Society | Kindergarten

Besser geht's immer

Der Kindergarten-Protest geht weiter. Landesrat Achammer antwortet in einem offenen Schreiben. Er will keine Luftschlösser bauen: “Messen Sie mich an meinen Taten!”

Die vielen bunten Regenschirme sind inzwischen zum Symbol des Protests des Kindergartenpersonals geworden. Zum zweiten Mal sind mehrere hundert Kindergärtnerinnen am gestrigen Mittwoch (8. Juni) am Landhausplatz in Bozen aufmarschiert. Zum zweiten Mal standen sie im Regen. Ihrem Einsatz und ihrer Überzeugung tat das nasse Wetter keinen Abbruch: “Heute ist ein wichtiger Tag für uns und die uns anvertrauten Kinder. Es geht um längst fällige, große Veränderungen. Veränderungen die wir durchsetzen wollen und müssen.” Die Veränderungen, die das Kindergartenpersonal fordert, sind hinlänglich bekannt: mehr Personal, kleinere Kindergartengruppen und dadurch weniger Belastung am Arbeitsplatz.


Foto: Grüne-Verdi-Verc

Die Grünen, die sich von Anfang an mit den Anliegen der Kindergärtnerinnen solidarisch zeigten, haben im Landtag zwei Änderungsanträge zum Entwurf für das neue Bildungsgesetz eingereicht. Der Gesetzentwurf, der von den drei Bildungslandesräten ausgearbeitet wurde, steht heute und am morgigen Freitag auf der Tagesordnung des Landtags. In ihren Anträgen fordern die Grünen, die Gruppengröße in den Kindergärten von 25 auf 20 Kinder zu reduzieren und gesetzlich zwei Vollzeitkräfte pro Gruppe vorzuschreiben.

Bereits im Vorfeld der Debatte im Landtag hatte Bildungslandesrat Philipp Achammer mehrmals betont, dass die Forderungen der Kindergärtnerinnen und der Grünen aus finanziellen, personellen und baulichen Gründen derzeit nicht erfüllbar seien. Denn dafür müssten an den deutschen und ladinischen Kindergärten zusätzlich 400 Stellen geschaffen werden, was 20 Millionen Euro an Zusatzkosten bedeuten würde. Neben der Frage, ob Geld und Personal gefunden werden könnten, müsse man sich auch die Platzfrage stellen, so Achammer. So wären etwa bei einer Reduzierung der Gruppengröße allein in Bozen 21 neue Sektionen nötig. Derzeit ein Ding der Unmöglichkeit, wie der Landesrat am Mittwoch erneut wiederholte. “Ich will nichts versprechen, was ich nicht halten kann.” So ganz schaffte er es damit nicht, die Kindergärtnerinnen zu überzeugen: “Es fehlt nicht am Geld, sondern an den Visionen”, so ein Satz, der am Mittwoch auf dem Landhausplatz zu hören war. Für die Protestierenden wäre es unter anderem auch vorstellbar, dass man die Anträge der Grünen im Landtag genehmigt und nicht unmittelbar, sondern in einem Zeitrahmen von drei Jahren umsetzt. “Das müsste doch machbar sein”, meint Sudabeh Kalantari Lun, die über die Facebook-Gruppe “Kindergarten Aktuell Südtirol” unzählige Gleichgesinnte mobilisiert hat.

Was aus der Sicht von Landesrat Achammer machbar ist, hat er den Kindergärtnerinnen am Mittwoch ausführlich in einem offenen Schreiben erklärt. Im Bereich der Arbeitszeit soll über einen Übergangskollektivvertrag ab Herbst die direkte Arbeitszeit mit den Kindern auf 33 Wochenstunden reduziert werden. Unmittelbar danach sollen die Verhandlungen zu einem umfassenden Bereichsvertrag für das Kindergartenpersonal aufgenommen werden. Was die Stellensituation im Kindergarten betrifft, hat die Landesregierung bereits 24 zusätzliche Stellen für das Kindergartenjahr 2016/17 genehmigt. “Vorerst”, wie Achammer in seinem Schreiben betont. Denn derzeit werde bereits über weitere Stellen diskutiert. In Kürze sollen die Ergebnisse öffentlich bekannt gegeben werden.

Für das Kindergartenjahr 2017/18 sind weitere Maßnahmen zur Erhöhung des Stellenkontingents geplant. Ein Augenmerk will der Landesrat dabei darauf legen, “ein vergleichbares Verhältnis von Kindern und Pädagoginnen in den Kindergärten der drei Sprachgruppen” zu gewährleisten beziehungsweise herzustellen.

In seinem Schreiben bedankt sich Philipp Achammer bei den Pädagoginnen für ihre Initiativen und den Einsatz für den Kindergarten, betont aber erneut, dass er keine Luftschlösser bauen will: “Denn eines darf und soll nicht passieren: Dass öffentliche Willensbekundungen schlussendlich toter Buchstabe bleiben. Sie haben das Recht auf Taten, nicht nur auf Worte!