Wirtschaft | Heumilch

Mozzarella aus Mantua

Nach einer Anfrage des SVP-Abgeordneten Helmut Renzler beschäftigt sich der Landtag mit dem neuen Mila-Mozzarella. Landesrat Arnold Schuler bestätigt die Salto-Enthüllung
Mozzarella
Foto: Bergmilch
Seit einigen Wochen läuft die Werbung auf Hochtouren.
Mit dem Spruch „Neu: Mozzarella - Fior di Latte“, bewirbt die größte Südtiroler Sennereigenossenschaft „Bergmilch-Mila“ ihr neues Produkt. Im Werbetext auf der eigenen Homepage heißt es:
„Der hochwertige Mila Mozzarella aus frischer Südtiroler Heumilch und natürlichen Zutaten Der hochwertige Mozzarella – Fior di Latte von Mila wird aus frischer Südtiroler Heumilch und natürlichen Zutaten gewonnen. Die von italienischer Tradition inspirierte Herstellung verleiht dem Mozzarella Käse seinen vollmundigen, frischen Geschmack und seine typische Konsistenz mit einem saftigen, weichen Kern.“
Was man beim Südtiroler Milchriesen tunlichst verschweigt, steht jetzt in einer Anfrage, die der SVP-Landtagsabgeordnete Helmuth Renzler am Dienstag in der aktuellen Fragestunde des Landtages verlesen hat.
 

Renzlers Fragen

 
Am 15. Oktober 2021 berichtet das Online-Nachrichtenportal Salto im Artikel „Zu Mantua in Kannen", dass die neue Heumilch-Mozzarella nicht in Südtirol hergestellt wird, sondern in einer Industriehalle nahe der Autobahn-Ausfahrt Mantua Süd“, erklärte Helmuth Renzler. Und weiter: „Zwecks Verarbeitung zu „Mila Mozzarella - Fior di Latte - aus 100 Prozent Südtiroler Heumilch" wird die Südtiroler Heumilch nun täglich nach Mantua gebracht. Die besagte Produktionshalle ist angeblich Teil einer Südtiroler Sennereigenossenschaft und ist somit im Eigentum von rund 2.300 Südtiroler Bergbauern
 
 
Der SVP-Arbeitnehmervertreter stellte dann folgende Fragen:
 
  • Ist die Landesregierung vom im Salto-Artikel offengelegten Sachverhalt in Kenntnis?
  • Falls ja, ist sie mit der dort beschriebenen Art und Weise zur Herstellung der Heumilch- Mozzarella einverstanden?
  • Ist die Landesregierung von dieser Produktionsstätte in Mantua in Kenntnis?
  • Falls ja, ist sie einverstanden, dass die Herstellung der Heumilch- Mozzarella außerhalb der Provinz erfolgt?
  • Wie hoch sind die Beiträge zur Förderung dieses Produkts seitens der Landesverwaltung?
  • Wurden neben Landesbeiträgen zur Förderung dieses Produkts auch finanzielle Beiträge aus dem zuständigen Europäischen Fonds gewährt?
 

Schulers Antwort


Die Landesregierung wurde von dieser Investition in Kenntnis gesetzt“, erklärte Landesrat Arnold Schuler im Landtag, „aber erst nachdem der Ankauf erfolgt ist“. Der Landesrat für Landwirtschaft erklärte, dass es eine Entscheidung des Betriebes gewesen sei, die die Landesregierung nicht untersagen könne. Das Argument für den Ankauf sei gewesen, dass man eine Möglichkeit zur Milchverarbeitung während des Winters brauche.
 
 
Salto.bz hatte nachgezeichnet, wie die Genossenschaft „Bergmilch“ über ihre verschachtelte Unternehmensstruktur still und leise im Juni 2020 ein Unternehmen in Mantua erworben hat. Bergmilch hat bereits 2010 über ihr Tochterunternehmen „Südtirolmilch GmbH“ den Stracchino-Hersteller „Stella Bianca“ übernommen. Über das in Lodi bei Brescia beheimatete Unternehmen hat man im Sommer 2020 dann auch den Hauptbetriebszweig „Bustaffa Emilio & Figli S.p.A.“ aus Mantua angekauft. Der Preis: 10,8 Millionen Euro.
In der ehemaligen Bustaffa-Betriebshalle in Mantua wird seit Anfang Oktober die neue Mila-Mozzarella hergestellt. Dafür werden täglich mehrere Tankwagen voll Südtiroler Heumilch von Bozen nach Mantua gekarrt.
 

Keine Förderungen?

 
Arnold Schuler verhehlte am Dienstag bei seiner Antwort im Landtag keineswegs, dass er dieser Operation der Genossenschaft Bergmilch durchaus kritisch gegenüberstehe. „Wir müssen uns ernsthaft fragen, wie die zukünftige Förderung der Milchhöfe aussehen soll“, erklärte der Landesrat.
Schuler antwortet Renzler, dass der Ankauf des Unternehmens in Mantua durch die Genossenschaft Bergmilch nicht gefördert worden sei. „Landesförderungen gibt es nur für Investitionen im Lande“, meinte der Landesrat.
 
 
So etwa findet sich auf der Packung der neuen Mila-Mozzarella keineswegs das Südtiroler Qualitätszeichen. Denn das darf laut Gesetz nur dann angebracht werden, wenn das Produkt in Südtirol hergestellt wird. Dafür steht groß auch als Siegel „Heumilch aus Südtirol“ drauf. Von einer Verarbeitung in Mantua liest man hingegen nichts.
Doch in Sachen Landesförderungen bleibt eine Frage bisher ungestellt und auch unbeantwortet.
Südtirols Milchhöfe erhalten jährlich vom Land sogenannte „Transportkostenbeiträge“. So erhielt die Genossenschaft „Bergmilch“ laut eigener Bilanz 2019 1.061.120 Euro als öffentlichen Betrag dafür. 2020 waren es sogar 1.949.906 Euro.
Werden damit ab heuer auch die täglichen Milchtransporte von Bozen nach Mantua indirekt mit Südtiroler Steuergeldern finanziert?