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“Avoir la Pêche”: Eine Währung für Paris

Die Organisation “La Pêche” zeigt, dass ein nachhaltiger Wandel des Wirtschaftssystems auch im Kleinen beginnt: durch eine lokale, soziale und ökologische Währung.
Peche - Scheine
Foto: (c) La Peche

In Paris werden Euros in Wertmarken umgemünzt. Die Wertmarken werden nicht nur für Autowaschanlagen und Festivalbier verwendet; auch Lebensmittel, Kleidung und sogar Klopapier können auf diese Weise erworben werden. Warum aber das eigene Geld in Wertmarken ummünzen, wenn dieselben Einkäufe ganz einfach mit Euro getätigt werden können?

Was im ersten Moment umständlich erscheint, erweist sich als zukunftsträchtiges Projekt, das nicht nur in Paris am Wachsen ist: eine alternative Währung – lokal, nachhaltig und transparent.

 

 

Die Wertmarken der lokalen Pariser Währung “La Pêche”, die sogenannte “Pêche”, sollen den Konsum in der französischen Hauptstadt neu definieren. Durch den Gebrauch der Pêche anstelle des Euros für Einkäufe, Restaurantbesuche und anderes werden Bürger angeregt, regionale Kreisläufe zu unterstützen und in sozial und ökologisch nachhaltige Produkte zu investieren. Zudem geht es vor allem darum, jene Geldkreisläufe, die durch die eigenen Einnahmen und Ausgaben angetrieben werden, nachvollziehen und auch mitgestalten zu können. “Geld” erklärt eine Mitarbeiterin der Pariser Organisation, Mikal Postel-Vinay, “ist im Grunde wirklich nicht schwer zu verstehen. Aber die Wege, die unser Geld zurücklegt, werden durch die Größe und Komplexität der internationalen Finanzmärkte bis zur Unkenntnis verschleiert. Eine lokale Währung kann dazu beitragen, Kontrolle darüber zu gewinnen, was mit dem eigenen Geld geschieht.”

 

Ein Euro für eine Pêche

 

Wer Mitglied der lokalen Währung “La Pêche” werden möchte – eine Voraussetzung, um damit bezahlen zu dürfen – tauscht sein Geld an eigens eingerichteten Sammelstellen gegen Pêche ein. 1 Euro entspricht dem Wert 1 Pêche, umgekehrt gilt der gleiche Wechselkurs.

 

Einmal eingewechselt, kann die Pêche in allen Einrichtungen, die Mitglieder der Organisation sind, als Zahlungsmittel verwendet werden. Wie Postel-Vinay erklärt, könnten prinzipiell jeder Betrieb, jedes Geschäft und jede Einrichtung zum Mitglied werden; Voraussetzung ist aber deren ausdrückliche Bereitschaft, sich der Wertecharta von La Peche und somit der Förderung regionaler, transparenter und sozial und ökologisch nachhaltiger Kreisläufe anzuschließen.

Die Pêche soll den Euro auf keinen Fall ersetzen, sondern komplementär zum Euro in der Realwirtschaft zirkulieren.

Während die Pêche also in der Realwirtschaft ihre Kreise dreht, wird das dafür eingewechselte Geld an die finanzielle Genossenschaft “La Nef” weitergeleitet. Diese widmet sich ausschließlich der Finanzierung von sozial, ökologisch oder kulturell nachhaltigen Projekten innerhalb Frankreichs. Alle finanzierten Projekte können ausnahmslos eingesehen und die eingewechselten Beträge jederzeit rückerstattet werden.

Wie Postel-Vinay betont, soll die Pêche den Euro auf keinen Fall ersetzen, sondern komplementär zum Euro in der Realwirtschaft zirkulieren. Am einfachsten sei die Pêche im Sinne eines Vouchers oder Wertgutscheins zu verstehen, der beispielsweise in einem Restaurant oder einem Geschäft eingelöst werden kann. Auch rechtlich verhält sich die Pêche, deren Wert von der französischen Zentralbank garantiert wird, analog zum Wertgutschein. Da sich die Währung ausschließlich auf bereits zirkulierende Euro-Beträge stützt, und somit keine zusätzlichen Wertträger schafft, ist es einfach, sie in das existierendes Wirtschaftssystem zu integrieren.

 

 

 

Lokal und doch von Welt

 

La Pêche, die ihren Ursprung im Pariser Vorort Montreuil hat, dessen Pfirsichfelder namensgebend für die Währung sind, ist nicht das einzige Geldmittel seiner Art. Seit 2014 lokale Währungen rechtlich verankert wurden, sind in ganz Frankreich mehr als 80 verschiedene Währungen entsprossen.

Auch im restlichen Europa hat die Idee mit Initiativen wie dem “Bristol Pound” in England, dem Schweizer “Wir”, aber auch einigen italienischen Initiativen bereits Fuß gefasst. In Südtirol schleicht sich das Thema immer wieder in die politische Debatte. “Das Spannende an lokalen Währungen ist, dass jede Stadt oder Region damit beginnen könnte, eine eigene Währung zur Unterstützung verschiedenster Ziele aufzubauen”, meint Postel Vinay. Natürlich dürfen nötige Sicherheitsvorkehrungen dabei nicht außer Acht gelassen werden. Prinzipiell steht einer eigenen lokalen Währung aber nichts im Wege.

 

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Karl Trojer Mi., 10.02.2021 - 09:50

Ein ähnlicher Versuch auf Südtirol-Ebene wäre die Mühe wert. 2 Fragen dazu : würde auch hier die italienische Nationalbank, wie für "la Peche" die französische Zentralbank, den Werterhalt garantieren können ? Wie könnte eine "finanzielle Genossenschaft, wie "La Nef" in Paris, die nur in regionale, nachhaltige Projekte investieren darf, zustandekommen ?

Mi., 10.02.2021 - 09:50 Permalink