Ein einminütiger Fernsehauftritt hat Beppe Grillo in Bozen genügt, um seine sattsam bekannte Beliebigkeitsrhetorik eindrücklich unter Beweis zu stellen. Bemerkenswert genug, dass Grillo die Arbeitslosigkeit in Südtirol auf 15 Prozent beziffert - höher als den gesamtitalienischen Wert von 12 Prozent: "Dovete capire che qui c'é una disoccupazione del 15 per cento, che é il doppio della Baviera. Impiegando gli stessi soldi della Baviera hanno il doppio della disoccupazione." So viel Unsinn in einen Satz zu packen, ist gar nicht einfach.
Was die Arbeitslosigkeit in Südtirol (5,4 Prozent) mit jener von Bayern (3,6 Prozent) zu tun haben soll, weiß niemand. Jedenfalls beträgt sie nicht das Doppelte. Und die Haushaltssummen beider Länder sind mit 5 gegenüber43 Milliarden ohnedies nicht vergeichbar. Den Einzug eines Abgeordneten in den Landtag (Paul Köllensperger Anm.d.Red.) feiert Grillo als "größten Erfolg seit Bestehen der Fünfsterne-Bewegung" und verwechselte in der Aufregung den Landtag mit der Landesregierung: "Abbiamo uno nel governo!"
Fragen von Journalisten nach dem Stimmenverlust im Vergleich zu den Parlamentswahlen wiegelt er ab. Die Werte seien nicht vergleichbar. Das stimmt bis zu einem gewissen Punkt. Doch auch bei einer Bereinigung der Zahlen bleibt ein eklatanter Stimmenrückgang in nur acht Monaten: von 21 auf 6,5 Prozent im Trentino, von 8,3 auf 2,5 in Südtirol - zweifelsohne Ausdruck einer gewissen Ernüchterung unter der Wählerschaft. Auch das Südtirol-Klischee bediente Grillo nach Maß: ein Wahlkampf mit Bier und Schweinshaxn würde ihm hier viele Stimmen einbringen.
Dann legte er sich mit dem scheidenden Landeshauptmann an: "Come si chiama? Grunwald?" Kleinigkeiten, zugegeben. Die angesichts des von Grillo in einem Interview mit der Bildzeitung prognostizierten Staatsbankrotts nicht ins Gewicht fallen: "Berlusconi ist bereits erledigt. Die kleinen und mittleren Unternehmen machen Bankrott. Im September/Oktober wird dem Staat das Geld ausgehen und er wird Renten und Gehälter kaum mehr bezahlen können.“