Umwelt | Klimawandel

Die "Große Grüne Mauer"

Die "Große Grüne Mauer" ist eine Initiative zur Wiederaufforstung der Sahelzone in Afrika, um die weitere Ausbreitung der Wüste Sahara zu verhindern
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Foto: globalcitizen

Afrika steht an vorderster Front der Klimakrise. Obwohl es am wenigsten zu den CO2-Emissionen beiträgt, bleibt es das anfälligste Gebiet der Welt für die gegenwärtigen und zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels. Die Wüstenbildung wird durch den Klimawandel gefördert und es kommt zu einer immer größeren Verringerung von Acker- und Weideland. Die Sahara, die größte Wüste der Welt, ist im vergangenen Jahrhundert um mehr als 10% gewachsen. Sie bedeckt eine Fläche von mehr als 8,6 Millionen Quadratkilometer. Die Sahelzone, die zwischen der Sahara im Norden und dem Gürtel feuchter Savannenlandschaft im Süden liegt, ist durch den Klimawandel besonders stark betroffen. Wiederkehrende Dürren und fehlende Niederschläge, Wassermangel und eine Verschlechterung der Bodenqualität sowie Nahrungsmittelknappheit bedrohen die Lebensgrundlage der Bevölkerung und zwingen immer mehr Menschen in andere Regionen zu ziehen.

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2007 wurde die Initiative „Große Grüne Mauer“ von der Afrikanischen Union (AU) ins Leben gerufen

Die Vision zur Errichtung eines Grüngürtels in der Sahelzone am Rande der Sahara geht bis in die 1970iger zurück, man wollte die zunehmende Degradierung des Bodens aufhalten, die durch den Klimawandel, durch das starke Bevölkerungswachstum und eine nicht nachhaltige Landwirtschaft ausgelöst wurde.

2007 hat die Afrikanische Union* das Projekt „Große grüne Mauer“  (Great Green Wall = GGW) vorgestellt. Es ist eines der ehrgeizigsten Klima-Projekte der Welt: von Dakar im Senegal am Atlantischen Ozean bis Dschibuti am Roten Meer soll quer über den afrikanischen Kontinent ein fast 8.000 Kilometer langer und 15 km breiter Grüngürtel mit Bäumen, Pflanzen und Grasland angelegt werden, der die Ausbreitung der Wüste aufhalten soll. Die Wiederaufforstung der Sahelzone, einer der trockensten Regionen der Welt, soll die Wüstenbildung verhindern und durch nachhaltige Bewirtschaftung den Menschen eine Lebengrundlage geben und sie aus der Armut führen und auch zur Rettung der biologischen Vielfalt beitragen.  Bis zum Jahr 2030 sollen 100 Millionen Hektar derzeit unfruchtbares Land in der Sahel-Region wiederhergestellt und 10 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden. Das Projekt wird außerdem dazu beitragen an die 250 Millionen Tonnen CO2 zu binden**, so kann die Region ihren Teil zur Erreichung der globalen Klimaziele beitragen.

Der Grüngürtel durchkreuzt 11 Länder: Mauretanien, Senegal, Mali, Burkina Faso, Niger, Nigeria, Tschad, Sudan, Eritrea, Äthiopien und Dschibuti. Ein Teil dieser Staaten, wie Niger, Eritrea, Burkina Faso, Äthiopien und Mali gehören zu den 20 ärmsten Ländern Afrikas. In diesen 11 Ländern leben über 30 Millionen Menschen, ein großer Teil hat keine Arbeit und viele leiden Hunger und sind kriegerischen Konflikten ausgesetzt. Aus Mangel an Zukunftsperspektiven sehen sich viele junge Menschen gezwungen in andere Teile der Welt auszuwandern. 

Wer unterstützt und finanziert die Große Grüne Mauer?

Zur Durchführung des Projektes arbeitet die Afrikanische Union** mit Institutionen, wie der Weltbank, der EU, der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen), der UNCCD (Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung) und anderen Institutionen und Ländern zusammen. Finanziert wird das Projekt unter anderem von der Weltbank, der EU, der Global Environment Facility (GEF)***, sowie von diversen anderen Geberländern und Institutionen.

Bis jetzt ist das Projekt nur langsam vorangekommen. Laut einem Bericht der UNO wurden erst 15% des Projektes realisiert, doch bereits an die 500.000 Menschen haben von der Initiative profitiert, sowohl durch Ausbildung als auch durch die Schaffung von Arbeitsplätzen. Das Haupthindernis für einen schnellen Fortschritt ist der Mangel an Finanzmitteln, so der Bericht. In manchen Ländern hemmen auch Aktivitäten terroristischer Gruppen den Fortschritt des Projektes oder die Hilfsgelder landen durch korrupte Politiker in falschen Kanälen.

COP26 und die „Große Grüne Mauer“

Das Projekt hat bereits auf dem „One Planet Summit“ in Paris im Januar 2021 Auftrieb erhalten, insgesamt wurden rund 19 Milliarden Dollar an Finanzierungszusagen von der Weltbank, von Frankreich und anderen Geberländern gemacht, das ist mehr als die Hälfte der 33 Milliarden US-Dollar, die nach Schätzungen der Vereinten Nationen erforderlich sind, um das Projekt bis 2030 fertigzustellen. Die neu zugesagten Finanzierungsmittel sollen zur Aufforstung des Landes, zur Rettung der biologischen Vielfalt sowie zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Unterstützung der Bevölkerung in der Sahelzone verwendet werden. Beim COP26-Gipfel in Glasgow wurde die GGW-Initiative von prominenten Klimagipfel-Teilnehmern, wie dem französischen Präsident Emmanuel Macron und der Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen gelobt. Der Prinz von Wales bezeichnete die „Große Grüne Mauer als eine wertvolle Gelegenheit, Land, Wald und Biodiversität wiederherzustellen und gleichzeitig die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen der Landdegradation und Wüstenbildung anzugehen“.  Was viel wichtiger ist, als die lobenden Worte hochrangiger COP26-Teilnehmer, sind verlässliche Zusagen von Finanzierungsmitteln, um das ehrgeizige Projekt zu realisieren und den Menschen wieder eine Lebensgrundlage zu bieten. Die Präsidentin der Europäischen Kommission sagte zu, dass die EU das Projekt in ihrem bevorstehenden Siebenjahreshaushalt prioritär behandeln werde, während Jeff Bezos eine Milliarde Dollar über den „Bezos Earth Fund“ für die Wiederherstellung von Land in ganz Afrika, einschließlich der Großen Grünen Mauer, zugesagt hat.

Zukünftige Auswirkungen der GGW – Initiative

Das Projekt „Große Grüne Mauer“ ist ein positives Beispiel für die Umsetzung der globalen Entwicklungsziele und trägt direkt zu den UN-Zielen für eine nachhaltige Entwicklung bis 2030 bei****. Es bleibt zu hoffen, dass die Durchführung der Initiative rasch vorangeht, einerseits, um den Menschen in der Sahelzone eine stabile Lebensgrundlage, basierend auf einer nachhaltigen Wirtschaft zu geben, und andererseits aus klimapolitischen Überlegungen. Eine zügige Realisierung des Projektes ist auch im Interesse Europas, da zumindest ein Teil von potentiellen, zukünftigen Flüchtlingswellen aus Afrika nach Europa verhindert werden kann, wenn die Menschen in ihren Ländern eine Zukunftsperspektive haben.

*Die Afrikanische Union (AU) ist der wichtigste Zusammenschluss afrikanischer Staaten. Im Jahre 2002 wurde sie als Nachfolgerin der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) gegründet. Alle international anerkannten Staaten Afrikas sind Mitglieder der Afrikanischen Union. Sitz der AU ist die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba.

** Durch das Pflanzen von Bäumen entstehen Kohlenstoffsenken, welche dem Klimaschutz dienen.

***Die Global Environment Facility (GEF) ist ein internationaler Mechanismus zur Finanzierung von Umweltschutzprojekten in Entwicklungsländern. Sie wurde 1991 gegründet und hat 179 Mitgliedstaaten.

**** Im Jahr 2015 einigten sich die Staats- und Regierungschefs der Welt auf 17 Ziele für eine bessere Welt bis 2030. Es geht darum die Armut zu beenden, Wohlstand und Wohlergehen für alle zu fördern und den Planeten zu schützen.

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Albert Mairhofer Sa., 06.11.2021 - 11:35

Wie verbohrt die Politik ist zeigen folgende Überlegungen:
- in Europa brüstet man sich noch mit dem Bau von 2 hunderte km langen Tunnels durch Fels und Stein der Alpen für zusätzliche und unnnütze Eisenbahnverbindungen und verschleudert dabei Arbeit, Energie und Ressourcen für ein altes, schwerfälliges und daher unzeitgemäßes Verkehrssystem;
- wegen der Folgen des Klimawandels und um das Gewissen zu befriedigen werden Finanzmittel für die "Große Grüne Mauer" aufgetrieben.
Bei der Klimakonferenz von Rio hat man für die Wasserüberleitung aus dem Kongo zum Tschadsee und in die Sahelzone geworben. Inzwischen hat man mehr Geld für Waffen und Kriege vergeudet.

Sa., 06.11.2021 - 11:35 Permalink
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Albert Mairhofer Sa., 06.11.2021 - 11:46

Erfolgversprechender wäre es, das Wasser des Kongo - wie einen 2. Nil - als Wasserstraße vom Kongo- in das Tschadbecken, durch Sahel und Sahara zum Mittelmeer führen und auf dem Wege Wüste erblühen lassen. Dies könnte als Grundlage für den Sib-Aral-Kasp-Kanal sein, mit welchem Wasser Sibirischer Flüsse in die Aral-Kaspische Region übergeleitet wird, um:
a) dem Eismeer 5.000 TWh ( =5.000.000.000.000 kWh oder die tausendfache Stromproduktion Südtirols oder die Energie von 625 Atomkraftwerken) weniger zuzuführen und,
b) den Aralsee wieder zu füllen und aus Steppen und Wüsten in Zentralasien wieder grüne Lungen entstehen zu lassen und dadurch dem Klimawandel in mehrfacherweise entgegenzuwirken.

Sa., 06.11.2021 - 11:46 Permalink