Wirtschaft | Landwirtschaft

Milch zu Spottpreisen

Der Südtiroler Sennereiverband verweist auf die Situation der Milch- und Bergbauern in Südtirol: Absatzmärkte und Nebenerwerbe brechen Pandemie-bedingt ein.
Milchkuh
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Die Pandemie trifft auch die Milchwirtschaft, die tragende Säule vieler Bergbauern in Südtirol. Laut dem Südtiroler Sennereiverband prophezeie sich nach dem extrem schwierigen Jahr 2020, ein geradezu “dramatisches” Jahr 2021 für die Milchbauern. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken und die Berglandwirtschaft in Südtirol zu stützen, müsse auch die Milchwirtschaft im Corona-Hilfspaket der Landesregierung entsprechend berücksichtigt werden.

Die Probleme, mit denen die Milchbauern seit nunmehr beinahe einem Jahr kämpfen, sind vielschichtig. Einerseits, so der Obmann des Südtiroler Sennereiverbandes, Joachim Reinalter, breche durch die virusbedingte Schließung der Gastronomie in ganz Europa ein wichtiger Absatzmarkt für die Milchbauern weg. Andererseits würden die Konsumenten aufgrund der sinkenden Kaufkraft vermehrt auf Billigprodukte zurückgreifen. Dies gelte nicht nur für Frischmilch, sondern auch für veredelte Produkte wie Joghurt oder Käse. Zudem zögen Konsumenten auch immer häufiger bereits abgepackte Produkte den qualitativ und preislich hochwertigeren Produkten an der Theke vor.

Wie aus den Daten der CLAL hervorgeht, haben diese Entwicklungen spürbare Auswirkungen auf den Rohmilchpreis. Konnten vor zwei Jahren noch knappe 45 Euro pro 100 Liter Rohmilch verlangt werden, sind es heute, stand Februar 2021, nur mehr 37,63 Euro. Im April des letzten Jahres war der Preis zwischenzeitlich sogar auf 32 Euro gesunken. (Anmerkung: die Trendanalyse der CLAL speist aus Daten der mailändischen CCIAA, Handelskammer für Industrie, Landwirtschaft und Handwerk.) Da Milch nicht gelagert werden kann und die Käselager aufgrund der eingebrochenen Absätze voll seien, könne ein Großteil der Milch nicht mehr veredelt werden und müsse als Versandmilch zu Spottpreisen gehandelt werden. Diese Entwicklung droht nun auch langfristig die Milchpreise zu drücken. 

Nebst dem Einbruch der Milchwirtschaft falle für viele Milchbauern auch das Einkommen aus Nebenerwerben wie Urlaub am Bauernhof oder eine Beschäftigung in Gast- oder Liftbetrieben aus. Da die meisten Milchbetriebe in Südtirol sehr klein sind – der landesweite Durchschnitt liegt bei 15 Kühen pro Betrieb, italienweit liegt er bei 82 – ist der Ausfall dieser Einnahmequellen eine zusätzliche Bedrohung für die 4500 Milchbauern in Südtirol. Laut dem Südtiroler Sennereiverband befinden sich die Milchbauern und damit viele Berglandwirte auf einem Scheideweg. Sie ruft die Politik dazu auf, deren Existenz durch entsprechende Berücksichtigung im Corona-Hilfspaket zu sichern.