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Wahlverlierer Doppelpass

Die größten Stimmenverluste erlitten jene politischen Parteien, die den Doppelpass durchsetzten wollen. Der SVP dürfte die Diskussion das 16. Mandat gekostet haben.
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Foto: Südtirol News
Sven Knoll dürfte es geahnt haben. „Wir dürfen nun nicht spekulieren, dass unserer Kampagnen, wie die der doppelten Staatsbürgerschaft, nicht gewollt werden“, meinte der Kopf der Südtiroler Freiheit am Montag auf der Pressekonferenz seiner Bewegung. 
Auch bei den Südtiroler Freiheitlichen scheint man sich nicht mehr an die Fangfrage zu erinnern, die der österreichische Vizekanzler Heinz Christian Strache vor acht Tagen im vollbesetzten Waltherhaus gestellt hatte. Der FPÖ-Chef versuchte Arno Kompatscher mit einer Frage zur doppelten Staatsbürgerschaft aufs Glatteis zu führen.
In Wirklichkeit sind am Ende aber genau jene politischen Kräfte ordentlich abgewatscht worden, die sich am vehementesten für die doppelte Staatsbürgerschaft eingesetzt haben. Das sogenannte patriotische Lager hat bei den Landtagswahlen eine historische Schlappe erhalten. Numerisch ist der volkstumspolitische Block (Freiheitliche, Südtiroler Freiheit, Bürgerunion) im Landtag von zehn Sitzen auf vier Mandatare zurückgegangen.
 

Blauer Absturz

 
Die Südtiroler Freiheitlichen haben einen Sturzflug hingelegt. Ulli Mair & Co haben mehr als zwei Drittel ihrer Stimmen verloren. Die Partei ist mit 6,2 Prozent auf das Niveau ihres Gründungsjahres vor 25 Jahren (1993 6,1%) zurückgefallen. Vier von sechs Landtagssitzen hat die Partei verloren.
 
Bei diesem Absturz haben sicher die internen Querellen bei den Südtiroler Freiheitlichen die Hauptrolle gespielt. Mit beigetragen hat aber auch die Fokussierung auf das Projekt „Doppelpass“. Nur so sind diese massiven Verluste erklärbar. Hätten die Bürgerinnen und Bürger den Doppelpass als wichtiges Ziel erachtet, hätte sie wohl kaum den Freiheitlichen so klar den Rücken gekehrt.
 

Freiheit im Rückgang

 
Deutlich verloren hat auch die zweite politische Kraft, die sich in den vergangenen Monaten engagiert und offensiv für die Doppelstaatsbürgerschaft eingesetzt hat: Die Südtiroler Freiheit.
Bei Sven Knoll & Co gab es keinerlei interne Streitigkeiten und alle politischen Beobachter gingen im Vorfeld der Landtagswahlen davon aus, dass die Patrioten zulegen werden. Oder zumindest ihre drei Sitze halten können. Gekommen ist es anders: Auch die Süd Tiroler Freiheit hat einen ihrer drei Landtagssitze verloren. 
 
Der Abgang von Eva Klotz hat sicherlich auch zu diesen Verlusten beigetragen. Aber auch die Südtiroler Freiheit scheint bei diesen Wahlen durch den Doppelpass mehr an Stimmen verloren als gewonnen zu haben. 
 

Italienische SVP-Verluste

 
Aber auch die Volkspartei hat ihren Flirt mit dem Doppelpass mit Stimmeneinbußen bezahlt. Das wird an den SVP-Verlusten deutlich. Die Volkspartei hat im Bezirk Überetsch-Unterland und vor allem in den städtischen Ballungsgebieten Stimmen verloren. Die Italiener hatten in den vergangenen 15 Jahren bei jeder Landtagswahl ein Mandat gesichert. Das ist auch der Grund warum die SVP auch 2018 aktiv um italienische Stimmen geworben hat.
 
Diesmal blieben diese Stimmen aber aus. Dass die SVP das Doppelpass-Projekt unterstützte hat einen nationalen Aufschrei in Italien ausgelöst, der bei den italienischen Edelweiß-Wählern nicht spurlos vorübergegangen ist. 

Das zeigen auch die Daten der sonntäglichen Wahl. Die SVP hat mit einem Minus von 5,6 Prozentpunkten in der Landeshauptstadt weit deutlicher verloren als im Landesdurchschnitt. Besonders aufffallend dabei: In den rein italienischen Wahlsektionen waren die Verluste noch einmal deutlic höher. Dasselbe Bild zeigt sich auch in den Unterlandler Gemeinden.
Diese Geschichte hat uns ganz sicher das 16. Landtagsmandat gekostet“, ärgert sich ein hoher SVP-Funktionäre am Tag nach der Wahl.