Oberstdorf, 30. Juli 2012
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2012 findet die Olympiade in London statt. Die olympischen Spiele sind das große, sportliche Ziel von Alex Schwazer. Er will in der britischen Hauptstadt den Olympiasieg im 50-KM-Gehen verteidigen. Was aber niemand weiß: Diesmal als gedopter Sportler.
In den vergangenen Folgen hat Alex Schwazer geschildert, wie er in eine schwere Depression gerutscht ist und sich gleichzeitig in seinem Kopf ein fixer Gedanke festsetzt: Das Doping. „Ich war wie in einem Wahn“, sagt er heute. Als ihm seine russischen Konkurrenten offen erklärt, dass sie zu illegalen Substanzen greifen und der Südtiroler Olympiasieger merkt, dass die Russen, die Tests umgehen, ist die Entscheidung gefallen.
Als wir 13 Jahre später über diese dramatische Entscheidung und deren Folgen reden, merkt man meinem Gegenüber an, dass er sich für diese Geschichte auch heute noch schämt. Alex Schwazer weiß nur zu gut, welchen Blödsinn er gemacht hat und welchem Wahnsinn er damals verfallen war. „Heute würde ich es völlig anderes machen“, sagt er immer wieder. Doch damals sah er keinen anderen Ausweg.
In dieser Folge von Alleingang schildert Alex Schwazer detailliert und ausführlich, wie er als Dopingsünder enttarnt wurde. Er sucht dabei keine Ausflüchte, oder schiebt die Verantwortung nicht auf andere ab. Sehr wohl aber zeigt Schwazer auf, wie es im Profisport läuft: Jene, die für die Sportler verantwortlich sind, schauen zuerst lange weg, um dann wenn das Unweigerliche geschieht, sich öffentlich distanzieren und entrüsten zu können.
Es ist ein perverses System, das auch heute noch existiert.
Alex Schwazer hält sich zu dieser Zeit immer wieder in Oberstdorf in Deutschland auf. In dem kleinen bayrischen Dorf im Allgäu trainiert und lebt seine damalige Freundin, die Eiskunstläuferin Carolina Kostner.
In Oberstdorf erhält Alex Schwazer am 20. Februar 2012 dann auch unangekündigten Besuch. Die Kontrolleure der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA nehmen ihm Blut ab. Der Dopingtest ist zwar negativ, doch für Alex Schwazer ist das der Startschuss für sein geplantes Doping. Er beginnt sich das EPO zu spritzen. -
In den Wochen darauf testet der Geher die Wirkung des EPO unter echten Wettkampfbedingungen. Mitte März startet Alex Schwazer bei einem 20-Kilometer-Rennen in Lugano und stellt dabei einen neuen Italienrekord auf. Ende März 2012 folgt ein 50-Kilometer-Rennen im slowakischen Dudince.
Anfang April wird Schwazer dann innerhalb von zehn Tagen zweimal von der WADA zur Dopingkontrolle geladen. Für Schwazers damaligen Betreuer, dem Sportarzt der italienischen Leichtathletik-Nationalmannschaft Pierluigi Fiorella ist das ein klares Indiz, dass mit den Blutwerten des Olympiasiegers etwas nicht stimmt.„Jene, die für die Sportler verantwortlich sind, schauen zuerst lange weg, um dann wenn das Unweigerliche geschieht, sich öffentlich distanzieren und entrüsten zu können.“
Alex Schwazer gesteht schließlich bei einem Treffen Fiorella die EPO-Einnahme. Der Sportmediziner zeigt sich weder überrascht noch sonderlich beunruhigt. Nachdem Schwazer versichert, dass er damit aufhören wird, lässt man ihn wenige Woche vor der Olympiade wieder nach Oberstdorf gehen, um dort allein zu trainieren.
Am 13. Juni 2012 beginnt sich Schwazer dort wieder EPO zu spritzen. „Das Schlimmste war, dass ich dabei immer wieder Carolina anlügen musste“, sagt er heute 13 Jahre später.
Am 30. Juli 2012 klingelt es um sieben Uhr morgens in der Wohnung von Carolina Kostner in Oberstdorf. Vor der Tür stehen die WADA-Inspektoren. Alex Schwazer überredet seine Freundin zu sagen, dass er nicht da sei. Schwazer fährt unmittelbar danach nach Hause nach Kalch. Dort tauchen die WADA-Kontrolleure noch am selben Abend auf.
Es ist der Anfang vom Ende. -
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