EU-Entwaldungsverordnung bleibt aufrecht
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Die EU will mit der im Frühjahr 2023 auf den Weg gebrachten EU-Entwaldungsverordnung sicherstellen, dass der Wald in der EU stärker geschützt wird und in der EU verkaufte Produkte nicht von abgeholzten Flächen außerhalb der EU stammen. Künftig dürfen gemäß der neuen Regelung Produkte wie Palmöl, Kakao, Kaffee, Holz, Futtermittel usw. nur dann in der EU verkauft werden, wenn dafür keine Wälder gerodet wurden. Einem WWF-Report zufolge ist die EU nach China der weltweit größte Importeur von Produkten, die mit Regenwaldzerstörung in Verbindung stehen. Daran sind auch Südtiroler Viehhalter beteiligt, die massenweise Futtermittel aus Ländern importieren, die dafür massiv entwalden.
Bis 2030 soll so weltweit die Entwaldung gestoppt werden, die heute jährlich 10 Millionen Hektar weltweit betrifft, eine Fläche so groß wie Portugal. Abgesehen vom Umweltschaden trägt das massiv zum Klimawandel bei. Der Bereich „Landnutzungsänderungen“ ist durch Entwaldung und Degradierung von Böden für 7% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Obwohl zurzeit rückläufig wird zum Beispiel immer noch jährlich über 4000 km2 Amazonasregenwald abgeholzt.
Die EU-Kommission hatte zunächst der Verschiebung der Anwendung der neuen Reglung um ein Jahr auf Ende 2025 zugestimmt. Angeblich brauchen die Mitgliedstaaten mehr Zeit, um die Entwaldungsgefahr entsprechenden „Risikokategorien“ zuzuordnen. Die forst- und landwirtschaftlichen Betriebe sollen mehr Zeit erhalten, um sich auf die Nachweispflichten bei der Waldbewirtschaftung einzustellen.
Die EVP wollte aber mit rechten Parteien durchsetzen, dass wesentliche Punkte aufgeweicht werden. Der EVP (und SVP) geht es dabei nicht nur um Bürokratie. So sollen die Holzhändler von allen Vorgaben wie Sorgfalts- und Berichterstattungspflichten entbunden werden. Länder und Regionen mit einem “vernachlässigbarem Entwaldungsrisiko” sollten von den Auflagen der neuen Regelung befreit sein, sofern sie:
- eine gleichbleibende oder zunehmende Waldfläche seit 1990 haben;
- das Pariser Klimaabkommens von 2015 unterzeichnet haben;
- geltende nationalen Waldschutzregeln beachten.
Dadurch sollte ermöglicht werden, dass ein Land oder eine Region als „Null-Risiko-Land“ eingestuft werden. In diesen Gebietenl erhielte die Holzwirtschaft eine Art Persilschein, die meisten Dokumentationspflichten würden entfallen. Man könnte nicht mehr rückverfolgen, ob ein vermarktetes Holz tatsächlich keine Waldschädigung verursacht hat. Eine solche Null-Risiko-Kategorie schafft allerdings eine Ungleichbehandlung auch innerhalb der EU. Dabei haben sich viele Holzunternehmen in der EU längst auf dem Weg zu einer nachhaltigen Nutzung gemacht und diesen wäre die EVP in den Rücken gefallen, wenn Holzunternehmen in den „Null-Risiko-Ländern“ völlig freie Hand erhielten.
Der zuständigen Landesrat Luis Walcher begrüßte die Entscheidung des EU-Parlaments für die Verwässerung der EU-Entwaldungsverordnung im November. Südtirol solle als Gebiet eingestuft werden, in dem kein Entwaldungsrisiko besteht, weil dann geringere Auflagen und Anforderungen gelten. Walcher verwies in seiner Aussendung auf die Südtiroler Regelung der Holzauszeige und der Auszeigeprotokolle, die schon heute alle Holznutzungen bis auf den Waldstandort hin rückverfolgbar machen. Dies heißt allerdings nicht, dass der Südtiroler Wald nicht von anderer Seite bedroht wird, nämlich von amtlich genehmigten Rodungen verschiedener Art. Jährlich kommt es in Südtirol zu Hunderten von Grün-Grün-Umwidmungen durch die Gemeinden, fast immer wird Wald in Wiese verwandelt, um mehr Vieh halten zu können. Dutzende Hektar Wald müssen neuen Skipisten oder der Erweiterung von Aufstiegsanlagen weichen. Für Bewässerungs- und Beschneiungsspeicherbecken soll wertvoller Wald gefällt werden (Beispiel Kaltern und Antholz). Im Sarntal wird seit Langem Latschenwald großflächig für die Herstellung von Kosmetika gefällt. Warum ein im restlichen Alpenraum unter Naturschutz stehender Baum im Sarntal hektarweise zerstört werden darf, war mir immer schon ein Rätsel. Hier findet Entwaldung mitten in Südtirol statt.
Auch Herbert Dorfmann teilt zwar die Zielsetzung der EU-Entwaldungsverordnung, will aber wie die EVP insgesamt verhindern, dass sich diese Regelung „zu einem Bürokratiemonster entwickle” (Dorfmann 14.11.24). Er setzt darauf, dass „ganze Staaten und Regionen, in denen die Waldfläche in den letzten Jahrzehnten nicht abgenommen hat und in denen eine Forstgesetzgebung gibt, die verhindert, dass es zur Entwaldung kommt“ zu einer Art risikofreien Zone erklärt werden und alle Auflagen der EU hinfällig werden.
Damit wird vorerst nichts. Nach der Entscheidung des EU-Parlaments für die Aufweichung im Sinne der EVP im November, hat der EU-Rat dem Ansinnen der EVP am 3.12.2024 eine Absage erteilt. 25 von 27 Staaten, darunter auch Deutschland, haben sich gegen die Einführung einer „Null-Risiko-Kategorie“ gestellt, wie von der EVP gefordert. So kommt es zunächst nur zum Aufschub der Anwendung der Entwaldungsregelung. Sie beginnt für große Unternehmen erst ab 2026, für kleine und mittlere Unternehmen ab 30.6.2027. Die Substanz der EU-Entwaldungsverordnung bleibt vorerst erhalten.
Da hab ich noch interessante…
Da hab ich noch interessante Faktenchecks zur Eu Entwaldungsverordnung gefunden:
https://linksharing.samsungcloud.com/yq5nMwFJcvuU
Der Autor dieses Artikels…
Der Autor dieses Artikels Thomas Benedikter schreibt: „Für Bewässerungs- und Beschneiungsspeicherbecken soll wertvoller Wald gefällt werden (Beispiel Kaltern und Antholz).
Schade dass er dabei nicht auch den sehr stark bedrohten Brixner Auwald erwähnt! Dieser soll bekanntlich einem BETON-Gebäude der Firma PROGRESS zum Opfer fallen. Erlaube mir daran zu erinnern, dass Auwälder nur mehr 0,6 Prozent der gesamten Südtiroler Waldfläche ausmachen!
Dieses zwei Hektar große Waldstück in der Brixner Industriezone mag zwar etwas ausgetrocknet sein, kann aber mit einem unterirdischen Rohr zum nahen Eisack hin wieder vernässt werden, ganz im Sinne des EU-Renaturierungsgesetzes.
Schade ist nur dass einige wichtige Entscheidungsträger beim Dachverband für Natur und Umweltschutz diesen wertvollen Auwald in keinster Weise verteidigen bzw. weiterhin nur auf stur schalten und nun bereits seit über fünf Jahren immer noch ihr „bla bla bla“ von Ausgleichsmaßnahmen verzapfen!!
Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich als Letzte……