Economy | Milchwirtschaft

Sagenhaft reiche Milchbauern

Im vergangenen Jahr haben 160 Milchviehbetriebe ihre Produktion eingestellt. Wie kann das sein, wenn der Hektarerlös bei 5.469,90 Euro liegt?
Milchkuh
Foto: Othmar Seehauser
Eine höchst interessante Antwort lieferte vor Kurzem Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler auf die Anfrage des Freiheitlichen Landtagsabgeordneten Andreas Leiter Reber. Dieser ersuchte um Auskunft zu den Betriebsflächen und dem Hektar-Erlös in der Milchwirtschaft. Ausgangspunkt war dabei der Bericht des Südtiroler Sennereiverbandes, in dem es heißt, dass die Südtiroler Milchhöfe im Jahr 2022 einen Umsatz von 610,25 Millionen Euro erwirtschaftet haben, ein Auszahlungspreis von 58,15 Cent pro Kilogramm Rohmilch erzielt werden konnte und sich die Anlieferungsmenge auf etwas mehr als 385 Millionen Kilogramm Kuhmilch belief. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutete dies einen leicht höheren Erlös, aber auch einen Rückgang der Anlieferungsmenge um fast fünf Prozent. Zurückgeführt wurde dies auf die Zahl der Südtiroler Milchviehbetriebe, die im Jahr 2022 um 160 auf insgesamt 4.040 Betriebe zurückgegangen ist. Doch weshalb haben 160 Bauern aufgegeben? Am Hektarerlös kann es wohl nicht liegen.
 
 
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Milchanlieferung: Die Südtiroler Milchhöfe haben im Jahr 2022 einen Umsatz von 610,25 Millionen Euro erwirtschaftet. (Foto: Seehauserfoto)
 
 
Denn wie Landesrat Schuler in seinem Antwortschreiben mitteilte, beträgt der Erlös 5.469,90 Euro pro Hektar. Berechnet wird diese Summe anhand der Betriebsfläche und dem Milchgeld. So scheint im LAFIS (Land- und Forstwirtschaftliches Informations-System) bei den 4.247 im Sennereiverband gemeldeten Betrieben – erfasst sind nicht nur die Mitglieder der Milchgenossenschaften, sondern auch Betriebe, die ihre Milch selbst verarbeiten und vermarkten – eine Futterfläche von 40.929 Hektar auf. Die Futterfläche sind jene Flächen, die für die Erzeugung von Futter für das Vieh bewirtschaftet werden wie beispielsweise Wiesen und Äcker. Laut Landesrat Schuler beträgt der Hektarerlös, der auf die Milchproduktion zurückzuführen ist, 223.877.500 Euro (ausbezahltes Milchgeld). Aufgeteilt auf 40.929 Hektar Betriebsfläche entspricht das 5.469,90 Euro pro Hektar. Auf dem ersten Blick eine stattliche Summe, welche die heimischen Bauern einkassieren. Doch stellen sich einige Fragen, auf die Landesrat Schuler im Rahmen der aktuellen Fragestunde möglicherweise eine Antwort geben kann, wie zum Beispiel ob die knapp 224 Millionen Euro Milchgeld nur an einheimische Bauern fließen oder auch an andere Lieferanten. Dann würde die Milchmädchenrechnung nämlich nicht mehr stimmen.