Politik | Corona-Maßnahmen

“DRINNEN lauert die Gefahr”

In Deutschland fordern führende Aerosolforscher einen Kurswechsel in der Corona-Politik. Die Südtiroler Freiheitlichen schließen sich an.
Talferwiesen
Foto: Othmar Seehauser

In Deutschland fordern führende Aerosolforscher einen Kurswechsel bei den Anti-Corona-Maßnahmen. In einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin, den Gesundheitsminister und die Ministerpräsidenten der Länder halten die fünf Fachleute fest, was mittlerweile “Konsens in der Wissenschaft” sei: “Die Übertragung der SARS-CoV-2-Viren findet fast ausnahmslos in Innenräumen statt. Übertragungen im Freien sind äußerst selten.” Insofern seien Regelungen wie Maskenpflicht im Freien oder Aufenthaltsverbote in Parks und anderen öffentlich zugänglichen Räumen “eher symbolische Maßnahmen”, die den Bürgern zudem “falsche Vorstellungen über das mit dem Virus verbundene Ansteckungspotential” vermittelten, nämlich dass es “draußen gefährlich sei”. “Wenn wir die Pandemie in den Griff bekommen wollen, müssen wir die Menschen sensibilisieren, dass DRINNEN die Gefahr lauert”, so die Position der Aerosolforscher. “Wenn unseren Bürgerinnen und Bürgern alle Formen zwischenmenschlicher Kontakte als gefährlich vermittelt werden, verstärken wir paradoxerweise die überall erkennbare Pandemiemüdigkeit. Nichts stumpft uns Menschen bekanntlich mehr ab als ein permanenter Alarmzustand.” Die Fachleute – darunter die Führungsriege der Gesellschaft für Aerosolforschung GAeF – schlagen ihrerseits “goldene Regeln zur Infektionsvermeidung” vor:

  1. Infektionen finden in Innenräumen statt, deshalb sollten sich möglichst wenige Menschen außerhalb ihres Haushaltes dort treffen. Zusätzlich muss man beachten, dass in Innenräumen  auch dann eine Ansteckung stattfindet, wenn man sich nicht direkt mit jemandem trifft, sich aber ein Infektiöser vorher in einem schlecht belüfteten Raum aufgehalten hat!
  2. Man sollte die Zeiten der Treffen und die Aufenthaltszeiten in Innenräumen so kurz wie möglich gestalten.
  3. Man sollte durch häufiges Stoß- oder Querlüften Bedingungen wie im Freien schaffen.
  4. Das Tragen von effektiven Masken ist in Innenräumen nötig. In der Fußgängerzone eine Maske zu tragen, um anschließend im eigenen Wohnzimmer eine Kaffeetafel ohne Maske zu veranstalten, ist nicht das, was wir als Experten unter Infektionsvermeidung verstehen. Dabei ist zu beachten, dass der Dichtsitz der Maske für ihre Effektivität mindestens genauso wichtig ist, wie die Abscheideeffizienz des Materials. 
  5. Raumluftreiniger und Filter sind überall dort zu installieren, wo Menschen sich länger in geschlossenen Räumen aufhalten müssen (Wohnheime, Schulen, Alten- und Pflegeheime,  Betreuungseinrichtungen, Büros und andere Arbeitsplätze).
  6. In großen Hallen und Räumen ist die Ansteckungsgefahr viel geringer als in kleinen Versammlungsräumen. Wenn man also wieder Theater, Konzerte, und Gottesdienste stattfinden lassen will, sollte das in großen gut gelüfteten Hallen stattfinden oder wenn möglich ins Freie ausgewichen werden.

Wer sich zum Kaffee in der Fußgängerzone trifft, muss niemanden in sein Wohnzimmer  einladen. Dort ist die Einhaltung der bekannten Hygieneregeln zu erwarten, zu Hause dagegen nicht. (aus dem offenen Brief)

In Südtirol nehmen die Freiheitlichen den offenen Brief zum Anlass, um “die sofortige Öffnung der Außengastronomie und die Abhaltung von Kultur- und Sportveranstaltungen im Freien” zu fordern. “Maßnahmen wie die Maskenpflicht im Freien, das Versammlungsverbot, die Konsumation von Speisen und Getränken oder die Ausgangssperren sind nicht nur äußerst fragwürdig in ihrer Auswirkung auf das Pandemiegeschehen, sondern wirken sogar kontraproduktiv, da sie den Bürgern ein falsches Bild vom tatsächlichen Ansteckungspotenzial vermitteln und dazu führen, dass Treffen notgedrungen in den Innenräumen stattfinden. Einschränkungen der Grundrechte, die Bürger sogar bei einem Spaziergang oder sportlichen Aktivitäten an der frischen Luft stets begleiten, stehen im Widerspruch zu den aktuellen wissenschaftlichen Expertisen”, meint der Freiheitliche Parteiobmann Andreas Leiter Reber. Er appelliert an die Landesregierung, “Verbote, die den Aufenthalt und unser gesellschaftliches Leben im Freien einschränken, schnellstmöglich anzupassen beziehungsweise einzustellen.“