Der Handwerker-Effekt

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„Es ist die konkreteste, die einfachste Form der Mitbestimmung auf Gemeindeebene für Jugendliche“, so kündigt Jugendlandesrat Philipp Achammer das jüngste Pilotprojekt des Landes – in Zusammenarbeit mit dem Forum Prävention – an, geschaffen um jugendliche Partizipation zu motivieren. Ein Jugendhaushalt, ein jährliches Budget, über dessen Verwendung junge Menschen – zwischen 14 und 25 Jahre – entscheiden. Der Landesrat sieht die Demokratie in Zeiten politischer Verdrossenheit in Gefahr – international wie lokal. Es sei wichtig, jungen Menschen zeigen zu können, dass ihre Stimme einen Wert habe.
Florian Pallua, Vertreter des Forums Prävention, stellte das Konzept des Jugendhaushalts im Detail vor. Die Idee orientiere sich am sogenannten „Handwerker-Effekt“: Junge Menschen sollen wie Handwerker, die stolz auf ein selbstgebautes Haus sind, das Gefühl erleben, etwas Konkretes bewirkt zu haben. „Genau denselben Effekt möchten wir mit der Einführung des Jugendhaushalts auf Gemeindeebene ermöglichen.“ Dabei können Bürger Vorschläge für Projekte einreichen, über die dann ausschließlich 14- bis 25-Jährige abstimmen dürfen. Damit würden die Gemeinden gezielt Verantwortung an junge Menschen abgeben.
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Details zum Projekt
Im Jahre 2026 wird das Pilotprojekt „Jugendhaushalt“ umgesetzt. Der Budgetrahmen soll dabei zwischen 30.000 und 60.000 Euro pro Gemeinde umfassen. Für die Pilotphase des Projekts sind etwa drei bis vier Gemeinden vorgesehen. Projektideen kann dabei jeder vortragen, abstimmen können aber ausschließlich die 14- bis 25-Jährigen. Bei der Einführung und Umsetzung helfen Fachleute der Fachstelle Jugend sowie der Gemeinderat, der Jugendbeirat und diverse Jugendeinrichtungen. Interessierte Gemeinden können sich bis zum 20. August bei [email protected] bewerben. Das Projekt wurde heute – 11. Juli – im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Das Projekt ist für den Gemeindehaushalt 2026 vorgesehen und soll idealerweise jährlich weitergeführt werden.
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Pallua unterstrich die doppelte Wirkung der Maßnahme: Einerseits stärke sie politische Bildung, andererseits ermögliche sie Selbstwirksamkeit. Als Beispiel nannte er das frühere Projekt „Cash me if you can“, bei dem junge Menschen für ihre Ideen bis zu 500 Euro bekamen. Die größte Wirkung sei laut Rückmeldungen jedoch nicht das Geld gewesen, sondern, dass jemand an junge Menschen glaube und ihnen zuhöre.
Anschließend meldete sich Andreas Schatzer, Präsident des Südtiroler Gemeindeverbands, zu Wort und bekräftigte die Bedeutung der Partizipation vor Ort: „Die Rolle der Gemeinden in dieser Aktion ist natürlich das Fundament eines solchen Projekts.“ Er schilderte aus eigener Erfahrung, wie viel stärker die Identifikation mit einem Ort sei, wenn junge Menschen in Projekte wie Skateparks oder Spielplätze aktiv eingebunden würden. Gleichzeitig mahnte er, dass Worte allein nicht ausreichen: „Wenn vereinbart wird, das machen wir, dann muss es auch zeitnah gemacht werden, sonst verlieren junge Leute das Vertrauen.“
Was für Projekte kann man sich aber erwarten? Achammer sei überzeugt, dass es anfangs vor allem klassische Jugendprojekte geben werde – etwa ein Skaterpark, ein Beachvolleyballplatz oder ein Jugendraum. Dies sei aber auch ein Lernprozess der Realisierbarkeit gewisser Projekte im Rahmen eines gegebenen Budgets. Er glaubt, dass junge Menschen auch darüber hinausdenken können, wenn sie über die Verwendung des Budgets mitentscheiden dürfen. Möglicherweise erkennen sie blinde Flecken in anderen Bereichen der Gemeinde wie der Landesrat gegenüber SALTO erklärt. Besonders bei den Jüngeren nehme er ein starkes Gerechtigkeitsempfinden und eine ausgeprägte Solidarität zwischen den Generationen wahr. Daher könnten Vorschläge über rein jugendspezifische Themen hinausgehen.
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