Environment | E-Bikes

Einer fährt gegen den Strom

Die Gemeinde Vahrn stellt Pendlern Elektrofahrräder zur Verfügung. Einem Gemeinderat gefällt das ganz und gar nicht.
E-Bike
Foto: Pixabay

Die Gemeinde Vahrn will ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten – und setzt dort an, wo es naheliegend ist: bei der Verkehrsvermeidung. “Wenngleich das öffentliche Mobilitätsangebot wie etwa das Citybusnetz gut funktioniert, so fahren dennoch hunderte von Bürgerinnen und Bürgern täglich mit dem Auto in die südlichen Gewerbezonen der Gemeinde und nach Brixen. Wir wollen all denen nun eine Alternative bieten”, heißt es auf der Website der Gemeinde.

Im Sommer beschließt der Gemeinderat, Fahrräder mit Elektroantrieb anzuschaffen, die den Pendlern zur Verfügung gestellt werden. Für 20 Euro im Monat oder 200 Euro im Jahr können alle Bürger, die in der Gemeinde Vahrn ansässig sind und täglich von zu Hause zur Arbeit pendeln, die E-Bikes ausleihen.

Ende Juni kauft die Gemeinde dafür elf E-Bikes an. Aufgrund der großen Nachfrage folgen Mitte September weitere 49. Die Ausgaben dafür belaufen sich auf rund 2.000 Euro pro Stück, also insgesamt 120.000 Euro für 60 E-Bikes.

Ein durchaus lobenswertes Projekt, das voll dem Zeitgeist entspricht, wenn man bedenkt, dass die Gemeinde Eppan erst vor Kurzem für dieselbe Initiative mit dem Südtiroler Mobilitätspreis ausgezeichnet wurde. Dennoch stößt der E-Bike-Verleih in Vahrn auf Kritik. Walter Kofler sitzt für die Liste “Gemeinsam für Vahrn” im Gemeinderat – und stimmte als einziger der 15 Anwesenden gegen den Ankauf der Elektrofahrräder. Nach dem jüngsten Ankauf weiterer E-Bikes spricht Kofler nun in einer Aussendung von einer “totalen Fehlinvestition”. Und zwar aus mehreren Gründen.

Zwar sei es “mehr als verständlich, dass die Vahrner Bürger dieses Angebot stark nutzen – es wäre doch Blödsinn, sich um 2.000 Euro selbst ein E-Bike anzukaufen, wenn man sich für 20 Euro im Monat eins ausleihen kann”, schickt Kofler voraus. Trotzdem könne es “doch nicht Aufgabe der Gemeindeverwaltung sein, die Bürger mit Elektrofahrrädern zu versorgen”. Die Ausgaben von 120.000 Euro seien “Verschwendung von öffentlichen Geldern”, findet Kofler.

Außerdem verweist er darauf, dass E-Bikes aus ökologischer Sicht umstritten sind. Sie werden mit Lithium-Batterien betrieben. Beim Abbau von Lithium entstehen meist große Umweltschäden, weil dafür Grundwasser oder Wasserreserven aus Seen angezapft werden.

Und nicht zuletzt hinke auch “der an sich gute Vorsatz der Verkehrsverminderung”, meint Walter Kofler. Die Citybus-Verbindung von Vahrn nach Brixen im 15 Minutentakt sei bereits “eine ausreichende Alternative zum Autoverzicht”, aufgrund der 60 Elektroräder werde es auch nicht weniger Verkehrsaufkommen geben.

Abschließend findet Kofler scharfe Worte: “Ich prangere die Gemeindeverwaltung an, mit dem Ankauf dieser E-Bikes scheinheilig und respektlos gehandelt zu haben sowie den Raubbau und somit Zerstörung der Natur gefördert zu haben. Nachhaltig und umweltfreundlich, so wie es die Gemeindeverwaltung die Bürger glauben lässt, sind mit Lithium betriebene Fahrräder nie und nimmer.”