Umwelt | Kitzrettung

Netzwerk gegen den Mähtod

Im Palais Widmann wurde das Netzwerk „Kitzrettung – gemeinsam gegen den Mähtod“ vorgestellt – Freiwilligenarbeit und Drohneneinsatz retteten heuer über 2.300 Kitze.
PK Rehkitz
Foto: LPA
  • Bei der heutigen Pressekonferenz wurde im Palais Widmann das neue „Netzwerk Kitzrettung – gemeinsam gegen den Mähtod“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Mähmaschine bedeutet für Kitze und Kälber, die von Muttertieren im hohen Gras versteckt werden, den Tod. Hier setzt die Kitzrettung ein. Die mühsame ehrenamtliche Arbeit von rund tausend Freiwilligen rettete in der heurigen Kitzrettungssaison 2.318 Rehkitzen das Leben. Ein ressourcen-intensives Procedere, das ohne die schätzenswerte Freiwilligenarbeit nicht möglich wäre, so der Geschäftsführer des Südtiroler Jagdverbandes Bendedikt Terzer, der das Projekt vorstellte. Die Rehkitzsuche wird auch weiterhin vorwiegend Freiwilligenarbeit bleiben, jedoch haben sich auf Initiative des Jagdverbands nun 15 Organisationen aus den Bereichen Tierschutz, Naturschutz, Jagd und Landwirtschaft zusammengeschlossen, um die Rehkitzrettung in Südtirol weiter zu vernetzen und sichtbarer zu machen. 

    Die Stiftung Südtiroler Sparkasse unterstützt das Projekt im Rahmen eines vierjährigen Förderprogramms. Auch Landesrat für Land- und Forstwirtschaft Luis Walcher spricht dem Projekt seine Wertschätzung sowie die Schirmherrschaft der Autonomen Provinz Bozen aus. Es bleibt jedoch offen, wie diese konkret aussehen wird.

  • Über 2.300 Kitze gerettet

    Die Zahlen der diesjährigen Rettungsaktion sind beachtlich: 2.318 Rehkitze konnten mit Hilfe moderner Drohnentechnik und großem freiwilligem Engagement in Sicherheit gebracht werden. 995 freiwillige Helferinnen und Helfer waren im Einsatz, 105 Jagdreviere beteiligt. Insgesamt wurden über 12.800 Stunden geleistet. Die Kitzrettungssaison findet in den Monaten Mai und Juni statt, also in jenem Zeitraum, in dem Muttertiere ihre Kitze im hohen Gras zur Welt bringen und zeitgleich die erste Mahd stattfindet.

    Landesjägermeister Günther Rabensteiner und Benedikt Terzer erklären, dass vor allem Kommunikation zwischen den zuständigen Institutionen sowie die Drohnenarbeit eine effiziente Kitzrettung ermöglichen. Die Einsätze beginnen meist um vier Uhr morgens. Voraussetzung für eine erfolgreiche Rettung ist dabei die rechtzeitige und enge Zusammenarbeit mit den Bäuerinnen und Bauern, die ihre Mähtermine frühzeitig melden müssen. So können Teams aus Jagdbeauftragten des jeweiligen Reviers sowie Freiwilligen die Wiesen mittels Drohnen- und Wärmebildtechnologie durchkämmen und die Kitze vorsichtig bergen und nach der Mahd wieder an der Fundstelle aussetzen, damit sie von der Mutter gefunden werden. Die gesamte Arbeit erfolgt ehrenamtlich – die Kosten für Drohnen, Ausrüstung und auch den Drohnenpilotenschein müssen von den jeweiligen Jagdrevieren meist selbst getragen werden.

  • Wichtige Maßnahmen für ein Problem mit Kollateralschäden

    Das Netzwerk sei vom Jagdverband in die Wege geleitet worden, vor allem, um verschiedenen Akteuren direktere Dialogmöglichkeiten zu bieten: dem Südtiroler Jagdverband, der Landwirtschaft, den Vereinen für Umwelt-, Natur- und Tierschutz. „Wir wollen uns gegenseitig und den freiwilligen Mitarbeitenden den Rücken stärken“, so Rabensteiner. 

     

    Kadaver im Futtermittel können Botulismus bei Nutztieren auslösen – eine schwere und oft tödliche Vergiftung.

     

    Dies sei vor allem nötig, da es sich bei der Kitzrettung um ein Problem mit beträchtlichen Kollateralschäden handelt, erklärt Gerlinde Wiedenhofer, stellvertretende Landesveterinärdirektorin. Bei den durchforsteten Wiesen handelt es sich um Weiden, die zur Produktion von Futtermitteln dienen und „Kadaver im Futtermittel können Botulismus bei Nutztieren auslösen – eine schwere und oft tödliche Vergiftung. Saubere Mahd durch Kitzrettung sei also auch eine Frage der Futtermittelsicherheit“, so Wiedenhofer.

  • Das Netzwerk

    Der Präsident der Tierärztekammer Franz Hintner legte dar, welche Gefahr die Heumahd für Wildtiere darstellt und dass durch rechtzeitige Einbindung von Tierärzten oder Anlaufstellen eine effiziente Versorgung verletzter Tiere gewährleistet werden kann. Ebenso ehrte Obmann des Südtiroler Bauernbundes Daniel Gasser die Zusammenarbeit zwischen Jägern und Landwirten: „Niemand will Tiere verletzen oder töten, deshalb suchen wir diese Partnerschaft und freuen uns auf den Austausch.“ Ebenso sicherte der Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz Hanspeter Staffler der Initiative die Zusammenarbeit zu. Damit sprachen nur einige der 15 Partnerakteure statt.

    Über konkrete Maßnahmen, die sich durch das Netzwerk zur Kitzrettung nun ergeben, sprach lediglich der Präsident der Stiftung Sparkasse Stefan Pan verwies auf die Förderung der Drohnen durch die Stiftung Sparkasse, die dem Netzwerk zur Kitzrettung eine Vier-Jahres-Förderung von über 100.000 Euro zusicherte. Damit soll laut Benedikt Terzer für das nächste Jahr eine Drohnenflotte von 30 Drohnen aufgebaut werden.

    Luis Walcher sicherte dem Projekt die Schirmherrschaft der Provinz zu. Wie diese jedoch konkret aussieht, stehe jedoch noch nicht fest. Auf die Frage, ob diese als Drohnenförderprogramm oder als Förderung der Freiwilligen verstehen zu sei, antwortete der Landesrat, dass dies erst „Schritt für Schritt“ evaluiert werden müsse.