Welthandel auf Expansionskurs
Nach dem COVID-19-Pandemieschock 2020 erholte sich der Welthandel schneller als erwartet, allerdings ist die Erholung nicht in allen Ländern gleich. Während der Handel in den Industrie- und Schwellenländern wieder Fahrt aufgenommen hat, ist die Erholung in den ärmeren Ländern noch schwach. Verglichen mit der Rezession in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 hat sich der Welthandel als Folge der COVID-Krise viel schneller erholt und lag bereits im ersten Quartal 2021 wieder über dem Vor-COVID-Niveau.
Die COVID-Pandemie hat den globalen Welthandel vor allem im ersten Halbjahr 2020 stark getroffen. Es kam zur Destabilisierung der Lieferketten und die Risiken der globalen Vernetzung wurden deutlich. Manche Experten befürchteten sogar das Ende der Globalisierung. Es gibt immer noch Engpässe im internationalen Handel, da es einen Mangel an Schiffen und Containern, vor allem in chinesischen Häfen gibt. Experten rechnen, dass sich die Situation in der Schifffahrt erst gegen Ende des Jahres entspannen wird.
Importe und Exporte in den wirtschaftlich starken G20* Staaten, die fast 90% des weltweiten Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausmachen, sind im ersten Quartal 2021 laut Daten der OECD im Durchschnitt um 8,0% bzw. 8,1% angestiegen. Mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs verzeichnete der Handel in allen G20-Ländern im 1. Quartal 2021 ein positives Wachstum. Die höchsten Zuwächse konnten die asiatischen Länder China, Indien, Südkorea und Indonesien verzeichnen, aber auch in Argentinien, Brasilien, Mexiko, Südafrika und Russland ist der Handel stark gewachsen. China, die größte Handelsnacht der Welt, konnte im ersten Quartal 2021 einen Anstieg von 18,9% bei den Exporten und 19% bei den Importen verbuchen, während die Exporte und Importe der USA ein Plus von fast 6% verzeichneten. Die Auswirkungen des Brexits haben sich im ersten Quartal 2021 negativ auf den britischen Handel ausgewirkt, Daten für April 2021 zeigen einen Anstieg der britischen Exporte und Importe.
Wie hat sich der Handel in der EU entwickelt?
Sowohl der internationale Handel der EU-Länder, als auch der Handel zwischen den EU-Ländern zog in den ersten vier Monaten von 2021 kräftig an. Alle großen EU-Volkswirtschaften konnten zum Teil hohe Zuwachsraten verbuchen. Italiens Handel hat sich, verglichen mit den anderen großen Volkswirtschaften der EU, besonders stark erholt und liegt sowohl im internationalen Handel als auch im Handel mit den anderen EU-Ländern weit über dem EU-Durchschnitt.
Laut ersten Schätzungen der EU beliefen sich die internationalen Exporte im Zeitraum Jänner - April 2021 in der EU auf 688.1 Milliarden Euro, das ist ein Anstieg von 7.8% verglichen mit demselben Zeitraum 2020, während die internationalen Importe 626,6 Milliarden Euro ausmachten, was einem Wachstum von 6.3%, verglichen mit 2020, entspricht. Der Handel innerhalb der EU ist im selben Zeitraum um 16% gestiegen.
Ausblick
Die WTO (Welthandels-Organisation) geht davon aus, dass der Welthandel im Jahr 2021 ein Wachstum von circa 8% erzielen wird. Nicht zuletzt tragen die großzügigen Konjunkturpakete verschiedener Länder, die sich positiv auf den Konsum auswirken, zum Wachstum des Handels bei. Während für die ostasiatischen Länder und die Industrieländer mit einem stärkeren Handelswachstum gerechnet werden kann, wird sich der Handel in den ärmeren Ländern, wo die Menschen keinen ausreichenden Zugang zu Impfstoffen haben und die COVID-Pandemie noch stark verbreitet ist, nur langsam erholen. Laut WTO hängt die weitere Entwicklung des Handels vor allem davon ab, wie schnell die Pandemie weltweit mit Hilfe eines effizienten Impfprogramms beendet werden kann.
*G20 Staaten = Gruppe der 20 wichtigsten Industrieländer und Schwellenländer der Welt. In diesen Ländern lebt über 60% der Weltbevölkerung und ihr Bruttosozialprodukt (BIP) beträgt fast 90% des weltweiten BIPs. Folgende Länder sind Mitglieder der G20 Staaten: USA, Japan, Deutschland, Vereinigtes Königreich, Frankreich, Italien, Kanada, China, Indien, Brasilien, Südkorea, Russland, Australien, Mexiko, Indonesien, Saudi-Arabien, Türkei, Südafrika und Argentinien und die EU.
Anmerkung: Die Daten in diesem Bericht beziehen sich auf den Warenhandel, Dienstleistungen sind nicht inkludiert.
"Manche Experten befürchteten
"Manche Experten befürchteten sogar das Ende der Globalisierung."
Und manche Experten erhofften sich genau das. Wäre das wirklich so schlimm?