Gesellschaft | Aus dem Blog von Roland Kofler

Komplementärmedizin auch in Schlanders

Das Nachrichtenportal Stol hat es berichtet: "Komplementärmedizin jetzt auch im Krankenhaus Schlanders". Die perfekte Debatte für salto.bz.

http://www.stol.it/Artikel/Chronik-im-Ueberblick/Lokal/Komplementaermedizin-jetzt-auch-im-Krankenhaus-Schlanders

Das ist immer wieder für einen Aufreger gut. Der gerade in salto funktioniert. Es gibt gute Skeptiker wie Daniel Gruber und scharfe Kontrahenten wie Frank Blumentritt. Und viele andere anonyme und nicht anonyme Diskutierer, deren Meinung ich schätze. Meiner Meinung nach ist Komplementärmedizin eine riesige Verschwendung und eine Täuschung der Bevölkerung. Man geht jenen nach, die den Hokuspokus glauben und sagt den anderen damit: Es ist wahr. Ich fand es sarkastisch, wie die Sanität in Südtirol als herausragend abgehandelt wird, nur weil du in Rom deine eigene Bettwäsche mitbringen musst. Wir sind nicht mitteleuropäischer Standard, und das wäre ein akzeptables Kriterium. NB: subjekive Einschätzung nach 15 Jahren Wien. Das zeigt sich hierzulande am Hausarzt, der alles machen muss, und nichts weiß, mit ewigem Warten, zeigt sich in den langen Wegen bis zum Spezialisten und am Selbstbehalt, den jeder ständig zahlen muss. Weiters wird eine Vorsorgeuntersuchung in meinem Alter für unsinnig empfunden. Dafür darf meine Mutter ihre Kniegelenke austauschen, deren Röntgenbilder vor 5 Jahren beim Obergott keine Reaktion bewirkt haben.

Vielleicht brauchen wir mehr Geld für "Komplimentärmedizin". Das ist wohl die Medizin, die nur Komplimente macht und ganz leise ist. In Rom müssen Sie ihren Tee aus den Tellern trinken, weil die Tassen fehlen.

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Frank Blumtritt So., 19.01.2014 - 21:26

Du widersprichst dich: eben weil die Nachfrage unendlich ist, werden Wartezeiten und gestresstes Personal immer sein, mit oder ohne KoMed (für die in Schlanders übrigens kein zusätzliches Personal angestellt wurde). Nur ist es so, dass dort, wo die Leistungen der Nachfrage marktmäßig angepasst werden, wie zB in Deutschland, das Gesundheitswesen weitaus teurer kommt als bei uns. Wir arbeiten im Prinzip sehr wirtschaftlich, haben aber durch bessere Organisation trotzdem noch so enormes Sparpotenzial, dass die Ausgaben für die KoMed geradezu lächerlich erscheinen... Abwarten und (Ingwer-) Tee trinken!

So., 19.01.2014 - 21:26 Permalink
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Frank Blumtritt So., 19.01.2014 - 23:04

Klar, die Bürger stellen sich diese Fragen mit Recht. Was sie aber meist nicht verstehen, ist, dass die "Beschneidung" der peripheren Krankenhäuser (sprich onkologische Zertifizierung) nicht aus reinen Spargründen, sondern in erster Linie aus Qualitätsgründen gemacht wird - und mit guter Qualität spart man langfristig immer. In der angestrebten Angemessenheit der Leistungen und den "verbindlichen Absprachen" zwischen den drei Typen von Krankenhäusern liegt so viel Sparpotenzial (bei mehr Qualität), dass man sich viel KoMed dafür leisten könnte - unabhängig von der Diskussion, ob man diese im öffentlichen System anbieten will oder nicht.

So., 19.01.2014 - 23:04 Permalink
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Frank Blumtritt Mo., 20.01.2014 - 19:14

Wenn Alle Alles operieren, kann der Patient gar nichts mehr entscheiden, weil es dann auch kein Zertifikat mehr gibt. Die Exzellenz kann nicht überall sein.
Wenn einige Chirurgen die Fallzahlen haben und weiter operieren möchten, dann können sie hierfür das Krankenhaus wechseln. Qualität ist ja nicht nur DER eine Star-Chirurg. Wer Krankenhäuser kennt, der weiß, dass das gute Gelingen einer Operation von sehr vielen Faktoren abhängt (Geräte, Material, Einrichtung, Anästhesie, Instrumentierpflegerinnen, Personal für die Logistik und Bereitung von Gewebsproben, Real-time Datenübermittlung für Befundung, Telekonferenzen, adäquate Intensivabteilungen, u.v.a.).
Dass ausgerechnet im onkologischen Bereich eine Rolle spielen soll, dass ein Arzt eine Familie seit Generationen betreut, erscheint mir nun eher ein schwaches Argument gegen die Zertifizierung. Hier gehts doch nicht um Grippe! Wer einmal in seinem Leben an Krebs erkrankt und operiert werden muss (nur operiert, weil betreut wird er ja weiterhin bei den "akkreditierten Netzwerkpartnern" = Grundversorgungskrankenhäuser), dem kann man schon eine Stunde Fahrt zumuten und den Angehörigen auch. Hier geht es doch ums Überleben..!
Übrigens hat das Fürstentum Liechtenstein vor Kurzem seine einzige Geburtsabteilung geschlossen (200 Geburten) und die Patientinnen müssen nun für die Entbindung ins Ausland gehen (Chur oder gar bis Österreich). Ich glaube nicht, dass die zu wenig Geld haben... da geht es allein um die Sicherheit.

Mo., 20.01.2014 - 19:14 Permalink