Umwelt | Forschung

Geht das, Weinbau und Klimawandel?

Am Mittwoch fand die offizielle Eröffnung des neuen Gewächshauses der Freien Universität Bozen an der Laimburg statt. Das Ziel: effiziente und nachhaltige Landwirtschaft.
Laimburg unibz
Foto: Salto.bz

Wie kann der Wasserverbrauch auf Erdbeerplantagen so gering wie möglich gehalten werden? Wie wirkt sich die Erderwärmung auf den Weinbau aus? Und inwiefern kann eine Symbiose von Nutzpflanzen und Pilzen die Aufnahme von Nährstoffen fördern? Diesen und anderen Fragen gehen die Forscherinnen und Forscher der Freien Universität Bozen im neu errichteten Gewächshaus an der Laimburg nach, das am gestrigen Mittwoch offiziell eröffnet wurde. In vielen Fällen arbeitet die Wissenschaft hier Hand in Hand mit den umliegenden landwirtschaftlichen Gütern, um den Anbau so effizient und nachhaltig wie möglich zu gestalten.

 

Den Agrarwissenschaftlerinnen, Biologen, Ingenieurinnen und anderen Mitarbeitern der Freien Universität Bozen, die im Bereich der Pflanzengesundheit und Entwicklung tätig sind, steht seit letztem Sommer ein multifunktionales Gewächshaus für experimentelle Versuche zur Verfügung. In neun Parzellen zu je zwölf Quadratmetern werden unter der Leitung des Professors für Obst- und Weinbau, Carlo Andreotti, Pflanzen unter verschiedenen Luft-, Boden- und Wärmebedingungen studiert und analysiert.

 

Verwurzelt und interdisziplinär

 

Die Ergebnisse dieser Forschungsprojekte, die häufig aus den realen Bedürfnissen der umliegenden Landwirtschaft speisen, finden in vielen Fällen auch direkte Anwendung: “Es gibt eine rege Zusammenarbeit zwischen den Forscherinnen und Forschern und dem umliegenden Territorium”, so die Professorin für Chemie und Bodengesundheit, Tanja Mimmo. Das sei auch notwendig: “Die geografischen, geologischen und klimatischen Bedingungen in Südtirol weisen viele Eigenarten auf, auf die speziell eingegangen werden muss.” Das betrifft sowohl die Zusammensetzung der Böden als auch die Windbedingungen in den Tälern zum Beispiel. Anliegend an das Gewächshaus befindet sich ein offenes Gelände, an dem auch Feldforschung an Äpfeln und anderen Obstsorten betrieben wird.

 

Für die Ingenieurswissenschaftlerin Luisa Petti sind diese interdisziplinären Räume, die von der Freien Universität Bozen direkt auf dem Territorium zur Verfügung gestellt werden, eine optimale Ausgangslage für Forschung und Entwicklung. Als Ingenieurin arbeitet sie unter anderem an verschiedenen Technologien, die die Gesundheit und Erträge der einzelnen Pflanzen zu fördern, gleichzeitig aber auch Boden und Umwelt vor Abdrift zu schützen. “Mein Ziel ist es, die Erträge der einzelnen Pflanzen nachhaltig zu steigern.” Eine Aufgabe, die – wie Petti – erklärt, im Prinzip mit dem Schutz von Böden und Umwelt verträglich ist: “Wenn weniger Pflanzen dieselben Erträge generieren können, wird auch der umliegende Nährboden weniger ausgebeutet.” Gleichzeitig drückt sie ein Bewusstsein dafür aus, dass durch Optimierung allein kein Naturschutz betrieben werden kann: Wenn durch eine Ertragssteigerung der einzelnen Bäume die Gesamterträge gesteigert werden und auch die Nachfrage kontinuierlich wächst, ist eine Entlastung der Böden schwierig. “Hier sind einerseits Entscheidungen der Politik ausständig”, so Petti. “Andererseits”, so Tanja Mimmo, “ist auch der Endverbraucher dazu aufgerufen, seinen Konsum – glänzende, runde Äpfel, die es so in der Natur nicht gibt – zu überdenken.”

 

Forscher*innen, Projekte und Finanzierung

 

Wie der Dekan der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik der uni.bz, Marco Gobbetti, zum Abschluss erklärt, "können auch die genialsten Wissenschaftler ohne die entsprechende Infrastruktur und Geräte nicht viel bewirken." Dank des neu errichteten Gewächshauses steht den Forscherinnen und Forschern der Universität nun eine solche Infrastruktur zur Verfügung. Man hofft damit nicht nur auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch darauf, finanzierte Forschungsprojekte für agrarwissenschaftliche Herausforderungen nach Südtirol zu holen und gleichzeitig die kritische Masse* der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fakultät zu nähren.

 

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Sigmund Kripp Do., 11.11.2021 - 07:15

Mein Wunsch an diese Wissenschafterinnen wäre die Zucht von südtiroltypischen, pilzresistenten Rebsorten. Was allein die Resistenz an Spritzmitteln und Durchfahrten spart! DAS ist aktiver und systemischer Klimaschutz!

Do., 11.11.2021 - 07:15 Permalink