Umwelt | Luftqualität

Aufatmen, aber nicht durchschnaufen

Die Luft in Südtirol war 2019 etwas besser als 2018. Während Landesrat Vettorato zu weiteren Schritten aufruft, kritisiert Sven Knoll “geschönte Luftwerte”.
Kamin
Foto: Pixabay

Niedriger als 2018. Aber immer noch deutlich zu hoch ist die Belastung der Luft in Südtirol mit Stickstoffdioxid (NO2). Das geht aus den aktuellen Daten zur Luftqualität hervor, die am Montag Vormittag in Bozen präsentiert wurden.

Am größten ist die Luftbelastung entlang der Brennerautobahn sowie in den vier größten Städten Südtirols: Bozen, Meran, Brixen und Leifers. Dass die Belastung 2019 insgesamt niedriger war als im Jahr zuvor sei laut dem Direktor des Labors für Luftanalysen vor allem auf das warme und windige Wetter zurückzuführen.

Ein Problem bleibt weiterhin das Heizen mit Holz. In mehreren Landgemeinden wurden auch 2019 die Grenzwerte von Benzopyren – dieser Stoff entsteht, wenn Holz nicht sachgemäß verbrannt wird – überschritten. Dazu verweist Umweltlandesrat Giuliano Vettorato erneut auf die Kampagne des Landes “Heizen mit Holz…aber richtig!”.

Good news hingegen in Sachen Feinstaub: Seit 2007 liegen die PM10-Werte unter dem EU-weiten Grenzwert von 40 Mikrogramm/Kubikmeter im Jahr. Seit zwei Jahren auch unter jenem der Weltgesundheitsorganisation WHO von 20 Mikrogramm/Kubikmeter. Bei den PM2.5-Werten wurde 2019 dagegen nur der EU-Grenzwert von 25 Mikrogramm/Kubikmeter und nicht der strengere WHO-Grenzwert von 10 Mikrogramm/Kubikmeter eingehalten.

“Die leichte Besserung im Vergleich zu 2018 bedeutet nicht, dass wir nicht weiter achtsam bleiben müssen”, betont Landesrat Vettorato. “Wir müssen weiterhin gute Politik machen und nachhaltige Mobilität forcieren. Das gilt sowohl für das Land als auch für die Gemeinden.”

 

Erfolge, die nicht allen passen

 

Die Luftqualität in Südtirol wird von der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz überwacht. Anhand der Schadstoffdaten bewertet die Landesumweltagentur die Luftgüte und leitet – falls nötig – gemeinsam mit den Gemeinden Maßnahmen in die Wege, um die Luftqualität zu verbessern.

In Meran vermeldet Umweltstadträtin Madeleine Roher just am Montag einen Erfolg: Anfang Dezember 2019 wurden in der Laurinstraße – im Abschnitt zwischen der Kreuzung mit der Goethestraße und der Kreuzung mit der IV.-November-Straße – eine Vorzugsspur für Busse und Taxis in Richtung Bahnhof eingerichtet. Im Abschnitt zwischen dem Prader Platz und dem Krankenhaus gilt hingegen für den motorisierten Privatverkehr eine Einbahnregelung in Richtung Krankenhaus. “Diese Maßnahmen zeigten Wirkung”, zeigt Roher auf: Die NO2-Werte sind von 56 Mikrogramm pro Kubikmeter auf 48 Mikrogramm pro Kubikmeter gesunken.
Der von der EU vorgegebene und von Italien übernommene Grenzwert liegt allerdings bei 40 Mikrogramm/Kubikmeter und ist ein Jahresmittelwert. “Damit wir aussagekräftigere Daten haben, um die Wirkung der Einbahnregelung besser zu schätzen, müssen auch während der kommenden Monate die Passivsammler ausgewertet werden”, erklärt Amtsdirektor Luca Verdi.

Der Süd-Tiroler Freiheit stinken die aktuellen Zahlen dennoch gewaltig. Der Landtagsabgeordnete Sven Knoll gibt zu bedenken, dass in Tirol ein NO2-Grenzwert von 30 Mikrogramm/Kubikmeter gilt und die WHO in einer Langzeitstudie zum Schluss gekommen ist, dass gesundheitliche Wirkungen von NO2 ab einer langfristigen durchschnittlichen Exposition von 20 Mikrogramm/Kubikmeter kalkuliert werden müssen. Knoll wirft den Südtiroler Behörden vor, “Luftwerte zu schönen”. Er bzw. seine Partei fordern, “dass in Südtirol dieselben Stickstoffdioxid-Grenzwerte verwendet werden, die auch in Nordtirol gelten. Vor allem aber muss die Landespolitik endlich konkrete Maßnahmen ergreifen, um die Transitbelastung einzudämmen”.

Weil die Situation auf dem Brennerkorridor verfahren ist – Bayern und Italien wollen gegen die in ihren Augen zu restriktiven und diskriminierenden Tiroler Maßnahmen vorgehen –, gab es vor Kurzem ein Treffen zwischen den Mobilitätslandesräten Daniel Alfreider und Ingrid Felipe. “Wir waren uns einig, dass der Schutz der Bevölkerung auf der Brennerachse an erster Stelle steht. Gleichzeitig braucht es einen Dialog im europäischen Geiste, weil wir nur durch eine gemeinsame Absprache aller EU-Partner zu einer langfristigen Entlastung kommen werden”, so die gemeinsame Position.

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Salto User
Sepp.Bacher Mo., 02.03.2020 - 16:44

Eigenartig, dass hier nur von NO2 die Rede ist, wo doch allgemein das CO2 in aller Munde ist. Mich wundert, dass auf den Tabellen der Messstellen nur das NO2 und Ozon aufscheinen. Ich habe den Eindruck, dass man sich immer nur auf wenige Messfaktoren konzentriert anstatt auf die auf die gesamte Breite der Umweltschadstoffe zu achten.
Und so erinnere ich mich, dass einmal der Benziner für alles Schuld war und der Diesel in den Himmel gelobt wurde, dann kam die Feinstaubproblematik und der Diesel war plötzlich unten durch. Inzwischen reden alle von CO2 und das Landesamt misst NO2. Wer soll das verstehen?

Mo., 02.03.2020 - 16:44 Permalink