Politik | In Memoriam

Der falsche Ladiner

Am Montag ist der langjährige Landtagsabgeordnete und Vizepräsident des Landtages Carlo Willeit gestorben. Eine Erinnerung.
Willeit. Carlo
Foto: Archiv Micurá de Rü
Daniel Alfreider hat die Größe über die Parteigrenzen hinweg, als Erster eine öffentliche Würdigung abzugeben. „Carlo Willeit hat sich stets für die Rechte der Dolomitenladiner auf allen Ebenen eingesetzt“, sagt der ladinische Landeshauptmann-Stellvertreter. Und weiter: „Er hat sich für einen besseren Schutz und eine stärkere Vertretung der Ladiner in den öffentlichen Verwaltungen und in den politischen Organen eingesetzt und hat mehrere kulturelle Initiativen gestartet, wie zum Beispiel das Musikfestival 'Cianta cun nos'.
Der langjährige Landtags- und Regionalratsabgeordnete Carlo Willeit ist am Montagabend im Alter von 78 Jahren gestorben. Dem aus Enneberg gebürtigen ladinischen Politiker waren die Rechte der ladinischen Sprachgruppe in Südtirol und im Trentino ein Herzensanliegen. Willeit war einer der Gründer der „Comunanza Ladina a Bulsan“ und von 1983 bis 1986 Präsident der „Union Generela di Ladins dla Dolomites“. 2017 wurde er zum Ehrenpräsidenten der „Union Generela“" ernannt. Willeit war von 1993 bis 2003 Mitglied des Südtiroler Landtags sowie des Regionalrates.
Carlo Willeit war auch der erste ladinische Vizepräsident des Südtiroler Landtages. Vor allem aber zeigte der etwas sperrige Gadertaler der Südtiroler Volkspartei die Grenzen ihrer Alleinherrschaft auf. Willeit und seine Ladins durchbrachen zehn Jahre lang den Alleinvertretungsanspruch der SVP über die kleinste Minderheit im Land. Jahrzehntelang hatte die SVP die Ladiner in die politische Geiselhaft genommen. Der SVP-Ladiner im Landtag war eine Art Staat im Staat, den die Regierungspartei automatisch bei der Verteilung der Macht und der Pfründe einplante.
 
 Willeit und seine Ladins durchbrachen zehn Jahre lang den Alleinvertretungsanspruch der SVP über die kleinste Minderheit im Land.  Plötzlich saß der „falsche Ladiner“ im Landtag.
 
Dieses System machten die Ladins und Carlo Willeit einen Strich durch die Rechnung. Denn plötzlich kamen die so schön hergerichteten Ämter einem „Oppositionellen“ zugute. Es passierte das, was man unterm Edelweiß nicht erwartet hatte. In den Augen der SVP, saß jetzt der „falsche Ladiner“ im Landtag. Deshalb bekämpfte man Carlo Willeit im Landtag auch mit allen Mitteln.
Der Enneberger Politiker verschrieb sich kompromisslos der ladinischen Sache. Im Streit um die Finanzierung der  „Cesa Ladina“ in St. Ulrich, blockierte er 2003 kurzzeitig den Landeshaushalt und er zog mehrmals vor Gericht um ladinische Belange durchzusetzen. Willeit schaffte es, mehrere Versuche der SVP zum Scheitern zu bringen, das Wahlgesetz so abzuändern, dass der „Betriebsunfall Willeit“ nicht mehr passieren kann.
Carlo Willeits politische Grenzen lagen in seiner Ladiner-Zentriertheit. Sein politisches Engagement über dieses Kernthema hinaus, blieb äußerst schwammig und undefiniert.