Gesellschaft | Elternunterricht

In die Schranken weisen

Der Elternunterricht boomt. Durch einen Dringlichkeitsantrag sollen Schulaustritte nun limitiert und stärker kontrolliert werden, um das Recht auf Bildung zu gewähren.
Schüler
Foto: (c) pixabay

Nirgends in Italien ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die zu Hause unterrichtet werden, so hoch wie in Südtirol. Nun wird im Landtag ein Dringlichkeitsantrag der Mehrheit diskutiert, um den Elternunterricht stärker zu reglementieren. So sollen Anträge für den Elternunterricht in Zukunft bis zum 31. Juli eingereicht werden müssen und am Beginn des Schuljahrs verpflichtende Gespräche zwischen der zuständigen Schule und den Eltern stattfinden. Auf diese Weise will die Landesregierung von Anfang an gegen eine Vernachlässigung der Bildungspflicht eintreten.

Zehn Kinder wurden im Schuljahr 2019/2020 in Südtirol zu Hause unterrichtet. Im Vorjahr waren es 125. Und in diesem Jahr? Allein an der deutschen Schule werden 520 Schüler zu Hause unterrichtet. Dazu kommen 18 Schüler an den ladinischen und sieben an den italienischen Landesschulen. Grund dafür dürfte die Masken- und Testpflicht an den Schulen sein, die Eltern dazu veranlasst, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen. Durch einen Dringlichkeitsantrag, der noch heute im Landtag diskutiert werden soll, soll eine mögliche Vernachlässigung der Bildungspflicht im Elternunterricht nun frühzeitig abgefedert werden. Die Kinderanwaltschaft, die Jugendgerichtsbarkeit und die italienische Regierung seien – so ein Vertreter der Landesregierung – bereits über die vorgesehenen Schritte informiert.

Wird der Antrag erwartungsgemäß genehmigt, so müssen Eltern, die ihre Kinder zu Hause unterrichten wollen, dies bis zum 31. Juli melden und den Bildungsauftrag für das gesamte Schuljahr übernehmen. Damit wären Schulaustritte im laufenden Schuljahr Jahr gar nicht mehr möglich. Ausnahmen sind nur in schwerwiegenden Fällen vorgesehen. Zudem kommt, dass die Eltern an den gebietsmäßig zuständigen Schulen staatlicher Art oder den gewählten öffentlichen Schulen der Oberstufe folgende Nachweise erbringen müssen:

  • Ein verpflichtendes Beratungsgespräch an der Schule oder durch externe Experten.
  • Auskunft darüber, wer den Unterricht erteilen wird und über deren Qualifikationen.
  • Ein genaues Programm, das erklärt, wie die vorgegebenen Bildungsziele erreicht werden sollen.

Die zuständige Schulführungskraft oder von ihr beauftragte Lehrpersonen sollen zudem im Laufe des Schuljahrs Unterrichtsbesuche zu Hause durchführen, wobei auch die sozio-emotionale Kompetenz der Kinder überprüft wird. Sollte der Verdacht auftreten, dass das Bildungsrecht der Kinder gefährdet ist, werden bereits nach dem ersten Semester jene Schritte eingeleitet, die ansonsten erst in der Prüfungsphase am Ende des Schuljahrs bei einer Verletzung der Schul- und Bildungspflicht vorgesehen sind.

 

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Peter Gasser Do., 07.10.2021 - 21:57

Es ist irgendwie irre:
grad jene, die ein ganzes Jahr lang die Schädlichkeit des fehlenden Schulbesuches ihrer Kinder lautstark beklagt haben - verweigern nun selbst ihren Kindern Schulbesuch und Klassengemeinschaft.

Do., 07.10.2021 - 21:57 Permalink
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Werner Alessandri Do., 07.10.2021 - 22:28

Es ist irgendwie irre:
gerade jene, die ein ganzes Jahr lang nicht müde wurden zu betonen, wie super das Home-Scooling funktioniert - verteufeln es jetzt.

Do., 07.10.2021 - 22:28 Permalink
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Peter Gasser Do., 07.10.2021 - 23:59

Antwort auf von Werner Alessandri

Sie bleiben nicht beim Thema.
Sehen wir dies mit den Augen des Kindes, das Sie einmal waren:
wären Sie als Kind lieber zu den Gleichaltrigen und Freunden in die Schule gegangen, oder zuhause von den Eltern unterrichtet worden?
.
(es bleibt in meinen Augen unhöflich, einer Frage durch eine abweichende Gegenfrage zu begegnen).

Do., 07.10.2021 - 23:59 Permalink
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Manfred Klotz Fr., 08.10.2021 - 07:45

Antwort auf von Werner Alessandri

Herr Alessandri, eine Zeit lang war Homeschooling einfach nötig. Da haben viele Eltern auf die Problematik, beispielsweise fehlende Sozialkontakte, hingewiesen. Jetzt wäre Homeschooling nicht mehr nötig und was passiert? Wahrscheinlich schickt ein Großteil der gleichen Eltern ihre Kinder nicht zur Schule, wegen des Mundschutzes, des Green Passes oder der Tests.
Sehen Sie wirklich nicht den Irrsinn in dieser Einstellung?
Und wie Herr Gasser schon bemerkt hat: Homeschooling und Elternunterricht sind sowieso zwei verschiedene Planeten.

Fr., 08.10.2021 - 07:45 Permalink
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pérvasion Fr., 08.10.2021 - 08:50

»Und wie Herr Gasser schon bemerkt hat: Homeschooling und Elternunterricht sind sowieso zwei verschiedene Planeten.«

Die Definitionen wären halt wichtig: Elternunterricht *ist* Homeschooling (alias Hausunterricht), das was während der Pandemie gemacht wurde ist hingegen vorwiegend Fernunterricht.

Um nicht noch mehr Chaos zu stiften sollten wir uns an eine gemeinsame und verständliche Diktion halten.

Fr., 08.10.2021 - 08:50 Permalink
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Peter Zingerle Fr., 08.10.2021 - 09:13

Die Landesregierung sollte sich viel mehr die Frage stellen, warum so viele Eltern bereit sind, ihre Kinder aus den Schulen zu holen und sie im Elternunterricht zu unterrichten. Um gegen die Vernachlässigung der Bildungspflicht vorzugehen, kann mann natürlich den Druck und die Auflagen erhöhen, überprüfen und drohen. Oder man könnte beraten, unterstützen und motivieren.
Wenn also der Bildungslandesrat die erstere der beiden Strategien fährt, dann muß man eben auch annehmen, dass viele Eltern ganz abgesehen von den Coronamaßnahmen ganz grundsätzlich anzweifeln, ob das das Verständnis von Bildung und Lernen ist, das sie sich für ihre Kindern wünschen.

Fr., 08.10.2021 - 09:13 Permalink
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Martin Sitzmann Fr., 08.10.2021 - 10:16

Antwort auf von Peter Zingerle

Bildung zeigt sich m.M.n. auch darin, dass man sich für einen Kommentar die Zeit lässt, ihn auf Sprach- und Tippfehler zu überprüfen. Bei sprachlicher Unsicherheit hilft auch die Rechtschreib- und Grammatikhilfe eines Textverarbeitungsprogrammes (in den meisten Fällen).
Von einigen schwarzen Schafen, die es zweifelsohne in den Schulen gibt, auf die Gesamtheit zu schließen, ist eine unzulässige Verallgemeinerung und Ausdruck der schlichten Diskussionskultur hierzulande und heutzutage.

Es ist offensichtlich, wenn man tagtäglich mit Eltern zu tun hat, was die Hauptbeweggründe für den Elternunterricht sind.

Die wirklich überzeugten Eltern, die den Elternunterricht mit viel Engagement und viel persönlichem Verzicht gestalten, haben meine Hochachtung. Um die Bildungschancen mache ich mir bei diesen Schüler*innen auch wenig Sorgen.

Aber wenn sowieso schon lernschwache Schüler*innen von corona-/systemskeptischen Eltern mit geringem Ausbildungsgrad in einer gewissen Trotzhaltung aus der Schule genommen werden, dann mache ich mir wirklich Sorgen um diese armen Kinder/Jugendlichen. Gut, wenn die Politik darauf reagiert uns sagt: "So haben wir nicht gekartet!"

Fr., 08.10.2021 - 10:16 Permalink
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Manfred Klotz Fr., 08.10.2021 - 14:35

Es ist wohl eher so, dass sie selbst die schlüssigsten Erklärungen nicht akzeptieren.
Über den Rest Ihrer ewig gleichen falschen Behauptungen breiten wir lieber den Mantel des Schweigens.

Fr., 08.10.2021 - 14:35 Permalink
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Ludwig Thoma Fr., 08.10.2021 - 14:45

Den Schulbesuch auf die Wissensvermittlung zu reduzieren, greift m.M.n. zu kurz. Schule ist der Ort, an dem Kinder sehen, dass es außerhalb der Familie noch andere Leute gibt. Leute die anders ticken, andere Kleider tragen, andere Sachen essen usw. Kurz: d
Die Kids werden in der Schule auf das Leben in einer Gesellschaft vorbereitet, in der es von Vorteil ist, wenn man mit verschiedenen Menschentypen zurechtkommt.

Fr., 08.10.2021 - 14:45 Permalink
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Elisabeth Garber Fr., 08.10.2021 - 15:06

Wirklich irre ist, dass die einzelnen Schulen nunmehr als dauerndes Kontroll-Organ fungieren sollen. [Sitzen die Schüler* vor irgendeiner Mattscheibe oder erfüllen die Erziehumgsberechtigten die Unterrichts~Pflicht?]

Fr., 08.10.2021 - 15:06 Permalink