Liebes Tagebuch,
heute mache ich dich zum letzten Mal auf (und dann hoffentlich nie wieder, aber wenn wir eines gelernt haben 2020, dann ist es wohl, dass alles möglich ist). Am Montag machen die Geschäfte wieder auf, ein paar Tage später Restaurants und Bars, und dann werden die Städte wieder aufwachen aus ihrem verordneten Dornröschenschlaf. Wir Dörfler werden aus unseren Höhlen tappen, uns ungläubig die Augen reiben und zaghaft nach Meran, Brixen, Bozen oder Bruneck pilgern, wo man endlich mal wieder andere Gesichter sieht und es vielleicht sogar Weihnachtsbeleuchtung gibt. Wir werden uns an den Schaufenstern die Nasen plattdrücken wie so Landeier (wir sind ja ausgehungert, nachdem wir wochenlang mit notwendigen Gütern des täglichen Bedarfs vorlieb nehmen mussten), und dann werden wir unseren Lieben schöne Dinge bei lokalen Händler*innen kaufen. Ja, das ist ein Befehl: Gehet hin und shoppet lokal! Auch, wenn der Roller für die Kids vielleicht ein paar Euro teurer ist als bei Ihr-wisst-schon-wo. Auch, wenn die Filzpatschen jetzt vielleicht nicht die number one auf der Wunschliste des Partners waren (er wird sie doch lieben lernen). Wir können doppelt Freude machen, wenn wir uns genau überlegen, wo wir einkaufen. Einige haben von der Krise wahnsinnig profitiert, anderen, den Kleinen, wird sie das Genick brechen, wenn wir sie jetzt nicht unterstützen. Diese Kienzl, höre ich euch stöhnen, jetzt will sie uns schon vorschreiben, wo wir einkaufen sollen! Ja, das noch, dann ist aber auch Schluss. Das Tagebuch wird in die Ecke gepfeffert, und ich hoffe, ich konnte manchen ein paar schwarze Tage ein wenig leichter machen. Apropos schwarz: den Black Friday heute einfach ignorieren. Der heißt nur so, weil das Tagebuch jetzt fertig ist. Passt auf euch auf und genießt die Weihnachtszeit. Alles wird gut.