Der Professor
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„Er geht für seine Athleten durchs Feuer“, sagt Alex Schwazer, wenn er über jenen Mann spricht, der in seinem Leben eine tragende Rolle eingenommen hat: Sandro Donati.
Der heute 77-jährige kleine Mann, der als Sohn eines Bauern in der Nähe von Frascati geboren ist, gilt als einer der ganz Großen im sogenannten „sauberen“ Sport. Alessandro Donati, den alle nur Sandro nennen, ist ein Sportwissenschaftler und Berater der „World Anti-Doping Agency“ (WADA). In dieser Rolle wird er zum unerschrockenen Kämpfer gegen das Dopingsystem im Spitzensport.
Donatis Lebenswerk ist der unerbittliche Kampf gegen das Doping. Ihm geht es dabei weniger darum, einzelne Dopingsünder zu entlarven, als das System der Mitwisser und –täter, der heuchlerischen Moralapostel und der Omertá der großen Verbände und Player im Leistungssport aufzudecken.
Bereits 1987 deckt Donati bei der WM in Rom auf, dass man die Weite des Goldmedaille-Gewinners Giovanni Evangelisti im Weitsprung bewusst falsch berechnet hat. Er war damals Verbandsfunktionär und Nationaltrainer. Alex Schwazer: „Er wusste genau, wenn ich das tue, verliere ich alle meine Ämter. Und er hat es trotzdem getan.“
Sandro Donati wird durch seine persönliche Integrität, seine Unerschrockenheit und seinen unbedingten Willen zur Wahrhaftigkeit schon bald eine ersthafte Gefahr für das gutgeölte Betrugssystem im globalen Spitzensport.
Alex Schwazer spricht Sandro Donati 2015 bei einer Buchvorstellung in Bozen an. Die erste Begegnung verläuft sehr frostig. Wenig später fordert der damals noch wegen Dopings gesperrte Olympiasieger auf einer Pressekonferenz Donati öffentlich heraus. Der Geher erklärt, dass er nach seiner Sperre zurückkehren werde und den italienischen Anti-Dopingpapst dabei als sein Trainer engagieren wolle.
Monate später beginnt dann die Zusammenarbeit. Es ist keineswegs Liebe auf den ersten Blick. „Ich war anfänglich sehr skeptisch“, sagt Sandro Donati heute. Auch weil Donati im Dopingverfahren Schwazer vor dem Bozner Landesgericht als Gutachter der Staatsanwaltschaft alle Details der Dopingvergehen Schwazers kannte. -
Schon bald aber wird aus dem Duo eine eingeschworene Schicksalsgemeinschaft. Alex Schwazer zieht nach Rom, in einen Hotel in der Nähe von Donatis Wohnung. Der Trainer stellt ein Team zusammen, zu dem auch ein Primar gehört, der andauert und unangekündigt Bluttests bei Schwazer durchführt. Man will das Comeback transparent und ganz im Sinne des Kampfes gegen Doping machen.
„Sandro Donati wird durch seine persönliche Integrität, seine Unerschrockenheit und seinen unbedingten Willen zur Wahrhaftigkeit schon bald eine ersthafte Gefahr für das gutgeölte Betrugssystem im globalen Spitzensport.“
Nach wenigen Wochen der Zusammenarbeit ringt sich Sandro Donati bei einem Abendessen gegenüber Alex Schwazer zu einem Geständnis durch. Donati war derjenige, der den Ausschlag gab, dass der Geher drei Jahre zuvor in Oberstdorf getestet und schließlich für dreieinhalb Jahre gesperrt wurde. „Für mich war das kein Schock, sondern ich war von Donati überzeugt und mir war es egal, was er vorher getan hat“, meint Alex Schwazer.
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