Gesellschaft | Gastkommentar

Coronaphobie – Die Macht der Angst

Die Angst vor dem neuen Erreger lähmt öffentliches Leben, Wirtschaft und das Denken der Menschen in ganz Europa. Wie gefährlich sind die Folgen dieser Irrationalität?
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Foto: Pixabay

Europa ist infiziert. Aber nicht nur vom Coronavirus, sondern auch von der Coronaphobie – der Angst vor dem Virus. Als Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte am vergangenen Dienstag vor die Kamera tritt, ist es bereits spät am Abend. Seine Stimme klingt tief und ernst, die Atmosphäre ist dramatisch. Der Appell geht unter die Haut, darin sind sich alle einig. Es ist der Auftritt eines Mannes, von dem erwartet wird in dieser schwierigen Zeit das Richtige zu tun – das Beste zum Schutze von Volk und Staat. 

Die Befürchtungen bestätigen sich bald: Es kommt zu noch drastischeren Maßnahmen. Geschäfte und Bars müssen schließen, alle Großveranstaltungen werden abgesagt. Nur noch Apotheken und Lebensmittelläden dürfen offenhalten. Daneben noch Tankstellen, Tabaktrafiken, Banken und Wäschereien. Ja sogar Messen werden ausgesetzt. Eine Ausgangssperre wird auch verhängt. Man darf nur noch aus schwerwiegenden Gründen das Haus verlassen – jedoch stets im Beisein einer Selbsterklärung, sonst wird gestraft. 

Contes Strategie ist klar: Er will das Virus eindämmen, die sanitären Strukturen entlasten und die Normalität wiederherstellen. Hierfür setzt er jene Maßnahmen, die er für richtig hält. Doch sind sie das?

Die gesundheitlichen Folgen der Coronakrise sind akut, die ökonomischen jedoch verzögert spürbar.

Während seiner Rede verliert der Premier kaum ein Wort darüber, wie er die drohenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise zu stemmen beabsichtigt. Erst spät schiebt Conte en passant ein, dass ein 25 Milliarden schweres Rettungspaket die wirtschaftliche Krise abwenden und Unternehmen und Betriebe vor dem Konkurs bewahren soll. Doch die Aussagen darüber, wie diese finanziellen Mittel konkret eingesetzt werden sollen, bleiben vage. Man belässt die Bevölkerung weiterhin in Unsicherheit darüber, wie es weitergehen soll. Einzig die sonst häufig gescholtenen Banken finden in diesen dunklen Stunden klare Worte: Kredite können gestundet oder deren Laufzeit verlängert werden. Das beruhigt – zumindest vorläufig. 

Doch die Weitsichtigen im Stiefelstaat haben längst begriffen, dass das eigentliche Desaster kein gesundheitliches oder medizinisches ist, sondern ein gesellschaftliches und ökonomisches. Das wahre Problem sind nicht die Überlastung der sanitären Strukturen und die vermeintlich hohe Mortalitätsrate der Sars-CoV-2-Infizierten, sondern der Kollaps des öffentlichen Lebens und ein kollektiver Systemausfall. Das mag für viele Ohren steil, ja womöglich inhuman klingen, doch wäre es ungleich steiler, Maßnahmen zu billigen, die einen ganzen Staat und damit unzählige Familien in den Abgrund stürzen. 

Die redliche Forderung, Gesundheit müsse doch über wirtschaftlichen Interessen stehen verkommt zu einem rhetorischen Trick. Diejenigen, die sie aussprechen, verkennen die Tragweite einer schweren wirtschaftlichen Rezession. Gesundheit und Wirtschaft sind in einer verwobenen Welt wie der heutigen nicht mehr zu entkoppeln. Vielmehr bedingen sie einander. Dieser Zusammenhang wird leider noch von den Wenigsten durchschaut. 

Führende Virologen proklamieren nahezu unisono, dass der Höhepunkt der Pandemie vermutlich erst in 2-3 Monaten erreicht ist. Der Ausnahmezustand wird dann wohl eher Monate als Wochen andauern. Was das für den einzelnen Bürger und die ökonomische Lage bedeutet, bedarf keiner ausgefeilten Analyse. Die gesundheitlichen Folgen der Coronakrise sind akut, die ökonomischen jedoch verzögert spürbar. Dies dürfte auch der Grund sein, weshalb die meisten in der Bevölkerung Italiens sich vom Sicherheitswahn der Politik haben infizieren lassen. Ein Indiz dafür sind die zahlreichen #IoStoAcasa-Hashtags in den sozialen Netzwerken. Die Medien tun ihr Übriges. Allenthalben kursieren Bilder von überfüllten Krankenhäusern und erschöpftem ärztlichen Personal. Intubierte Corona-Patienten und Sterbende zieren die Titelseiten der Boulevardpresse. Die Büchse der Pandora ist geöffnet, die Angstepidemie ist losgetreten. 

Auch die EZB hat keine unbegrenzten monetären Ressourcen für solche Notfälle.

Vermutlich schwant dem Ministerpräsidenten insgeheim bereits das destruktive Potenzial, das seine restriktive Sicherheitspolitik für die Industrie und Gesellschaft Italiens haben könnte. Vor allem weil man eh schon hoch verschuldet ist, sind solche Maßnahmen heikel. Doch jetzt zurückzurudern kommt für Italiens Premier wohl nicht in Frage. Man vertraut stattdessen auf die Expertise des wissenschaftlichen Beraterstabs. Der Preis dafür könnte jedoch unverhältnismäßig hoch sein.

Gleichwohl dürften viele bereits jetzt die wirtschaftlichen Folgen des gesellschaftlichen Stillstands spüren. Nicht alle haben für solche Fälle finanzielle Reserven auf der hohen Kante. Sollte die wirtschaftliche Stagnation tatsächlich länger anhalten werden Familien bald ihre Mieten nicht mehr zahlen können, auch ärztliche Visiten und Medikamente sind dann ein Privileg der Vermögenden. Produktionsketten werden unterbrochen, Unternehmen gehen bankrott, Angestellte werden entlassen und diejenigen, denen Hilfskredite eingeräumt werden, werden nach Ablauf der Rückzahlungsfristen trotz Stundung damit beschäftigt sein, Kredite zurückzuzahlen, anstatt neue Investitionen zu tätigen und damit die Wirtschaft anzukurbeln.

Auch nach der Coronapandemie wird längst nicht alles so sein wie bisher. Das Geld in den Haushalten wird knapp sein, der Konsum wird stark gedrosselt. Investitionen werden, falls Geld vorhanden, nur noch zögerlich getätigt werden. Wichtige Sektoren wie Tourismus, Luftfahrt und Handel werden nachhaltig geschädigt bleiben und laufend mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen haben. Vor diesem Hintergrund ist es keine schaurige Dystopie, dass viele bald nicht mehr das Geld haben könnten, sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Es kommt zum Anstieg von Psychopathologien und die Zunahme der Suizidraten ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Sozialfälle mehren sich, viele Menschen werden an den Rand ihrer Existenz gedrängt. 

Auch die EZB hat keine unbegrenzten monetären Ressourcen für solche Notfälle. Erst recht nicht, wenn die Pandemie in den Nachbarstaaten Italiens ihren Höhepunkt erreicht haben wird und es weiterer Geldpakete bedarf. Zulange hat man Niedrigzinspolitik betrieben, um mit billigem Geld die Investitionsfreudigkeit zu stimulieren und die Wirtschaft zu beleben. Eine an sich sicherlich lautere Maßnahme könnte sich nun als fatal erweisen.

Nun ist es freilich immer einfach, von außen zu urteilen und zu polemisieren. Jetzt sind vielmehr echte alternative Lösungsansätze gefragt, doch gibt es die?

Angst und Hysterie sind in diesen Tagen ein schlechter Wegbegleiter.

Ja, die gibt es. Eine Möglichkeit bestünde etwa darin, Risikogruppen zu isolieren, die hygienischen Mindeststandards weiterhin einzuhalten aber die restlichen Strukturen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens wieder zu aktivieren. Zu den Risikogruppen gehören mitunter ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen wie etwa Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Atemwegserkrankungen und auch Menschen, die aus anderweitigen Gründen eine Immunsuppression aufweisen. Dass sich Menschen, die sich mit den genannten Indikatoren dennoch nach draußen begeben, einem hohen gesundheitlichen Risiko aussetzen, dürfte klar sein. Älteren Menschen wird zudem angeraten sich sicherheitshalber gegen Pneumokokken impfen zu lassen, den bakteriellen Erreger einer Lungenentzündung. Diese Maßnahme könnte freilich auch auf die restlichen Risikogruppen ausgedehnt werden.

Natürlich sollten auch Menschen mit Symptomen zuhause bleiben und in schwerwiegenden Fällen den Arzt konsultieren, wie man es bei einer Grippe auch tut. Alle anderen, die nicht zur Risikogruppe zählen, könnten weiterhin ihren alltäglichen Aktivitäten nachgehen. So kann eine „Durchseuchung“ jener stattfinden, die in der Regel nicht gefährdet sind schwer zu erkranken oder an Covid-19 zu sterben. Das Ziel einer Durchseuchung ist das Aufbauen einer Herdenimmunität gegen das Virus ähnlich wie Schutzimpfungen: Das Virus werde sich erst dann nicht weiter verbreiten, wenn zwei von drei Menschen zumindest vorübergehend immun seien, weil sie die Infektion schon hinter sich hätten, sagt auch Topvirologe Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité.

Eine solche Maßnahme hätte den wesentlichen Vorteil, dass gefährdete Gruppen ausreichend geschützt würden und eine komplette ökonomische Stagnation verhindert würde. Denn sollten diese radikalen Schutzmaßnahmen nicht greifen und sich die Infektionsketten nicht unterbrechen lassen, dann haben wir einen doppelten Schaden, wobei sich der ökonomische Schaden ungleich fataler gestalten könnte als der akut gesundheitliche. 

Die jetzige Situation lässt sich nicht auf eine solch verkürzte Darstellung „Menschenleben vs. Wirtschaft“ herunterbrechen.

England verfolgt unter Johnson eine ähnliche Strategie. Auch die Engländer setzen auf eine sukzessive Durchseuchung der Gesellschaft bei stufenweiser Erweiterung der Schutzmaßnahmen. Doch das öffentliche Leben und die Wirtschaft dürfen weiterlaufen. Der wirtschaftliche Kollaps soll vermieden werden. 

Vermutlich hat Johnson bereits abgesehen, dass die Corona-Welle gleich wenig abzuwenden ist, wie die zeitweilige Überlastung sanitärer Strukturen. Da helfen auch noch so strenge Maßnahme nicht viel. Die Mehrheit der Virologen weiß das natürlich auch.

Natürlich könnte eine solche Laissez-faire-Strategie zu mehr Opfern führen. Johnson hat deshalb bereits im Vorfeld betont, dass vermutlich damit zu rechnen sei, dass „noch viel mehr Familien geliebte Angehörige vorzeitig verlieren werden". Da ist es nicht verwunderlich, dass sich viele über Englands Taktik echauffieren. „Der Wert eines Menschenlebens sei inkommensurabel und dürfe nicht für wirtschaftliche Interessen geopfert werden“, monieren die Kritiker.  

Doch die jetzige Situation lässt sich nicht auf eine solch verkürzte Darstellung „Menschenleben vs. Wirtschaft“ herunterbrechen. Zu viele Menschenleben sind eben auch durch eine ökonomische Rezession bedroht. Auch wenn sich das komplette Ausmaß der Krise erst später vollständig manifestieren wird. 

Dazu kommt, dass bereits längst Menschenleben gegeneinander abgewogen werden. Aufgrund der Knappheit der medizinischen Ressourcen und der kapazitiven Überlastung, wird im Mailänder Krankenhaus Legnano jüngeren Patienten gegenüber älteren der Vorzug gegeben. In anderen werden Corona-Patienten, die über 70 Jahre alt sind und Vorerkrankungen haben, gar nicht mehr aufgenommen. Angesichts dessen, ist es nicht illegitim, die verheerenden gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen mit der Schwere der gesundheitlichen Folgen zu verrechnen. Überzogenes ethisches Geplänkel bringt hier wenig. 

Auch fragt sich, wie lange die Bevölkerung Italiens sich noch die massive Einschränkung ihrer Freiheits- und Persönlichkeitsrechte gefallen lassen wird. Dies wird spätestens dann zum Problem, wenn die finanziellen Mittel für lebensnotwendige Ressourcen zur Neige gehen. Die „Freiheit vs. Sicherheit-Debatte“ wäre jedoch eine Debatte für sich. 

Welche Lehren lassen sich nun aus dieser Krise ziehen? 

Angst und Hysterie sind in diesen Tagen ein schlechter Wegbegleiter. Vielleicht sollten wir diese Zeit nutzen, um über unseren Umgang mit dem Tod und der eigenen Endlichkeit zu reflektieren. Die moderne Gesellschaft hat den Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit verlernt. Krankheit und Tod hat es schon immer gegeben. Wir täten gut daran, sie als das zu sehen, was sie sind - als Teil des natürlichen Weltverlaufs. 

Heidegger hat in „Sein und Zeit“ das Bewusstsein zum Tode als „Ausgangspunkt für ein selbstbestimmtes, authentisches und intensives eigentliches Leben“ bezeichnet. Nun wäre ein guter Zeitpunkt diese Worte zu beherzigen. Und womöglich gehen wir bewusster und gestärkt aus dieser Krise hervor.

 

Herr Bacher, was bitte hat die freie Entscheidung über das eigene Leben und den eigenen Tod mit der aktuellen Diskussion zu tun?
Jeder soll selbst entscheiden können, wie lange sein Leben verlängert werden soll, wie er sterben will.
Aber das kann doch nicht heißen, dass ein Politiker, oder noch besser das "Kapital" , entscheidet, welcher Patient welche Versorgung bekommt. Und das gilt im "normalen Leben" ebenso wie während der
"Corona-Krise".

Mi., 18.03.2020 - 12:57 Permalink

Frau Aster, sollten Sie Sich auf mich beziehen, dann finde ich es entlarvend, wenn Sie versuchen, mir die Nazi-Keule als angeblichen Angriff auf die Meinungsfreiheit vorwerfen. Herr Widmann und alle anderen tun ihre Meinung hier frei kund, und nicht alle sind einverstanden. Soviel Freiheit des Diskurses darf und muss jede Meinung aushalten.

Niemand sprach hier von Faschismus oder Nationalsozialismus, also packen wir die Kanonen bitte wieder ein. Ich sprach vom Utilitarismus, in dessem Sinne der Beitrag geschrieben ist, der in der angelsächsischen Philosophie durchaus legitimiert ist, in der kontinental-europäischen Ethik aber eher negativ konnotiert wird. Utilitarismus ist ein von mehreren Strömungen, die im 19. Jahrhundert die Transformation des Volksbegriffes im Sinne des Proletariats hin zur irridentischen Nationalität mitgetragen haben. Dass man das nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts kritisch sieht, darf auch Teil der freien Meinungsäußerungen sein. Es geht hier um nichts weniger als um eine Spielart der Frage, ob die Interessen der Allgemeinheit über den Rechten des Individum stehen, tief philosophisch also und höchst ethisch zugleich.
Ich stelle also die These auf, dass Alte und Pflegebedürftige als Individuen ein selbstverständliches Recht auf Pflege und soziale Kontakte haben, auch wenn es utilitaritisch oder statistisch betrachtet für die Mehrheit vernünftiger wäre, ihnen das Recht zu entziehen. Das mit dem entzogenen Recht wird im Beitrag zwar nicht explizit angesprochen, ist aber logische Folge von der Idee, alle Gesunden, also auch Pflegepersonal und Angehörige, einer Infizierung ungebremst auszusetzen.
Man darf das auch anders sehen, wie vieles im Bereich der Philosophie, der Ethik, der Moral. Wir dürfen alle unsere Vorstellungen aussprechen, auch unser Entsetzen über die Vorstellungen der anderen.

Mi., 18.03.2020 - 11:21 Permalink

Werter Herr Kusstatscher, ich weiß nicht warum Sie sich angesprochen fühlen. Hätte ich Sie gemeint würde ich meinen Betrag mit der Antwort Funktion unter Ihrem eingestellt haben. Sie brauchen mir also den Utilitarismus nicht explizit zu erklären, da meine Ausführungen wie unschwer zu erkennen, darauf abzielten, anhand der Vorgangsweise zum Kommentar Widmanns anschaulich zu machen, wie heutzutage mit anderen Meinungen umgegangen wird. Das hat auch Franceschini zu einer Stellungnahme bewogen. Zudem war es ein anderer Kommentator der konkret auf Ihre Ausführungen eingegangen ist. Sie könnten sich wohl eher an dem abarbeiten.
"Niemand spricht hier von Faschismus uns Nationalsozialismus". Wie gesagt, Sie waren nicht unbedingt gemeint, es gibt aber noch andere Kommentare, die in die Richtung gehen. Sehen Sie die mal durch. Das Muster einen Diskurs ad absurdum zu führen ist vielfach dasselbe.

Do., 19.03.2020 - 09:34 Permalink

Erlauben Sie, dass ich jetzt etwas erkläre (und Christoph Franceschini habe ich ausführlich Rückmeldung gegeben):
1. Landesrat Widmann richtet täglich dringende Appelle an die Bevölkerung und schwört diese auf Verhaltensregeln ein;
2. Ein Mitarbeiter aus dem Ressort, welches dem Landesrat direkt zuarbeitet, sagt hier - wenn auch privat -, dies wäre Nonsens, und man (Conte) wisse es eigentlich eh, dass diese Maßnahmen falsch seien;
DAS ist in meinen Augen kontraproduktiv, denn was soll der Bürger dann noch glauben und wonach soll er sich richten, in dieser Zeit der Krise und Gefahr?
3. Der Beitrag ist sehr manipulativ, suggestiv und spekulativ, und verbirgt dies alles in einem angenehmen gefälligen Kleid;
DAS habe ich angeprangert.
Hier geht es nicht um “Meinung”. “Meinen” kann jeder, was er will; mein Ansatz war: ist dies JETZT so förderlich, oder aber schädlich?
Für mich bin ich zum Schluss gekommen, dass es schädlich ist, und diese meine Ansicht habe ich kundgetan.
SALTO muss entscheiden, ob es das unter seiner Verantwortung zum gegebenen Zeitpunkt zulässt, und diese “Frage” meinerseits hat man als “unangemessen” empfunden (womit ich gut leben kann).
Ja, wie wird mit denen umgegangen, die diesen Artikel als unpassend, schädlich und manipulativ erkennen bzw. einschätzen?
Was lese ich auch aus Ihren Zeilen heraus?

Do., 19.03.2020 - 09:47 Permalink

Ich kann Sie verstehen Herr Widmann. So überraschend ist das, was im Kommentarbereich abläuft, nicht. Es stimmt schon, dass dies eine Plattform für Freigeister und Meinungsaustausch ist (sicher auch mit Einschränkung!). Das betrifft die Tatsache, dass Sie einen Beitrag schreiben und ohne Zensur online stellen können, wenn Sie sich an die Regeln halten, die Franceschini in seinem Kommentar skizziert. Bei den Kommentatoren haben Sie aber keine Garantie. Nehmen sie es nicht zu persönlich! Es kommentieren nicht nur Freigeister und links-grüne Intellektuelle. Und auch bei denen gibt es Tabus, möglicherweise andere. Aber es gibt sie!

Mi., 18.03.2020 - 10:38 Permalink

Analysiert man den Text, erkennt man gut, dass er in vielen Teilen, und dabei besonders in seinen Kernaussagen, sehr manipulativ, suggestiv und trickreich ist. Das ist gut verborgen und schön verpackt.
Ein vorsichtiges Reduzieren des Textes auf seine Kernaussagen, gleichsam das Entkleiden des Textes auf dass er nackt dasteht, veranschaulicht dies, ohne dass dabei der Inhalt verfälscht wird: er wird sichtbar.
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„Doch die Weitsichtigen im Stiefelstaat haben längst begriffen, dass das eigentliche Desaster kein gesundheitliches oder medizinisches ist, sondern ein gesellschaftliches und ökonomisches...
Die redliche Forderung, Gesundheit müsse doch über wirtschaftlichen Interessen stehen verkommt zu einem rhetorischen Trick. Diejenigen, die sie aussprechen, verkennen die Tragweite einer schweren wirtschaftlichen Rezession. Gesundheit und Wirtschaft sind in einer verwobenen Welt wie der heutigen nicht mehr zu entkoppeln. Vielmehr bedingen sie einander. Dieser Zusammenhang wird leider noch von den Wenigsten durchschaut...
Dies dürfte auch der Grund sein, weshalb die meisten in der Bevölkerung Italiens sich vom Sicherheitswahn der Politik haben infizieren lassen...
Die Medien tun ihr Übriges. Allenthalben kursieren Bilder von überfüllten Krankenhäusern und erschöpftem ärztlichen Personal. Intubierte Corona-Patienten und Sterbende zieren die Titelseiten der Boulevardpresse...
Vermutlich schwant dem Ministerpräsidenten insgeheim bereits das destruktive Potenzial, das seine restriktive Sicherheitspolitik für die Industrie und Gesellschaft Italiens haben könnte...
Vor diesem Hintergrund ist es keine schaurige Dystopie, dass viele bald nicht mehr das Geld haben könnten, sich mit Lebensmitteln zu versorgen...
Es kommt zum Anstieg von Psychopathologien und die Zunahme der Suizidraten ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Sozialfälle mehren sich, viele Menschen werden an den Rand ihrer Existenz gedrängt...
Vermutlich hat Johnson bereits abgesehen, dass die Corona-Welle gleich wenig abzuwenden ist, wie die zeitweilige Überlastung sanitärer Strukturen. Da helfen auch noch so strenge Maßnahme nicht viel. Die Mehrheit der Virologen weiß das natürlich auch...
Natürlich könnte eine solche Laissez-faire-Strategie zu mehr Opfern führen. Johnson hat deshalb bereits im Vorfeld betont, dass vermutlich damit zu rechnen sei, dass „noch viel mehr Familien geliebte Angehörige vorzeitig verlieren werden“...
Angesichts dessen, ist es nicht illegitim, die verheerenden gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen mit der Schwere der gesundheitlichen Folgen zu verrechnen. Überzogenes ethisches Geplänkel bringt hier wenig...
Auch fragt sich, wie lange die Bevölkerung Italiens sich noch die massive Einschränkung ihrer Freiheits- und Persönlichkeitsrechte gefallen lassen wird...
Vielleicht sollten wir diese Zeit nutzen, um über unseren Umgang mit dem Tod und der eigenen Endlichkeit zu reflektieren... Krankheit und Tod hat es schon immer gegeben... Nun wäre ein guter Zeitpunkt diese Worte zu beherzigen“.
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Die „Weitsichtigen haben begriffen....“: Conte ist es nicht, die Regierung auch nicht, auch nicht die Ministerien und die Berater, auch nicht die Ärzte, Virologen, Krankenpfleger, also wer sind sie?
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„Vermutlich schwant dem Ministerpräsidenten...“: nein, ganz sicher nicht, sonst müsste er alles sofort stoppen.
.Ausgespart bleibt die Frage, wer die Gesundheitssysteme derart herabgefahren hat: es waren Leute im Geiste von Trump, Johnsons - und gerade der wird dann hier als die bessere Lösung des Problems präsentiert.

Mi., 18.03.2020 - 10:57 Permalink

Denken wir auch diese Aussage weiter und zu Ende:
Es ist Ihnen schon bewusst, dass Sie hier öffentlich Kriegsflüchtlinge mit tödlichen Viren gleichsetzen?
Wir werden erleben, wo den nun hier die Grenze des Trag- und damit Schreibbaren gesetzt wird.

Mi., 18.03.2020 - 13:52 Permalink

Also ich habe gestern eine Sendung auf Phönix gesehen, wo die beteiligten Parteien eine ähnliche Ansicht Vertreten wie der Autor. Das Erstaunliche war für mich jedoch, dass die eingeladene Virologin vom Max Planck Institut, aufgrund ihres Alters vermutlich selbst zur Risikogruppe zählt und dabei doch so gelassen wirkt.
Erfrischender Beitrag für Interessenten: https://www.phoenix.de/sendungen/gespraeche/phoenix-runde/die-coronakri…

Mi., 18.03.2020 - 14:00 Permalink

Ich verstehe die kritik nicht. Es wird weder behauptet noch gefordert alle Sicherheitsmassnahmen aufzugeben. Es wird ein Mittelweg diskutiert , der den Kollaps verhindern kann. Alle Kritiker sollten in den Spiegel sehen und sich darüber Gedanken machen wie viel es sie derzeit kümmert, dass täglich hunderte Kinder verhungern, hunderte syrer getötet werden oder millionen flüchtlinge in unvorstellbarem elend leben. In einigen monaten wenn viele die jobs verloren und die letzten reserven aufgebraucht haben werden dies wohl auch die ersten sein die ein Ende der Massnahmen fordern. Wir müssen, meiner Ansicht nach, alle lernen, dass uns dieser Virus viele Monate begleiten wird und der schutz der Risikogruppe in spätestens einigen wochen priorität 1 haben muss. Dies sollten wir tun solange noch finanzielle mittel vorhanden sind - das ist in meinen Augen tatsächlich Solidarität und Mitmenschlichkeit.

Mi., 18.03.2020 - 16:45 Permalink

Ich bin wirklich dankbar für den Beitrag von Widmann Valentin, er verhilft mir in der Auseinandersetzung damit zu mehr Klarheit.
Eigentlich spricht aus dem Artikel ansteckend große Angst. Das Coronavirus versetzt tatsächlich alle möglichen Menschen in Angst: vor dem Tod, vor Hunger und Krankheit, vor dem Weltuntergang, vor dem wirtschaftlichen Untergang. Der Beitrag packt alle diese emotionalen Reaktionen in die Angst um die Wirtschaft und umschwärmt sie mit philosophischen Einzelerkenntnissen. Allein das Titelbild zeigt einen Menschen in dunklem Lager mit einem kleinen Ausguck in eine gleißend helle Welt. Ein Foto, gestellt in einem Karton, v.a. aber angstmachend! Der Leser soll Angst bekommen! Angstauflösend wäre, die verschiedenen Ängste für sich anzusehen. Mehrere Male verweist Widmann auf die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie, sein Barizentrum aller Ängste und dafür ist er auch bereit, gewisse Kategorien von Menschen zu opfern. Verständlich, aber nicht gemeinsam mit den anderen Angsthabenden. Hier verweise ich auf die in meinem obigen Kommentar 17.3.20/20:44 zitierte Metapher von „Hänsel und Gretel“ und wende sie auf Mme. Lagarde an: die Hexe braucht auftragsgemäß nicht Angst um die Lebkuchen an den Wänden des Hexenhauses haben, wohl aber um die Zerstörung des Zaubers, der die Keller mit Reichtümern füllt. Deswegen war Mme Lagarde so schroff ablehnend gegenüber den Forderungen Contes für Italien an die EZB, aber Frau von der Layen hat gleich begütigend eingewirkt, in etwa: „Wir haben noch genug Lebkuchen!“. Ist meine vermutete Angst des großen Finanzkapitals ein Hirngespinst? Abgesehen vom saftigen Niedergang der Börsen las’ ich im heutigen NZZ Briefing: „Das Coronavirus verstärkt die Tendenz zur Deglobalisierung, der Umkehr der Globalisierung. Doch Abschottung kann nicht die Antwort auf die Probleme der Globalisierung sein. Die Coronavirus-Krise offenbart einen dritten Weg: die Glokalisierung, eine Dezentralisierung von Märkten und Wertschöpfungsketten bei gleichzeitiger Intensivierung kooperativer Systeme."
Wenn also für Widmann der Panikmacher unser Conte ist, so zeigt er sich als Verteidiger der Interessensängste von Blackrock & Co.
Tja, es ist eigentlich eine Ermunterung für die Menschen zu erleben, dass dieses hochgelobte Wirtschaftssystem entgegen seinen Versprechungen so anfällig ist. Wenn er’s nur aushält, der Conte!

Mi., 18.03.2020 - 17:14 Permalink

Noch etwas zum Mutmachen in einer harten Zeit: Schaut doch hinein in den "Online Summit 2020" von "Pioneers of change". Er geht vom 18.03. bis 30.03.
Da gibt es sehr viele Interviews und Gespräch mit theoretisch und praktisch kompetenten Leuten aus aller Welt, die von ihren Projekten und Erfahrungen in allen möglichen Bereichen des Lebens erzählen, die darauf abzielen andere Formen wirtschaftlicher und sozialer Praxis auszuprobieren und zu zeigen, dass Neues möglich ist. Schaut es euch an, es lohnt sich. "There is no alternative" ist eine große Lüge.
Wie schon einer der Kommentatoren meinte: für die Zeit danach werden wir viele gute Ideen brauchen.

Do., 19.03.2020 - 00:56 Permalink

Empirik:
“ +++ 07:29 70 Militärfahrzeuge müssen Leichen aus Bergamo abtransportieren +++
Ein Bild wie an einem Kriegsschauplatz: Eine lange Kolonne von Militärfahrzeugen hält am Borgo Palazzo in Bergamo. Wenige hundert Meter vom Friedhof entfernt. Die Lastwagen transportieren Särge mit Coronavirus-Toten zu Krematorien anderer Regionen, weil die Leichenhalle in Bergamo überfüllt ist, berichtet die italienische Zeitung "La Repubblica".”
Wer kann angesichts dessen noch sagen: geht raus und sitzt trotzdem in Bars und Restaurants zusammen, ist alles halb so wild, der “Herdenschutz” erledigt das schon von alleine... SO sieht das dann aus.

Do., 19.03.2020 - 09:02 Permalink

UPDATE:
zur Lage in London:
“ +++ 10:59 London legt Teile der U-Bahn still +++
Teile der Londoner U-Bahn sind seit Donnerstag wegen der Corona-Pandemie stillgelegt. Bis zu 40 Stationen sollen nach Angaben der Verkehrsbetriebe zunächst geschlossen werden, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. Auch der Verkehr mit Bussen ist eingeschränkt worden.
Das Sars-CoV-2-Virus verbreitet sich in der Millionenstadt London schneller als in anderen Regionen Großbritanniens. Es wird erwartet, dass die Metropole in den nächsten Tagen zur Sperrzone erklärt werden könnte. Premierminister Boris Johnson hatte dies auf einer Pressekonferenz auf Nachfrage nicht ausgeschlossen”.
.
... wer Feuernester nicht eindämmt, erntet den Flächenbrand.

Do., 19.03.2020 - 12:00 Permalink

Ich finde es bedenklich, dass manche Menschen aufgrund der momentanen Situation in eine dogmatische Starre verfallen und sich genötigt fühlen Autoren persönlich anzugreifen. Wir befinden uns in einer Krise, welche nicht nur rein gesundheitlicher Natur ist. Jeder Mensch mit ein bisschen Hausverstand sieht ein, dass die momentane Situation sich weit über den Zeitraum von 2-3 Wochen ziehen wird. Diese Systemkrise wird unweigerlich zahlreiche Konsequenzen haben. Für den Großteil der Bevölkerung werden diese eben NICHT gesundheitlicher, sondern ökonomischer, sozialer und psychologischer Art sein. Das ist Tatsache. Daher muss es – gerade in diesen Zeiten - gestattet sein einen offenen Diskurs über Auswirkungen und mögliche alternative Handlungsoptionen zu führen. Es ist sogar absolut notwendig und menschlich. Und dies hat absolut gar nichts mit neoliberalen Geschwafel zu tun, denn es geht auch nicht darum menschliches Leben gegen die persönliche Freiheit, wirtschaftlicher Probleme oder Ähnlichem abzuwiegen. Auch nicht ein bestehendes System der Gesundheitsversorgung, Wirtschaft etc. zu verteidigen. Sondern nicht die Augen vor der Realität und der GESAMTsituation zu verschließen.
Tatsache ist, dass es momentan nicht möglich ist, dieses Virus zu stoppen. Es ist nirgendwo gelungen. Wir haben absolut keine Überblick über die Ausbreitung der Infektionen. Experten gehen von Dunkelziffern bis zum Faktor 10 aus. Ich berufe mich hier hauptsächlich auf das RKI, sowie einer einfachen Analyse der momentanen Zahlen. Man könnte nun versuchen die Verbreitung mit allen Mitteln zu verhindern und so lange auszuharren, bis es eine Lösung gibt (Impfstoff oder ähnliches). Da diese Lösung aber noch nicht in Sicht ist, wird im Prinzip eine einzige Strategie verfolgt: Eine Verlangsamung (im besten Fall Rückgang) der Neuinfektionen. Das Gesundheitssystem soll nicht flächendeckend kollabieren, denn dies droht vereinzelt lokal schon zu passieren.
Dies ist die einzige Strategie, die momentan angewandt wird; Ausnahmen bilden Länder scheinbar ohne Strategie oder China, dessen offizielle Zahlen man mit Skepsis begegnen sollte. Unterschieden wird lediglich in der Kommunikation durch Politik und Behörden. Manche Länder kommunizieren öffentlich die Strategie der Verseuchung. Dies bedeutet nicht, dass nicht gleichzeitig versucht wird einzudämmen. In Südtirol spricht man von Eindämmung. Eindämmen bedeutet begrenzen und sehr in der Größenordnung variieren. Von auf ein Minimum dezimieren, bis leicht abschwächen in Relation zu ungebremster Ausbreitung. Auf jeden Fall ist nicht gleich einer Elimination zu setzen. Selbst wenn dies gelingen würde, so müsste man sich danach komplett vom restlichen Globus isolieren um den Status Quo aufrecht zu halten. Dennoch scheint es, als ob Teile der Bevölkerung glauben würden, es ginge nur darum die Regelungen für 2-3 Wochen strengstens zu befolgen, dann sei das Problem gelöst. DEM IST NICHT SO.
Ein Beispiel: Das RKI in Deutschland ist hier wahrscheinlich am besten in der Kommunikation. Zusammengefasst: Ja, die Aufgabe des RKI ist es die Ausbreitung solche Krankheiten zu verhindern, dies wird unter Anstrengung versucht. Es ist gleichzeitig aber nicht möglich dieses Ziel zu erreichen, weswegen es zwingend zu einer Verseuchung der Bevölkerung kommen wird/muss. Dies ist nichts negatives, sondern eine natürliche Immunisierung und dadurch auch notwendig. Das RKI geht von einem Zeitraum von 1-3 Jahren aus. Die Zahlen sind natürlich sehr ungenau, da es zu viele Unbekannte und Variablen gibt.

Do., 19.03.2020 - 12:46 Permalink

"Dennoch scheint es, als ob Teile der Bevölkerung glauben würden, es ginge nur darum die Regelungen für 2-3 Wochen strengstens zu befolgen, dann sei das Problem gelöst. DEM IST NICHT SO":
Ich bin überzeugt, dass *niemand* auch nur ansatzweise so etwas glaubt.
Alle haben ein einziges Interesse: die Durchsuchung, welche letztlich 60 - 70% der Bevölkerung erreichen wird, nicht in 3 oder 6 Monaten zu erreichen, sondern gestreckt in 1 - 2 Jahren.
Und dies geht nur - das haben China und Südkorea gezeigt - durch absoluten Verzicht der Bevölkerung auf soziale Kontakte, und absolute Disziplin; und zwar, vorerst Mal, über mindesten 2 - 4 Wochen.
Und dann wird man weiter sehen.
"Unsere" Welt wird nie mehr, wie sie gewesen ist.

Do., 19.03.2020 - 15:37 Permalink

Was will die britische Regierung festlegen:
“ Zudem will die Regierung im Unterhaus eine Art Notstandsgesetz einbringen, das den Behörden Sonderrechte für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren einräumt. Dazu zählen die Festsetzung und Isolierung von Menschen. Das Verteidigungsministerium rief 20.000 Soldaten in Alarmbereitschaft”:
kranke Menschen werden also aus der Gesellschaft ausgeschlossen, vom Militär abgeholt und interniert.
Wie in Pestzeiten im Mittelalter.
Dann wünschen wir Johnson, dass er nicht krank wird, sonst wird er auch aussortiert und von Soldaten in ein Lager gebracht.
Ob es dann privilegierte Lager geben wird für die Millionäre und Milliardäre, die diese Maßnahme beschließen?

Fr., 20.03.2020 - 07:22 Permalink

Herr Gasser,

mir scheint aber die Frage nach dem Danach findet wenig Aufmerksamkeit. In den sozialen Netzwerken ist der Ton durchaus so, als ob es nur um eine möglichst strenge Einhaltung der Regelungen für diesen begrenzten Zeitraum geht. Dieser Zustand ist auf Dauer weder sinnvoll noch tragbar. Und selbstverständlich muss man sich überlegen, wie man gefährdete Personen nach Beendigung der strikten Regelungen weiterhin schützen kann. Konkret könnte das z.B. bedeuten, dass die Einschränkungen für den Großteil der Bevölkerung aufgehoben werden, für Risikogruppen aber weiterhin empfohlen sind.

Ich finde den Artikel der SDZ sehr hilfreich um sich der momentanen Situation bewusst zu werden: https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-italien-gruende-1.48514…

Schaut man sich die Zahlen im Artikel an und vergleicht diese mit einem Szenario, in dem die momentanen Regelungen für Monate bestehen bleiben, stellt sich unvermeidlich die Frage von Verhältnismäßigkeit. Auch im Bezug auf Faktoren wie: Alter, Umwelt/Luftverschmutzung, Ernährung, Lebenstil, Einsparungen im Gesundsheitsystem).

Fr., 20.03.2020 - 11:54 Permalink
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Peter Gasser

Antwort auf von Peter Kofler

... leider kann ich den Artikel nicht lesen; ich habe bereits einige +Abonnements, da kann ich dies nicht noch dazu nehmen; vielleicht können Sie die Kernpassagen zusammenfassen und im Kommentar einbringen??
Südkorea und andere, auch Japan, haben es mit dieser Methode hinbekommen. ich bin überzeugt, dass auch bei uns die Experten (Ärzte, Virologen, Ökonomen) den optimalen Weg vorschlagen erden, und dass die Politik diesem folgen wird.

Fr., 20.03.2020 - 12:02 Permalink

Man benötigt kein Abo für diesen Artikel. Er zeigt, dass fast alle Verstorbenen eine oder mehrere signifikante Vorerkrankungen hatten, in welchem Alter sie waren etc. Personen über 90 fallen sogar noch in die Statistik von Covid-19, was angesichts einer Lebenserwartung von etwas unter 83 Jahren eigentlich irrelevant ist. Er relativiert die Gefahr und die Auswirkungen dieser Infektion ohne zu verharmlosen.

Wieder einmal zeigt sich, dass der Mensch mit unmittelbarer Gefahr nicht gut umgehen kann. Er gerät in Panik, plötzlich ist alles anders. Und nicht direkt greifbare Probleme (Hunger, Alkohol, Tabak, Umweltverschmutzung, Klimawandel, andere Krankheiten) finden keine Aufmerksamkeit. Auch ist sonst nichts von der jetzt herbeibeschworenen Solidarität spürbar. Das ist alles komplett irrational.

Fr., 20.03.2020 - 12:25 Permalink

Ich denke nicht, dass irgendwer "in Panik gerät". Prävention ist etwas anders als Panik oder Irrationalität.
Die Situation in Oberitalien ist sehr REAL.
.
Sie schreiben: "Er relativiert die Gefahr und die Auswirkungen dieser Infektion ohne zu verharmlosen": das finde ich nun nicht. Der letzte Satz am ende des Artikels: "Viel hängt nun davon ab, wie lange die Italiener den Hausarrest erdulden".
Das heisst, "viel hängt davon ab", wienlange diese medizinisch sinnvollen Einschränkungen eingehalten werden.

Fr., 20.03.2020 - 12:45 Permalink

ja, weil ALLE von Anfang an OHNE lockdown sich freiwillig an diesen gehalten haben, alle alles desinfiziert haben, alle getestet worden sind und jeder isoliert worden ist.
Hier und in anderen Nachbarländern Chinas wurde aufgrund von 4 ähnlichen Seuchensituationen während der letzten 10 jähre di damit gemachte Erfahrung von Bevölkerung und Staat rigoros umgesetzt und eigenverantwortlich eingehalten.
In Europa werden hingegen "Corona-Partys" gefeiert.... (!).

Fr., 20.03.2020 - 12:50 Permalink

Liebe Frau Garber, dass ganz Deutschland stockdumm sei, habe ich nie behauptet, sondern nur gesagt, dass einige Länder andere Wege gehen. Was sich letztendlich bewähren wird, wird sich zeigen.
Bezüglich Massenüberwachung: Das wird in Österreich nun auch angedacht (Handyortung) und vermutlich ist es in Italien auch bald soweit. Der Überwachungsstaat etabliert sich gerade auch bei uns. Drohnen sollen auch schon im Umlauf sein um "Außreißer" auszuforschen. So leicht lässt sich ein Volk seine Grundrechte nehmen. Und Contes Bliebtheitsgrad steigt stetig an. Angst ist offenbar ein gutes Instrument Menschen in Schach. Das sieht man ja auch in China und anderen autoritären Staaten. Da hätte vermutlich auch George Orwell gestaunt. Eingentlich Wahnsinn, was sich gerade abspielt. Bleibt nur zu hoffen, dass das alles gut ausgeht.
Euer Franzl

Fr., 20.03.2020 - 13:22 Permalink
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Peter Kofler

Antwort auf von Peter Kofler

Gerade in diesem Moment heißt es auf Südtirol-1, dem Südtiroler Volks-Radiosender (ein Bürgermeister im Interview): Man müsse die Regelung strengstens einhalten, damit wir alle uns in zwei Wochen (ab heute) wieder uneingeschränkt im Freien bewegen kann. Das ist Schwachsinn.

Ebenso die Desinfektion der Straßen in der Nacht. Der Anteil der Schmierinfektionen auf den Straßen wahrscheinlich zu vernachlässigen. Das sind homöopathische Maßnahmen zur Beruhigung der Meute und Ablenkung vom zweifelhaften Zustand des Gesundheitsversorgung.

Fr., 20.03.2020 - 12:05 Permalink

Bin hin und her gerissen. Man wir die Auswirkungen erst am Ende sehen. Allerdings ist Herrn Kofler zugute zu halten, dass Österreich finanziell weit besser dasteht als Italien. Dsselbe gilt für Deutschlanbd und viele andere EU-Staaten. Vermutlich könnten die einen Shut-Down besser verkraften.
Habe nun erfahren, dass Schweden auf Herdenimmunität setzt.
GB und NL gehen einen Mittelweg ohne rigorose Ausgangssperren. Ich denke mir, ganz falsch können deren Virologen doch auch nicht liegen. Die hatten jetzt ja zugenüge Zeit, sich ein Bild von der Lage zu machen.
Franzl

Fr., 20.03.2020 - 12:36 Permalink

“Erschreckend, mit welcher Unerbittlichkeit sofortige "Ausgangssperren" gefordert werden, von Leuten, die offensichtlich weder über epidemiologische noch politische oder soziale Expertise verfügen”: schreibt Lobo; ja natürlich, diese Leute sind Merkel, Söder, Conti... Kompatscher, Widmann... fast alle namhaften Virologen, vor allem sind es die Ärzte und Krankenpfleger und Bürgermeister in Bergamo und Brescia... ja, alles ”Leute, die offensichtlich weder über epidemiologische noch politische oder soziale Expertise verfügen“.
...
einfach nur krass... 600 Tote in Italien an nur einem Tag...
Herr Lobo könnte ja in den Kliniken von Bergamo und Brescia die Ärzte und Krankenpfleger über “Vernunftpanik” aufklären.
Wer keine Verantwortung trägt, kann leicht psychologisieren...

Fr., 20.03.2020 - 19:38 Permalink

Her Gasser,

sie schreiben: "einfach nur krass... 600 Tote in Italien an nur einem Tag..."

Ja, das ist krass. Es ist auch ein Problem, weil das Gesundheitswesen nicht nachkommt. Würde ein Großteil dieser Personen unter dem Jahr verteilt sterben, würde es keinen Mensch interessieren. Und aufgrund von Vorerkrankungen wären ein Teil dieser Personen früher oder später verstorben. Manche vielleicht erst nach Jahren.

Mein Opa ist letztes Jahr im betagten Alter um diese Zeit mit einer Grippe verstorben, mit Niereninsuffizient, Herzproblemen. Das ist traurig, meine Oma trauert heute noch. Aber niemand in unserer Familie hat es als krass empfunden, sondern als den Lauf der Dinge. So etwas oder ähnliches geschieht normalerweise täglich. Momentan häuft es sich extrem. Es ist zeitlich konzentriert. Aber es ist dennoch der Lauf der Natur. Der Mensch ist sterblich. Diese Sterblichkeit ist schmerzhaft für uns Einzelne, aber dennoch sollten wir diese Zahlen nicht falsch interpretieren.

Wir haben momentan etwas über 5.000 Tote. Im Winter 2016/2017 gab es italienweit 25.000 Grippetote. Und dennoch fallen die Reaktion so unterschiedlich aus. Das ist zwar menschlich, aber irrational. Und daher sollten wir uns dennoch auch auf die Zahlen besinnen.

Sa., 21.03.2020 - 00:38 Permalink

Eine Frage an die hier schreibenden "Kontrahenten".
Ich bin gerade vom Laufen zurückgekommen, 10 km von mir zu Hause durch den Wald mit einem Lächeln auf dem Gesicht, da Bewegung mir psychisch wie physisch einfach gut tut, und mich positiv stimmt . Ich bin einem älteren Herrn begegnet, der spazieren ging.
Habe ich mich damit verantwortungslos verhalten und anderen geschadet, oder habe ich mir Gutes getan?
Oder um es in andere, momentan aktuelle Worte zu fassen, bin ich jetzt ein Mörder?

Aber diese Fragen haben an sich nichts mit dem Beitrag von Herrn Widmann zu tun.
Denn im Beitrag geht es nicht um die sozialen, physischen und psychischen Folgen der Krise auf die Menschheit, sondern nur um deren Folgen auf die Wirtschaft, zwar schön verpackt, aber dennoch eindeutig.

Sa., 21.03.2020 - 08:21 Permalink

Gegenfrage:
in einer Stadt mit 4 Millionen Einwohnern tun 50% der Männer dasselbe wie Sie: dann sind dort eine Million Männer auf den Straßen unterwegs.
Die Verantwortlichen können wohl nur eine Regelung für alle erlassen - und nicht für jeden Sonderfall und für jede Eigenheit und jeden Eigensinn eine eigene.
Nein, in meinen Augen sind Sie kein Mörder, um diese rhetorische Frage zu beantworten.
Aber Beispiel geben Sie keines. Sie nutzen eine Nische, die wohl niemandem schadet - solange nicht alle diese Nische nutzen. Und nicht alle haben einen Wald vor der Haustür.

Sa., 21.03.2020 - 08:40 Permalink