lungo e alla fine, visto che non mollavo, e avevo il sostegno delle donne della commissione legislativa, l'assessore ha accettato di ritirare la proposta e l'articolo sul parto in casa è rimasto.
Sosteniamo le ostetriche!

Do., 26.09.2013 - 16:25 Permalink
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Maria Theresia… Do., 26.09.2013 - 17:29

Danke, Frau Lüfter, dass Sie das Thema nochmals aufgegriffen haben. Besonders jetzt vor den Wahlen besteht vielleicht die Möglichkeit etwas zu bewegen. Ich wünsche es den frischgebackenen Müttern, die das Krankenhaus verlassen, vor allem nach dem ersten Kind, dass in Zukunft in allen Sprengeln Südtirols Hebammenbesuche , natürlich immer nur wenn gewünscht, selbstverständlich sind.

Do., 26.09.2013 - 17:29 Permalink
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Karla Sernstein Fr., 27.09.2013 - 13:44

Absolute Zustimmung zu diesem Artikel! Ich wohne nun seit einiger Zeit in Süddeutschland, und bin hier schwanger geworden. Man muss sich hier selbst um die Hebamme kümmern, aber dann ist die Versorgung gut. Nachdem ich die anhängende Quelle gelesen hatte, und mich noch etwas schlau gemacht hatte, konnte ich sogar eine Hebamme finden, die ich mit ins Krankenhaus bringen durfte. So stelle ich mir eine gute Hebamme vor... Rundum versorgt und immer für mich erreichbar. Und das wünsche ich mir auch für meine Heimat.
Hier die Quelle:
http://www.doppelherz-schwangerschaft.de/die-richtige-wahl-der-kinderkl…

Fr., 27.09.2013 - 13:44 Permalink