Gesellschaft | Ausstellung

Erzählen statt kapitulieren

Am Platz, der seinen Namen trägt, soll mit Silvius Magnago die Geschichte der Autonomie dargestellt werden – auch als “Antwort auf die zeitweilige Vernachlässigung”.
Magnago-Parcour
Foto: Südtiroler Landtag

Seit seiner Neugestaltung vor zwei Jahren ist der Platz grau und kalt. Nun soll der Silvius-Magnago-Platz etwas Farbe bekommen – und sich mit Leben füllen. Dank eines historischen Parcours mit acht roten Elementen, auf denen anhand des Lebens von Silvius Magnago die Geschichte der Autonomie dargestellt wird. Das Projekt geht zurück auf einen Beschlussantrag, der von allen Landtagsfraktionen mitgetragen und im Juni 2018 einstimmig genehmigt wurde. Angestoßen hat ihn die Historikerin und damalige Landesrätin Martha Stocker. Sie war bei der Präsentation des Parcours am Dienstag Nachmittag im Landtag anwesend, gemeinsam mit Angelika Fleckinger – die Direktorin der Landesmuseen koordiniert die Arbeiten – und Alessandro Gatti von der Firma DOC aus Bozen, die mit der Ausstellung betraut wurde.

An der Ausarbeitung des Parcours haben der Historiker Andrea di Michele, die Kunsthistorikerin Verena Malfertheiner, der Historiker Hans Karl Peterlini, der Autor und Journalist Josef Rohrer sowie Martha Stocker als Präsidentin der Silvius Magnago Stiftung mitgearbeitet. Für die Umsetzung stellt das Land 400.000 Euro zur Verfügung.

“Die dunkelroten Elemente enthalten Texte hinter Glas, die sich auch anhören lassen”, erklärte Gatti. Jedes Element sei anders gestaltet, um die Betrachter nicht zu langweilen. Gedacht sei das Projekt für Schulen, aber auch Passanten, denen die Entwicklung hin zur Autonomie und die Südtiroler Besonderheiten vermittelt werden soll. “Es wird aber auch auf Kritik und Grenzen der Autonomie eingegangen”, betonte Fleckinger. Ergänzt wird der Ausstellungsparcours durch eine Lichtinstallation.

 

Im Landtag stieß das Projekt größtenteils auf Zustimmung. Von einigen Abgeordneten kamen Anregungen für die inhaltliche Gestaltung. So merkte etwa die Grüne Brigitte Foppa an, “dass auch die Grauzonen sichtbar sein sollten, etwa die interethnische”. Franz Ploner (Team K) meinte, er würde sich auch Ruheplätze und etwas Grün auf dem Platz wünschen, und, dass ein neuntes Element angebracht werden sollte, da der Parcours bei 1992 ende und es Platz für Ergänzungen brauche. Andreas Leiter Reber (Freiheitliche) warf ein, dass man nicht aussparen dürfen, “dass die Autonomie nicht das Ende der Entwicklung ist”, während Sven Knoll (Südtiroler Freiheit) vorbrachte, dass die Schutzmachtfunktion Österreichs “nicht nur am Rande erwähnt werden sollte”.

Kritik kam von Josef Unterholzner (Enzian). Er bezeichnete die acht roten Stelen als “Faust aufs Auge” und meinte, dass man für 400.000 Euro mehr hätte bieten können. Auch Alessandro Urzì (Alto Adige nel Cuore) kritisierte die Kosten. Er befürchte, dass die gefalteten Paneele “als Latrine missbraucht werden könnten”, als die der Magnago-Platz derzeit teilweise auch benutzt werde.

“Die Situation auf dem Magnago-Platz ist derzeit absolut unbefriedigend, was die öffentliche Sicherheit betrifft”, stimmte Landeshauptmann Arno Kompatscher zu. “Aber es wäre das falsche Signal, nun zu kapitulieren.” Man wolle für mehr Sicherheit auf dem Platz sorgen, so Kompatscher. Dafür ist seit einem Monat auch ein Sicherheitsdienst zwischen den angrenzenden Landhäusern unterwegs.

 

Martha Stocker versicherte schließlich, dass man die Anregungen aufnehmen werde. Inhaltlich werde man die Themen nicht nur von einer Seite beleuchten, “die Schatten- und die Sonnenseiten der Autonomie sollen hervortreten” und “auch die ‘Sprachgruppe dazwischen’ wird berücksichtigt”. Zugleich meinte Stocker, dass der Parcours auch als “Antwort auf die zeitweilige Vernachlässigung des Platzes” zu verstehen sei.

Die Eröffnung des Ausstellungsparcours ist für Mai 2021 geplant. Ursprünglich hätte sie am 10. Todestag von Magnago am 23. Mai 2020 stattfinden sollen, musste dann aber aufgrund von Corona verschoben werden.