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Der Fall Lindenhof

Ein Naturnser Hotelier serviert dem Gemeinderat eine Sanierung à la carte für ein Bauvergehen, das er begangen hat. Das schmeckt nicht allen, wird aber gegessen.
Lindenhof-Projekt in Naturns
Foto: vinschgerwind

„Für bestimmte Größen wird alles möglich gemacht und Tür und Tor geöffnet“, so sagt man in Naturns hinter vorgehaltener Hand. Mit Spannung wurde deshalb der „Punkt Lindenhof“ bei der Gemeindratssitzung vergangenen Montag in Naturns erwartet. Eine Abänderung des Durchführungsplanes à la carte hatte Lindenhof-Hotelier Joachim Nischler serviert. Nicht allen im Naturnser Gemeinderat hat der Abänderungsantrag geschmeckt. Gegessen wurde er dann doch. Mehrheitlich zumindest.

Doch der Reihe nach: Die „Hotel Lindenhof KG des Nischler J. und Co.“, also de facto Lindenhof-Hotelier Joachim Nischler, hat im Frühjahr 2017 der Gemeinde ein Hotelerweiterungs-Projekt vorgelegt. Es ist jenes Projekt, das die bekannten „Hoteltürme“ zum Inhalt hatte und für viel Diskussionsstoff sorgte. Der Durchführungsplan - bereits damals à la Lindenhof-carte - wurde durchgewunken. Die festgesetzten Spielregeln: Fünf Meter Grenzabstand zum Schlossweg und zehn Meter Abstand zu den Nachbargebäuden.

Spätestens mit Bauende war klar, dass gleich eine ganze Reihe von Auflagen nicht eingehalten wurden: Der Grenzabstand wurde unterschritten, der Gebäudeabstand nicht eingehalten - und - ein zweites Bauwerk (Whirlpool und Überkopfverglasung Hallenbad, 30 Kubikmeter oberirdisch und 40 Kubikmeter unterirdisch) errichtet, für das es in dieser Form nie eine Genehmigung von der Baukommission gegeben hat. Vor genau zwei Jahren stellte die Gemeinde unter Bürgermeister Andreas Heidegger deshalb eine Abbruchverfügung aus. Bis heute ist dieser nicht nachgekommen worden.

 

Im Gegenteil: Bei der Gemeinderatssitzung am Montag lag ein Abänderungsantrag des Durchführungsplanes - eine Legalisierung im Nachhinein - der „Hotel Lindenhof KG“ auf dem Tisch des Gemeinderates. Aufgetischt wurden gleich mehrere Dokumente: ein statisches Gutachten von Karl Hell, das „die Abbrucharbeiten .... als statisch sehr problematisch“ schlussfolgerte, eine Einverständniserklärung der Nachbarn und die Archivierung der Akten der Staatsanwaltschaft, die gegen die „Hotel Lindenhof KG“ ermittelt hatte.

Am Rande erwähnt: Karl Hell war bereits der beauftragte Statiker der „Hoteltürme“ von Joachim Nischler. Die Sanktion, die der Lindenhof bezahlen muss, beläuft sich genau auf 56.921,12 Euro, eine Summe, die für einen Hotelier dieser Größenordnung leicht zu stemmen sein dürfte.

Fünf Gegenstimmen (Astrid Tappeiner, Evi Prader, Natascha Santer Zöschg, Dietmar Rainer und Tobias Gritsch) und eine Enthaltung (Anna Maria De Castro) standen am Ende der Diskussion, in der vor allem die „Zukunft Naturns“ klar Stellung bezog: „...mit der Mehrheit wird ein Bauvergehen legalisiert. Ein fader Beigeschmack bleibt.“
Und in der Tat: Es bleibt mehr als nur ein fader Beigeschmack.

 

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Sebastian Felderer Sa., 10.07.2021 - 17:25

Der Oberkellner wurde zwischenzeitlich abserviert. Ist nun ein "Wirt" am Ruder oder wieder ein "Kellner"? Hoffentlich stimmt der Spruch nicht: Wer nichts wird, wird Wirt. Wie immer man es nimmt, hier hat der Wirt die Sünden des Oberkellners bereinigt. Wohl bekomm's.

Sa., 10.07.2021 - 17:25 Permalink