Frommer Sommerwunsch

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Wer erinnert sich noch? „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, fragte sich der niederländische Entertainer Rudi Carrell (1934–2006) vor genau 50 Jahren. Der Text zu seinem Sommerlied aus dem Jahr 1975 entstand zur Melodie des wenige Jahre zuvor veröffentlichten Liedes City of New Orleans von Steve Goodman. Und nun macht die Melodie wieder von sich reden. Singend.
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Vom Protestsong zur SommerhymneZum 50. Jubiläum: "Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?" wird zu "Sommer ohne Nazis" Foto: music records
Während die Protest-Ballade des amerikanischen Folksängers eine nostalgische Zugreise durch die USA mit wehmütigem Rückblick beschreibt, entstanden – noch bevor Rudi Carrells Version zum Charterfolg und Evergreen wurde – in den Niederlanden bereits zwei Fassungen mit sommerlichen Refrainpassagen. Den Text zum Songklassiker schrieb dann Rudi Carrell gemeinsam mit Thomas Woitkewitsch „bei einem Kasten Bier in einer Wohnküche in Bremen“, wie es in Überlieferungen rund zum Jubiläum des Liedes heißt.
Der humorvoll verfasste Text ermöglicht aus heutiger Perspektive einen interessanten Blick auf das Klima der damaligen Zeit. Etwa in Strophe zwei, wenn Carrell singt: Und was wir da für Hitzewellen hatten / Pulloverfabrikanten gingen ein / Da gab es bis zu 40 Grad im Schatten / Wir mussten mit dem Wasser sparsam sein. Aber auch in Strophe drei, wenn er das politische Klima in Deutschland thematisiert: Der Winter war der Reinfall des Jahrhunderts / Nur über tausend Meter gab es Schnee. / Mein Milchmann sagt: "Dies Klima hier, wen wundert's? / Denn schuld daran ist nur die SPD."
Und Frei.Wild löst sich endlich auf...
Rudi Carrells parteipolitischer Fingerzeig in ironischer Verbindung zu sommerlichen Hitze-Fragen mutiert 50 Jahre später zu einem erneuten Fingerzeig, ausgehend nun von der SPD selbst und mit weniger ironischem, sondern durchaus ernstem Inhalt, geht es doch um das Verbot der rechtspopulistischem Partei AfD, die seit jeher mit menschenverachtenden Aussagen und Demütigungen immer wieder die Grenzen politischer Korrektheit überschreitet und regelmäßig mit Parolen auffällt, die direkt zurück in den braunen Sumpf führen, aus dem sie stammen.Von der Sommerhymne zum sommerlichen ProtestsongEin Sommer wie er früher einmal war: Keine AfD im Bundestag, der Verfassungsschutz wird abgeschafft und Frei.Wild löst sich endlich auf. Foto: ZSKDie seit einigen Jahren erfolgreiche Skatepunk-Band ZSK aus Berlin hat gemeinsam mit den Kollegen von Rogers die Melodie von Goodman aus dem Jahr 1971 und Carrells sommerlichen Inhalt aus dem Jahr 1975 ins Jahr 2025 geholt – und passend zu den politischen Windböen in Deutschland, ihre Antworten und Wünsche in den Ohrwurm gepackt. Herausgekommen ist der Song Sommer ohne Nazis. Und es erinnert an Zeiten, in denen mit Nazis nicht diskutiert wurde – während sie heute in Talkshows eingeladen werden. In Strophe zwei bekommt auch die Südtiroler Band Frei.Wild braunes Fett ab. Bevor der Song zum erneuten Refrain hochgefahren wird, heißt es: „Und Frei.Wild löst sich endlich auf“, samt einem nachgerotzten „Wichser“-Sager Richtung Brixen.
Was sind das nur für durchgeknallte Zeiten...
Das achte Studioalbum erscheint am 26. September. Bis dahin heißt es "Ich will einen Sommer ohne Nazis..."(c) ZSK„In einer Zeit, in der die Demokratie in Deutschland unter Druck steht und rechtspopulistische Strömungen an Einfluss gewinnen“, wollen ZSK den Soundtrack für den Protest liefern, der „die Menschen in dieser harten Zeit begleitet“, erklärt Frontmann Joshi: „Egal, ob es um persönliche Kämpfe oder gesellschaftlichen Protest geht – wir wollen zeigen, dass niemand allein ist.“ Seit über zwei Jahrzehnten verbindet die Band ihre Musik mit politischem Engagement. ZSK sind die Gründer von Kein Bock auf Nazis, der größten Jugendorganisation gegen Rechts in Deutschland. Mit Kampagnen, Konzerten und Statements setzen sie sich aktiv gegen rechtsextreme Strukturen ein. Auf ihren Konzerten wird neben dem neuen Sommerlied auch gerne der antifaschistische Schlachtruf „Alerta, alerta, antifascista!“ zelebriert, ein liebevoll gemeinter Slogan, der historisch in das Regime des faschistischen Diktators Benito Mussolini der frühen 1920er-Jahre führt.
Zu wünschen bleibt, dass nicht nur Sommer, sondern auch Herbst, Winter und Frühling frei von Nazis, Faschos und rechter Hetze bleiben.
Ob das seit 50 Jahren häufig gecoverte Sommerlied von Rudi Carrell auch in dieser nun politischsten Version seine Sommerhit-Garantie beibehalten kann? Als Carrell 1975 mit den Worten „Wir brauchten früher keine große Reise / Wir wurden braun auf Borkum und auf Sylt“ ins Mikrophon trällerte, war der Skandal zum Absingen ausländerfeindlicher Parolen wie auf Sylt im Mai 2024 noch in weiter Ferne. Ist das nun die Antwort?
Wird das Lied Sommer ohne Nazis 2025 möglicherweise auf Sylt, in Riccione, in Brixen, an Pools oder Badeseen, auf Schutzhütten und in Parteizentralen oder auf privaten Grillfeiern rauf- und runtergespielt, so bleibt dem Grundgedanken der frischen Coversong-Macher lediglich zu wünschen, dass nicht nur Sommer, sondern auch Herbst, Winter und Frühling frei von Nazis, Faschos und rechter Hetze bleiben.Weitere Artikel zum Thema
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Wenn alle rechts der Grünen…
Wenn alle rechts der Grünen Nazis sind...
Antwort auf Wenn alle rechts der Grünen… von Cicero
Nana, Solche Aussagen sind…
Nana, Solche Aussagen sind schlicht und einfach Rattenfängermethoden. Das hättet ihr rechten Recken wohl gerne. Nur Nazis sind Nazis.
Antwort auf Nana, Solche Aussagen sind… von Martin Ancient
Rechte Recken? Schöne…
Rechte Recken? Schöne Alliteration, muss ich sagen. Auch schön wie man mit relativ sanfter Kritik bei euch linken Lümmeln (Achtung Sarkasmus) schon als Nazi abgestempelt wird.
Aber jetzt mal ernsthaft... Mein Punkt ist eher der, dass für solche Leute oder Bands Menschen die beispielsweise konservativ wählen und mit Nazis gar nichts am Hut haben (so wie ich) auch schon kurz vorm SA Eintritt stehen. Dann wird's mit der Meinungspluralität aber leider etwas eng.
Antwort auf Rechte Recken? Schöne… von Cicero
Achtung, auf Ihre Aussage…
Achtung, auf Ihre Aussage bezüglich der Lokalisierung rechts von grün, hat die AfD das Copyright.
Antwort auf Achtung, auf Ihre Aussage… von Manfred Klotz
Kann sein ja…
Kann sein ja…
Antwort auf Nana, Solche Aussagen sind… von Martin Ancient
Das hat nichts mit…
Das hat nichts mit Rattenfängertum zu tun. Rechte Positionen sind ebenso legitim wie linke Positionen.
über die Moralität entscheiden andere Faktoren, z.B. wie sehr ins Totalitäre die Forderungen besagter Rechten oder Linken geht.
Früher war z.B. der Einsatz für Bürgerrechte eher ein linkes Thema. Ich habe heute den Eindruck, dass sich aktuell eher rechte Bewegungen für Bürgerrechte einsetzen.
Antwort auf Das hat nichts mit… von Oliver Hopfgartner
Copy & paste, Herr…
Copy & paste, Herr Hopfgartner? Oder haben Sie das wirklich fast bis aufs Wort nochmal so formuliert, wie vor etlichen Monaten einmal? Und punktgenau ist die Aussage heute kein bisschen zutreffender als damals. Lechts und rinks kann man zwar auf verschiedenste Weise velwechsern, aber trotzdem sind die beiden Werte- und Gesellschaftskonzepte nicht im Grunde eh gleich super. Rechte Sozialpolitik ist problemlos als rechte Politik erkennbar, entsprechende Maßnahmen und Forderungen sind ausschließlich auf "das Eigene" gerichtet oder auf gesellschaftliche Gruppen, die als "Eigene" rekrutiert werden sollen. Auf die Menschen- und Bürgerrechte "der Anderen" hingegen wird herzhaft gepfiffe: Überall dort, wo die Rechte regiert, können Sie die gesellschaftlich erodierenden Auswirkungen ihres "Einsatzes für die Bürgerrechte" in schönster Empirie bestaunen.
Wenn die die jetzt in…
Wenn die die jetzt in Talkshows eingeladen werden Nazis sind, ja dann kann der Nazionalsozialismus so schlimm nicht gewesen sein.
Aber bloß neunmalklug daherreden und von nichts eine Ahnung haben, das ist keine (Lied) Kunst.
Wenn ihr wirklich wissen wollt was echte Nazis sind, dann fragt mal den hundertjährigen Großvater meiner Nachbarin. Der sagt es euch dann..........
Antwort auf Wenn die die jetzt in… von Milo Tschurtsch
Echt jetzt Tschurtsch? Sie…
Echt jetzt Tschurtsch? Sie entschuldigen tatsächlich den Nationalsozialismus mit der Tatsache, dass AfD-Politiker in Talk-Shows eingeladen werden? Sie sind ja schon häufiger tief gesunken, aber dass Sie in der Lage sind, den Marianangraben zu überbieten, ist doch eine Leistung.
Wenn SIE wirklich wissen wollen, was echte Nazis sind, stellen Sie sich doch mal vor, ob die, die jetzt in Talk-Shows eingeladen werden und als Nazis gelten, aber eigentlich gar nicht so schlimm sind, diejenigen, die sie jetzt einladen, auch einladen würden.
Antwort auf Echt jetzt Tschurtsch? Sie… von Manfred Klotz
Ich würde mit dem Wort Nazi…
Ich würde mit dem Wort Nazi etwas vorsichtig sein. Die AfD besteht sicher aus Extremen, Rassisten, Chauvinisten, Verschwörungstheoretikern, Antisemiten und auch aus Leuten, die das Dritte Reich glorifizieren. Aber sind das alles Nazis? Wollen sie einen Führerstaat etablieren? Wollen sie einen Angriffskrieg im Westen führen und einen Vernichtungskrieg im Osten? Hängen sie einer wahnsinnigen Rassenlehre an? Wollen sie Personengruppen grausamst vernichten? All das wollten die Nazis und haben es auch gemacht. Ich wäre daher vorsichtig mit der inflationären Verwendung des Begriffs "Nazi", denn damit verlieren die monströsen Verbrechen der wahren Nazis mehr und mehr ihren Schrecken. Die AfD (und andere) sind Rechtsextreme, denen man versuchen muss mit besserer Politik das Wasser abzugraben.
Antwort auf Echt jetzt Tschurtsch? Sie… von Manfred Klotz
Ich würde mit dem Wort Nazi…
Ich würde mit dem Wort Nazi etwas vorsichtig sein. Die AfD besteht sicher aus Extremen, Rassisten, Chauvinisten, Verschwörungstheoretikern, Antisemiten und auch aus Leuten, die das Dritte Reich glorifizieren. Aber sind das alles Nazis? Wollen sie einen Führerstaat etablieren? Wollen sie einen Angriffskrieg im Westen führen und einen Vernichtungskrieg im Osten? Hängen sie einer wahnsinnigen Rassenlehre an? Wollen sie Personengruppen grausamst vernichten? All das wollten die Nazis und haben es auch gemacht. Ich wäre daher vorsichtig mit der inflationären Verwendung des Begriffs "Nazi", denn damit verlieren die monströsen Verbrechen der wahren Nazis mehr und mehr ihren Schrecken. Die AfD (und andere) sind Rechtsextreme, denen man versuchen muss mit besserer Politik das Wasser abzugraben.
Antwort auf Ich würde mit dem Wort Nazi… von Cicero
Sorry aber dieser…
Sorry aber dieser Schablonenvergleich ist völlig unrealistisch, die Nazi's von heute verkaufen Morgen das Baltikum gegen Billiggas und führen unsere Gesellschaft zurück in Ausgrezung von Minderheiten, Denunziatentum und Willkürlichkeit.
Vorgeschmack darauf gibt es hier
https://www.zeit.de/politik/2025-07/id-fraktion-europaparlament-finanzs…
Die NAZIs (... "FÜHRER…
Die NAZIs (... "FÜHRER befiel, wir folgen dir ...") ab 1933 sind reichlich verdienter-Weise bereits 1945 unter dem Müll der Geschichte erstickt!
"FREIWILD, mit der Anlehnung an die GE-STA-PO-Perversitäten (Geheime-Staatspolizei, ... REGIM-Gegner um 4 Uhr morgends aus dem Bett verhaftet ...), bdient die niedersten Instinkte, der vom Hitler + seinem Mordgesellen Göbbels ausgedachten perversen Abscheulichkeiten!