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Gästebetten in Südtirol

Ich habe mit Erstaunen in der „Dolomiten“ vom 1. September gelesen, dass wir in Südtirol im Jahre 1985 über 229.000 Gästebetten verfügten
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Gästebetten in Südtirol

Ich habe mit Erstaunen in der „Dolomiten“ vom 1. September gelesen, dass wir in Südtirol im Jahre 1985 über 229.000 Gästebetten verfügten, während es im Jahre 2018 nur mehr 225.000 Betten waren, also ca. 4.000 weniger.

Interessanterweise hat der Verkehr im Vergleich zum Jahre 1985 sehr stark zugenommen. Auch sind viel mehr Gäste unterwegs, sei es in den Dörfern als auch auf unseren Almen.

Wie ist das möglich?

Das ist deshalb möglich, weil die angegebene Bettenanzahl vom Jahre 2018 FALSCH ist.

Am 3. September hab ich dann in der „Dolomiten“ gelesen, dass die Landespolitik gar nicht über die genauen Daten der Bettenanzahl verfügt. Das wird auch so sein.

Die effektive Bettenanzahl ist heute VIEL HÖHER als im Jahre 1985.

Wieso behaupte ich das:

Damals waren die meisten Gästezimmer klein, d.h. ein Zweibettzimmer wurde generell von 2 Gästen belegt.

Durch die qualitative Erweiterung vieler Betriebe entstanden sehr große Zimmer, Familienzimmer, Suiten usw., offiziell alles nur Zweibettzimmer, da die ZUSATZBETTEN nicht gezählt werden. In der Realität haben wir in den Hotels, Pensionen, Garnis, vor allem in der Hauptsaison, 20%, 30% oder 40% mehr Gäste als offizielle Gästebetten.

In diesem Sinne würde sich eine Diskussion über einen eventuellen Bettenstop von alleine erübrigen.

Herbert Senoner, freiberuflicher Geometer

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Thomas Benedikter Fr., 15.05.2020 - 21:23

Vielen Dank für diesen interessanten Hinweis, Herr Senoner, den die verschiedenen Umweltverbände unbedingt prüfen sollten, um Schlussfolgerungen für ihre Forderungen abzuleiten. Wenn der Indikator "Betten" für die Tourismusintensität, die Auslastung der Betriebe und die Belastung des Landes keine zuverlässige Auskunft mehr bietet, müsste man alternative aussagekräftigere Indikatoren finden. Mit Sicherheit ist dies zum einen die Zahl der Übernachtungen, die laufend steigt; zum anderen die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste, die laufend sinkt. Beide ergeben ein höheres Niveau an Mobilität, An- und Abreisen, die über den Verkehr das Land und die Leute belasten. Wenn die offizielle Bettenzahl nicht mehr aussagekräftig ist (wie passt das mit den gesetzl. Vorschriften zusammen?), könnte es die verbaute Kubatur sein. Das wäre insofern wichtig, weil gerade die neuen Monster-Hotelbauten und Wellness-Buden sehr viel Kubatur für relativ wenige Gäste verschlingen. Das Gesamtausmaß an verbauter Hotelkubatur mit allen Nebeneinrichtungen belastet die Landschaft und verbraucht Flächen, nicht die Betten der Zimmervermieter und kleinen Gastbetriebe. Da mögen sie Recht haben.

Fr., 15.05.2020 - 21:23 Permalink
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kurt duschek Sa., 16.05.2020 - 09:31

....ich erlaube mir hier eine ,zugegeben , sehr provokante Behauptung aufzustellen!
In den 70er und 80er Jahren war die Steuermoral alles andere als zufriedenstellend. Durch die immer höhere Verschuldung in der Hotelbranche, gerade in den letzten Jahren durch immense Erweiterungen, sind die Hoteliere gezwungen offizielle Einnahmen zu produzieren, um die Rückzahlungen der Schulden an die Banken zu garantieren. Unterm Strich nennt man dies weniger "schwarz" mehr offiziell ! Dies allein erklärt schon, warum die offiziellen Statistiker eine Zunahme der Nächtigungen und Aufenthalte melden können.
M.M.n ist diese Zunahme im Fremdenverkehr wenn überhaupt viel geringer als offiziell behauptet und, wie im Artikel richtig beschrieben, ist die effektive Bettenanzahl viel höher als 1985. Mehr offizieller Umsatz wurde gemeldet um die immer höheren Schulden an die Banken zurückzahlen zu können. Dadurch fehlt immer mehr inoffizieles Geld um die Mitarbeiterlöhne "attraktiver" zu machen. NB: Die verschuldeten Hotelieren zahlen nicht mehr Steuern, denn die hohen Investitionen (Schulden !) werden steuerlich abgeschrieben!

Sa., 16.05.2020 - 09:31 Permalink