Sorgen wir uns!
Warum? Mit dieser quälenden Frage lassen Menschen, die beschließen, ihrem Leben selbst ein Ende setzen, Angehörige, Freunde und ein Stück weit eine ganze Gesellschaft zurück. Antworten finden, ist nicht leicht. Roger Pycha und Guido Osthoff haben es versucht. Der Primar des Psychiatrischen Dienstes im Sanitätsbezirk Brixen und der Leiter der Caritas-Männerberatung sind im 2017 gegründeten Netzwerk Suizidprävention tätig – und waren Mitte dieser Woche beim salto talk in der Carambolage zu Gast. Gemeinsam mit den Ärzten Maximilian Benedikter – er ist auch Präsident des Verwatltungsrates des salto-Herausgebers demos 2.0 – und Michael Kob sowie dem zahlreich erschienen Publikum wurde die komplexe Frage “Lebenskrisen – wie umgehen?” erörtert.
Es braucht den Mut, Leute, denen es schlecht geht, anzusprechen und zu ermutigen, sie nicht alleine zu lassen und die Sorge zu äußern: ‘Ich mache mir Sorgen um dich.’ (Guido Osthoff)
Ein intensives Gespräch mit vielen Stichwörtern – Werthereffekt, Papagenoeffekt, seelische Erste-Hilfe-Kurse, psychologische Autopsie, (Leistungs-)Sport und Suizidialität, assistierter Suizid – und dem Wunsch nach einer fürsorglichen, empathischen, sich sorgenden Gesellschaft.
Hier zum Nachhören:
(Text: Lisa Maria Gasser; Fotos: Nicola Arrigoni)
Noch bevor ich mir die
Noch bevor ich mir die Podcast angehört habe, möchte ich auf zwei Beiträge von mir hinweisen, in denen ich zu diesem Thema einen eigenen Denkansatz vertrete:
https://www.salto.bz/de/article/31102019/tod-und-sterben-ein-tabu-1
https://www.salto.bz/de/article/20112019/einsamkeit-als-makel-oder-scha…;
Leider konnte ich nicht bei der Veranstaltung dabei sein, weil ich erst im letzten Moment auf salto.bz darauf aufmerksam wurde und dann nicht mehr konnte. Es wäre aber trotzdem schwierig geworden, da ich durch meine Schwerhörigkeit, bei solchen Veranstaltungen in der Regel nicht einmal die Hälfte richtig hören und - noch schwieriger - verstehen kann.
Bei einer meiner beruflichen Fortbildungen in der Schweiz zu diesem Thema, hat sich dort einen in Zürich operierende Kriseninterventionsstelle vorgestellt, die in solchen Fällen "Feuerwehr" spielt. Ich glaube, so etwas fehlt in Südtirol!?
In diesem Artikel wird auch
In diesem Artikel wird auch das Netzwerk Suizidprävention erwähnt und es ist auch verlinkt. Ich habe mir deren Zielsetzungen, Vorhaben und Hilfsangebote genau durch gelesen. Dabei musste ich feststellen, dass die Thematik, der Identitätskrisen im Zusammenhang mit der Entdeckung von abweichenden sexuellen und Gefühls-Neigungen überhaupt nicht vorkommt. Ich habe in den letzten Monaten und Jahren verschiedentlich versucht, die Personen, welche sich mit dieser Materie befassen auf die Suizidalität in diesem Zusammenhang hin zu weisen. Ist anscheinend nicht angekommen!
Vor bald drei Jahrzehnten, als wir die HIS (Homosexuelle Initiative Südtirol) Centaurus aufgebaut haben, hatten wir Kontakt zu einem schwulen Psychologen in München. Der hat uns beim Aufbau unserer Beratungstelefons geholfen und uns eingeschult. Dabei hat er erwähnt, dass er in einer Forschung zu seiner Doktorarbeit herausgefunden hat, dass sich die Suizidalitäts-Kurve der homosexuellen Männer genau konträr zu den heterosexuellen Männern verhält. Während sich Männer normalerweise vermehrt im Alter umbringen, ist es bei den Schwulen genau umgekehrt. Jene jungen Männer, die ihre abweichende Neigung spüren, aber sie nicht akzeptieren können, ja nicht einmal mit jemandem darüber reden können, sind oft so verzweifelt, dass sie oft zu dieser Entscheidung kommen . Leider! Und dies passiert im Wissen, mit welcher Verachtung die Männerwelt die Schwulen bestraft!
Als in der achtziger Jahren sich drei junge Männer im Westen Südtirol und bald darauf einer in der östlichen Landeshälfte umbrachten, war es für die Schwulen klar: "Die waren auch so! Wer von uns hatte nicht auch schon einmal den Freitod in Erwägung gezogen?!"
Heute scheint noch viel mehr die Problematik sein, dass sich immer mehr junge Menschen in falschen Körper fühlen und das Geschlecht wechseln möchten. Laut einem deutschen Magazin, habe dieses Tendenz um das fünffache zu genommen! Von Südtirol gibt es dazu - verständliche Weise - keine Daten.
Und trotzdem will man in der Südtiroler psycho-sozialen Fachwelt immer noch nicht wahrhaben, das viele Suizide bei jungen Menschen damit zusammen hängen. Man zieht es vor, psychische Störungen bei jungen Suizidanten zu vermuten und nicht nur junge Menschen zu sehen, die sich von der Familie und Gesellschaft ausgestoßen fühlen - wegen ihres Anders-fühlen und anders-seins!
Antwort auf In diesem Artikel wird auch von Sepp.Bacher
Lieber Herr Bacher,
Lieber Herr Bacher,
ich bin nicht Teil des Netzwerks für Suizidprävention, aber im Talk und während dessen Vorbereitung habe ich einen interessanten Einblick erhalten. Was Sie ansprechen ist wichtig und ich bin mir sicher, dass genügend Sensibilität und Bewusstsein zu diesem Thema im Netzwerk vertreten ist.
Das Netzwerk entstand gewissermaßen von unten nach oben. Bei solchen Prozessen dauert es manchmal länger bis alle Akteure ihre Rolle wahrnehmen können. Ich bin mir aber sicher, dass das Netzwerk zu einem Austausch bereit ist, und zwar bei einem Netzwerktreffen oder auch bei individuell abgestimmten Treffen.
Dann wird am Ende diese Expertiese und spezifische Sensibiltät sicher auch in die Kommunikation der Homepage einfließen. Aber ebn nicht von oben herab, sondern partizipativ und horrizontal.