Leben ist Metamorphose
-
Der Verein K-Art ermöglicht es derzeit - und noch bis 10. November, es besteht keine Eile - die Positionen von 22 Personen, tot und lebendig, in der weitläufigen Gartenlandschaft zu entdecken. Der „Schiffskatalog“ von „Metamorphose“ umfasst die Namen von Mayr Clara, Obkircher Patrick, Pan Laura, Perkmann Elias, Platzer Florian, Senoner Fabrizio, Sieff Matthias, Trettel Ariel, Gabrieli Christoph , Geiser Siegmund, Hartl Monika, Hell Martin, Höllrigl Michael, Langer Jan, Loewit Georg, Martinelli Christian, Mikyta Svätopluk, Morgavi Guido, Moroder Gerald, Oberprantacher Hansjörg, Pompa Adriano, Pöll Martin, Runggaldier Hermann Josef, sowie gemeinsam Abbaldo Mariagrazia und Albertelli Paolo. Weiters sind, nicht gesondert markiert, Werke mit längerer Verweildauer, etwa gar einiges vom 2018 verstorbenen Franz Stähler.
-
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnnen bemisst Sarah Trevisiol beim Vernissagen-Schnellfeuer ihrer Einführungsrede in etwa mit gleich viel Zeit, in Abwesenheit der meisten - Werke, nicht Künstler - werden Namen und eine kurze, wohlwollend formulierte Beschreibung der Arbeitsweise der Einzelkünstler durchexerziert, während man sich beim, den eigentlichen Gärten angegliedertem Hof unter einer Dachschräge vor dem Nieselregen schützte. Die Vernissage war gut besucht und die Danksagungen und obligatorischen Vorstellungen der Künstler:innen wurden immer wieder von einer dreiteiligen Eröffnungsshow unterbrochen.
-
ie Show gestaltete Fabrizio Senoner, der seine Performance aus dem Inneren eines mit milchigen Plastikfolien beklebten Kubus mit Sprühdosen, Assistent und Bluetooth-Box absolvierte. Dabei erzwingt die kurze Distanz im Würfel das Sprühen mit sehr viel Farbe, so dass Motive verlaufen und ohnehin nur kurz Bestand haben. Ein wenig ist die zu übertrieben dramatischer Musik, etwa von den Stadionrockern „Muse“, mit tänzerischem Gestus ausgeführte Performance auch Story-Telling, die bei konkreten Motiven anfängt und dann weiterspinnt oder abstrahiert: Von den Dinosauriern zu deren Ende, zum Kind im Mutterleib und weiter zur Begegnung zweier händehaltender Personen, die sich im Nichts einer kompletten Übersprühung verlieren und ineinander überlaufen. Nach Ende der Performance übernahm die Cover-Band Urania Guitars die klangliche Umrahmung am Buffet und die Besucher machten sich auf den Weg durch die langgestreckten Gärten des Hofs, die halbwildes Terrain und englischen Rasen umfassen.
Über die Fläche der Ausstellung, auf der im weitläufigen Garten die Kunst der Natur anvertraut wird und auf bereits längeren dort zurückgelassenen Werke trifft, verteilen sich die Besucher recht rasch. Zu wünschen wäre, dass man die Kunstwerke in der Landschaft nicht alleine lässt. Ein kleines Kärtchen gibt Auskunft über Künstler, Werktitel und Enstehungsjahr der Arbeit, weitere Information liegt weder schriftlich auf, noch ist sie digital greifbar. Die Kunst spricht wohl oder übel für sich und verrät dabei gern ihren Preis. Uns hätte es auch gefreut, wenn mit diesem Preis auch die Werte und Hintergründe der Kunst zum Ausdruck kämen.
Einiges, wie der Fotowürfel von Christian Martinelli könnte einen Begleittext oder eine Erklärung vertragen, zumal es lästig ist, sich diese Informationen vor Ort, wahrscheinlich am Smartphone-Display selbst einzuholen. Für sich ermöglicht der Garten vor allem ein ästhetisches Kunsterleben, einiges leitet den Betrachter auch mit, mehr oder weniger gut gewählten Werktiteln, die man sprechend nennen darf. Lukas Mayrs Goldkugel gibt mit „Du bist alles und alles bist du“ seiner Kugelskulptur einen Schlageranstrich über dem Goldlack, Michael Defner schickt seine Betonskultpturen entlang des Weges als „Beduinen“ auf die Reise, „Nur das vergänglich ist wertvoll“ markiert eine schlanke Skulptur aus Holz in verschiedenen Stadien der Verwitterung als vollkommen.
Mit einem Titel einen Künstler oder eine Künstlerin kennen zu lernen ist aber dennoch zu wenig und man stellt sich die Frage, warum an einem Ort mit so viel Raum nicht auch Platz gefunden wird für (kritische) Begleittexte. So ließe sich Distanz vielleicht noch um eine weitere Dimension verringern. Man legt im Freien auf den Wegen durch das Grün des Gartens etwas von den Berührungsängsten ab, die man vielleicht in institutionelleren Kunststätten verspürt und begegnet den Werken unvoreingenommen, wenn auch nur kurz.
Spannend ist, dass der Garten selbst nicht nur den Jahreszeiten, sondern auch den Jahren überlassen wird und an einigen der Kunstwerke beginnt, sichtbare Zeichen zu hinterlassen, wie etwa an „Yerome“, einer Tuffsteinskulptur von Leonhard Schlögel, die etwa 20 Jahre alt ist. Bleiben dürfen die Werke der neuen Kunstauswahl erstmal nicht so lange, aber immerhin bis 10. November. Wer nach wie vor daran glaubt, dass die Schönheit, wenn schon nicht unbedingt die Welt, so doch einen Sonntag retten kann, der wird seinen Gartenspaziergang nicht bereuen. Wer gerne auch noch etwas beim Museumsbesuch lernt, der ist hier vielleicht an der falschen Adresse und wird andere Ausstellungen interessanter finden.