Umwelt | Verkehr

Keine PS über den Pass

Die Umweltschutzgruppe Vinschgau unterbreitet in einem offenen Brief einen Maßnahmenkatalog. Damit soll der Verkehr auf der Stilfserjochstraße entlastet werden.
Stilfserjochstraße, Recht auf Wohnqualität
Foto: Umweltschutzgruppe Vinschgau
  • Die Umweltschutzgruppe Vinschgau kritisiert in einem offenen Brief – adressiert an die Mitglieder der Landesregierung, des Landtags, die Gemeinde Stilfs und an die Medien – das Verkehrsproblem auf der Stilfserjochstraße. Mittels Maßnahmenkatalog „zur Verminderung der Belastungen für die Bevölkerung und für die Natur“ fordert die Umweltschutzgruppe die zuständigen Stellen auf, notwendige Schritte zu setzen, um Entlastungen herbeizuführen.

  • „Unsere Dorfstraße ist keine Rennbahn“: Eines der angebrachten Protestschilder. Foto: Umweltschutzgruppe Vinschgau
  • Die Maßnahmen (verkürzt)

    • Ausarbeitung eines ökologisch nachhaltigen und nationalparkverträglichen Verkehrskonzeptes unter Einbindung der Anrainer, neben Tourismus- und Wirtschaftsvertretern. Dabei soll der Fokus auf Eindämmung des Individualverkehrs und Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs gelegt werden.

    • Tempo 30 in Wohngebieten

    • Regelmäßige Kontrollen der Geschwindigkeit

    • Kontrollorgane sollen technisch wie personell ausreichend ausgestattet werden

    • Lärmmessung mit Überprüfung der zugelassenen Lärmemissionen

    • Mauteinführung zur Finanzierung ökologischer Maßnahmen

    • Sensibilisierungskampagnen für mehr Verkehrssicherheit

    • Öffentliche Subventionierung und Werbemaßnahmen nur für nicht-motorisierte Veranstaltungen beziehungsweise Green-Events

    • Veranstaltungen mit motorisiertem Individualverkehr im Mittelpunkt sind mit einem ökologisch nachhaltigem Verkehrskonzept des Nationalparks Stilfserjoch unvereinbar

    • Auf Passhöhe und entlang der Stilfserjoch Straße keine Errichtung/Angebot von Camper-Parkplätzen. Umsetzung geeigneter Maßnahmen, welche die Passstraße für Camper unattraktiv machen. Camper sollen die Parkmöglichkeiten im Tal und die Busangebote nutzen

    • Autofreier Freitag: Reservierung Passstraße für nicht-motorisierte Sportarten und für öffentliche Verkehrsmittel an jedem Freitag

  • Viel befahrene Stilfserjochstraße: „Für Lärm und Gestank, Politik hab Dank.“ Foto: Umweltschutzgruppe Vinschgau
  • Die politische Seite

    Am Rande der Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum der Stilfserjochstraße – die ob ihrer großen Beliebtheit immer wieder im Fokus der Aufmerksamkeit steht – forderte Landeshauptmann Arno Kompatscher kürzlich erneut mehr Handlungsspielraum für Südtirol in verkehrsrechtlichen Belangen. Die Straßenverkehrsordnung müsse dringend abgeändert werden, damit Maßnahmen zur Eindämmung des Verkehrs auf den Passstraßen umgesetzt werden könnten. Denkbar sei etwa die Einführung von Niedrigemissionsgebieten, durch die der Verkehr über zeitlich begrenzte Durchfahrtsregelungen oder eine Maut reguliert werden könnte. Es gebe verschiedene Möglichkeiten, betonte Kompatscher, doch dafür müsse zunächst das gesetzliche Fundament geschaffen werden – eine Aufgabe, die in die Zuständigkeit des Parlaments falle.

    Verkehrslandesrat Daniel Alfreider wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das geltende Gesetz derzeit zentrale Maßnahmen wie Kontingentierungen, Mautregelungen oder fixe Radarkontrollen untersage. Dies stelle ein erhebliches Hindernis für eine wirksame Verkehrspolitik dar. Das Land wäre jedoch bereit, alle nötigen Initiativen – auch personell und finanziell – umzusetzen, sofern die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen würden. Wichtig sei lediglich, dass die Maßnahmen juristisch haltbar seien. Ziel bleibe es, dem zunehmenden Freizeitverkehr auf Südtirols Passstraßen wirksam entgegenzuwirken. Kompatscher und Alfreider kündigten an, den politischen Druck auf die Regierung in Rom zu erhöhen, um rechtliche Grundlagen für eine spürbare Verkehrsberuhigung zu schaffen.