Politik | Schule

15 Minuten am Tag

Eine Initiative der nationalen Gewerkschaft AGB CGIL ruft Personen im Bildungsbereich dazu auf, sich innerhalb und außerhalb der Klassenräume aktiv mit der Situation im Gazastreifen auseinanderzusetzen.
AGB CGIL Occhi su Gaza
Foto: AGB CGIL/ YouTube
  • „Nutzt die Freiheit der Lehrtätigkeit, um euch 15 Minuten am Tag mit dem Thema Frieden zu beschäftigen und mit den Schüler:innen die Geschehnisse in Palästina zu besprechen.“ So lautet der Aufruf der nationalen Gewerkschaft AGB CGIL während einer Online-Versammlung, die am Montag, den 29. September, für im Bildungsbereich tätige Personen abgehalten wurde.

    An der Veranstaltung nahmen laut den Organisator:innen mehr als 25.000 Menschen online teil, weitere 10.000 verfolgten sie in Klassenzimmern und anderen eigens dafür eingerichteten Räumen in ganz Italien. Diskutiert wurde die aktuelle Situation im Gazastreifen und im Westjordanland, insbesondere mit Blick auf Bildungsmöglichkeiten. Betont wurde die Bedeutung von Bildungsarbeit in Zeiten von Zerstörung und Krieg – im angegriffenen Gebiet, aber auch an den Schulen in Italien.

    Die Initiative der Gewerkschaft AGB CGIL unter dem Titel „Occhi su Gaza“ hat das Ziel, Lehrpersonen und Wissenschaftler:innen für die Situation in Palästina zu sensibilisieren und Handlungsmöglichkeiten für Lehrkräfte in Italien aufzuzeigen. Auch in Südtirol gab es laut dem lokalen Vertreter der Schulgewerkschaft, Stefano Barbacetto, im Vorfeld der Versammlung viel Interesse vonseiten der Lehrpersonen; mehrere Personen nahmen online teil. Vor Ort kam es jedoch – aufgrund der „knappen Ankündigung“ – zu keinen Zusammenkünften.

  • „Samenkörner für die Gesellschaft von morgen“

    Mohammed Jase: Lehrende als Inbegriff von Widerstand und Hoffnung Foto: AGB CGIL/ Youtube

    Mohammed Jase, der live aus dem Gazastreifen zugeschaltet war, schilderte die Bedingungen, unter denen Lehrpersonen dort arbeiten: „Lehrkräfte im Gazastreifen riskieren auf dem Schulweg ihr Leben, aber auch die Schulen selbst werden immer wieder angegriffen. Viele haben Familienmitglieder verloren, manche ihr Leben.“

    Er beschrieb weiter: „Wie alle anderen Menschen auch schlafen viele in Zelten, müssen täglich um Wasser und Nahrung kämpfen; die Gehälter sind seit Monaten blockiert. Im Schnitt wurden Lehrpersonen im Gazastreifen in den letzten zwei Jahren acht Mal vertrieben und mussten ihren Wohnort wechseln.“

    Die von Jase aufgezählten Umstände verdeutlichen die enormen Schwierigkeiten, mit denen Lehrende täglich konfrontiert sind. Dennoch sieht er sie als „Inbegriff von Widerstand und Hoffnung“: In einer Umgebung, in der nichts mehr Sinn zu ergeben scheint, „pflanzen sie jeden Tag ein Samenkorn für die Gesellschaft von morgen“, so sein Bericht.

    Auch eine Schuldirektorin aus dem Westjordanland berichtete von den Problemen, denen Lehrkräfte dort begegnen: „Auch wenn die Situation bei uns natürlich eine andere ist als im Gazastreifen, wird auch hier in den besetzten Gebieten der Schulunterricht zunehmend schwieriger“, sagte Nariman Alamleh. „Immer mehr Menschen können die Schulen aufgrund von Checkpoints und Absperrungen nicht mehr erreichen, kleinere Ortschaften werden isoliert, und mehrere Schulen mussten schließen.“ Zusätzlich wies sie auf die angespannte finanzielle Situation hin: „Die Auszahlung der Gehälter ist seit Monaten blockiert.“

  • Internationale Solidarität

    Um die Bildungsarbeit im Gazastreifen zu unterstützen, startete die Gewerkschaft AGB CGIL bereits im Juli gemeinsam mit der Union der Palästinensischen Lehrpersonen (GUPT), Education International und fünf weiteren Gewerkschaftsbünden aus Europa und Südafrika die Initiative „Palestinian Teachers Support. New Female Teachers. Gaza Teachers and Children“. Ziel ist es, Bildungsarbeit im Gazastreifen zu finanzieren und psychologische Unterstützung vor Ort anzubieten.

    Mit Veranstaltungen wie der Nationalen Versammlung an diesem Montag soll zudem Aufmerksamkeit auf die Situation gelenkt und bestehende Initiativen unterstützt werden. Eine davon ist die „Global Sumud Flotilla“, deren Vertreter während der knapp zweistündigen Versammlung ebenfalls zu Wort kamen. Ziel der heute 42-Boote-starken internationalen Flotte, die von der italienischen Regierung und dem Staatspräsidenten zur Umkehr aufgerufen wurde, ist es, Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen, einen permanenten humanitären Korridor einzurichten und einen Waffenstillstand zu forcieren.

  • Aufruf zur Bildungsarbeit

    Die Gewerkschaft AGB CGIL ruft dazu auf, nicht länger zuzusehen, sondern auch an Schulen aktiv zu werden: Schüler:innen sollen informiert und mithilfe der Kompetenzen der Lehrpersonen altersgerecht über die Situation in Palästina aufgeklärt werden. So sollen Kinder und Jugendliche Werkzeuge erhalten, um das Geschehen einordnen und sich für den Frieden einsetzten zu können.

    Die Gewerkschaft kündigt an, weitere Veranstaltungen zum Thema abhalten zu wollen.