Zulaufstrecke ins Foto Forum

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"Bayern blockiert erneut die Trassenplanung des BBT. Man wolle die Notwendigkeit nochmal prüfen", hieß es letztens aus Bayern. Derweil stehen in Südtirol bereits zwei Ausstellungsprojekte zum BBT in den Startlöchern. Eines wird kommende Woche unter dem Titel Durchgangsland-Terradipassaggio im Foto Forum in Bozen eröffnet und widmet sich rund um den fotografischen Blick von Francesca Cirilli und das gemeinsam mit Stefano Riba entwickelte Ausstellungs-Projekt entlang der Brennerachse. SALTO hat zu den Vorbereitungen und Recherchen der beiden bereits im Vorjahr im Artikel Im Epizentrum berichtet. Im Lauf der vergangenen Monate wurde finalisiert. Am kommenden Dienstag wird eröffnet.
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Fuori dal tunnel: Das gigantische (unterirdische) Bauwerk entlang der Brennerachse Foto: Francesca Cirilli
Das Projekt sei „aus einer Reise entstanden, die entlang der Staatsstraße SS12 vom Brennerpass nach Bozen führte. Und aus einem Zwischenstopp in einem Restaurant, von dessen Parkplatz aus man auf ein großes Containerdorf blicken konnte“, erinnert Riba in seinem Text zur Ausstellung. „Es gab so viele Wohnmodule, dass man sich fragte, warum sie dort waren und wer dort wohnte. Der Kellner, der uns zum Tisch begleitete, antwortete, dies sei eines der drei Basislager, in denen die Arbeiter und Arbeiterinnen auf der Baustelle des neuen Brennertunnels untergebracht seien.“
Meine Erzählung beginnt mit einem Eingeständnis meiner Unwissenheit: Über den Tunnel, der ab 2032 Franzensfeste und Innsbruck in nur 25 Minuten verbinden soll, wusste ich fast nichts. Also begann ich zu recherchieren und fokussierte mich – geprägt von den Turiner Jahren und den Protesten im Susatal – sofort auf die Widerstandsbewegungen.
[Stefano Riba]
Ausgangspunkt für die Ausstellung ist das BBT-Hauptlager in Mauls. Die Geschichten ziehen sich weiter in die temporären Arbeitersiedlungen von Franzensfeste und Sachsenklemme. Von da aus entfaltet sich die bildhafte Erzählung weiter, indem „verschiedene historische, geologische und soziale Ebenen miteinander verwebt werden.“ Der Ausstellungsparcours erzähle von „den menschlichen, architektonischen und infrastrukturellen Spuren, die in dieser Region Sinnbilder widerstreitender Kräfte und Zeiten sind“, so Riba.Vorbereitungen im Hochsommer: Francesca Cirilli und Stefano Riba im August 2023 am Ufer des Stausees in Franzensfeste. Foto: Foto ForumDer eigentliche Fokus der Ausstellung liegt hauptsächlich auf den temporären Dörfern und den Arbeitern des BBT. Thematisiert wird natrülich auch die Baustelle des Tunnels, jedoch zeigt Cirilli in ihren Fotos weniger Interesse für die mächtige Infrastruktur als vielmehr für die Menschen. Zwar nicht direkt, vor allem aber wie diese „die Räume, in denen sie leben und arbeiten, gestalten.“ Ein besonderes Augenmerk wird auch auf die Darstellung der natürlichen Umgebung gelegt, „nachdem das Gebaute geschlossene Räume schafft“, bzw. grabe, „die im Kontrast zur offenen alpinen Landschaft stehen.“
Zur Ausstellung Durchgangsland–Terradipassaggio wird es unmittelbar vor der Eröffnung am 11. März eine Gesprächsrunde – um 17.30 Uhr – mit Francesca Cirilli und Stefano Riba geben. Sie werden gemeinsam mit dem zusätzlich geladenen Journalisten (von Alto Adige Innovazione) Massimiliano Boschi, sowie mit Diego Botta (Verantwortlicher der BBT-Basiscamps) verschiedene Thematiken zum gigantischen Bauwerk das sprichwörtliche „Licht am Ende des Tunnels“ herbeidiskutieren. Oder auch nicht. Die Moderatorin übernimmt jedenfalls SALTO-Chefredakteurin Simonetta Nardin. Die eigentliche Eröffnung folgt dann nach dem Talk um 19 Uhr.
Wer damit noch nicht genug Infos und Fotokunst rund um den BBT hat, dem sei bereits jetzt auf ein Projekt hingewiesen, welches am 21. Juni 2025 in der Festung Franzensfeste eröffnet. Dann werden dort Arbeiten des Tiroler Fotografen Gregor Sailer zum Neubau des BBT gezeigt, die den "Altbau" der Festung Franzensfeste, sowie einhergehende sozialgeschichtliche und wirtschafspolitische Aspekte bildhaft thematisieren werden.Durchgangsland-TerradipassaggioEröffnung: 11. 3. 2025, 19 Uhr (Talk: 17:30 Uhr)
Dauer der Ausstellung 12. 3. – 26. 4. 2025Weitere Artikel zum Thema
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