Wirtschaft | Sanitätswesen

No-Vax-Ärzte bleiben beinahe brav

Generalversammlung der Ärztekammer ohne Zwischenfälle: Der Boykott der Impfgegner blieb aus, Hubert Messner wird vom Landeshauptmann als Sanitätslandesrat angekündigt.
Generalversammlung der Ärztekammer
Foto: SALTO
  • Heute (13. Jänner) hat die Generalversammlung der Südtiroler Ärzte- und Zahnärztekammer in Bozen stattgefunden. Ärztekammer-Präsident Claudio Volanti beurteilte in seiner Rede die gesetzlichen Bestimmungen während der Corona-Pandemie – nicht ohne Grund. Schließlich wurde das Gerücht gestreut, dass einige No-Vax-Ärzte die Abstimmung der Geschäftsbilanz boykottieren werden. Bei der Abstimmung haben 148 der anwesenden Mitglieder dafür und 4 dagegen gestimmt, 3 haben sich enthalten. Die Bilanz wurde also mehrheitlich angenommen

    „Die Ärztekammer hat als Handlanger der Politik fungiert.“

    Letztes Jahr im Frühling ging die Abstimmung der Bilanz wesentlich knapper aus: Bei der Generalversammlung der Ärztekammer waren zu Beginn mehr Ärzte anwesend, die nicht gegen das Corona-Virus geimpft waren, als jene mit Impfung. Daraufhin mobilisierte die Ärztekammer ihre übrigen Mitglieder, um eine Neubesetzung des Vorstandes zu verhindern. Denn wird die Geschäftsbilanz nicht abgesegnet, muss der Vorstand zurücktreten und es wird eine kommissarische Verwaltung eingesetzt. Das konnte vergangenes Jahr im letzten Moment verhindert werden. 

    „Ich hoffe, dass wir die Zeit der Corona-Pandemie aufarbeiten können und dann auch einen Schlussstrich ziehen.“ 

  • Claudio Volanti: „Eigentlich sollte es nicht die Aufgabe einer Berufskammer sein, nicht geimpfte Ärzte und Ärztinnen zu suspendieren.“ Foto: SALTO

    Heuer bemühte sich Volanti um versöhnliche Worte: „Eigentlich sollte es nicht die Aufgabe einer Berufskammer sein, nicht geimpfte Ärzte und Ärztinnen zu suspendieren. Es gab bereits vor der Pandemie eine fachliche Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Impfungen, beispielsweise bei Kindern. Die Ausnahmesituation während der Corona-Pandemie war vor allem für das sozio-sanitäre Personal herausfordernd und die psychische Gesundheit verschlechterte sich gerade bei uns. Ich hoffe, dass wir die Zeit der Corona-Pandemie aufarbeiten können und dann auch einen Schlussstrich ziehen.“

    Unter den anwesenden Mitgliedern war auch einer der sogenannten No-Vax-Ärzte, Psychiater Rudi Schöpf. „Nachdem die Ärztekammer die Suspendierung des Gesundheitspersonals vonseiten des Arbeitgebers verlängert hat, hat sie als Handlanger der Politik fungiert. Im Sinne einer Gewerkschaft wäre sie eigentlich für die Interessen der Ärzte da“, erklärt Schöpf gegenüber SALTO

  • Die Versammlung

    Bei der Abstimmung der Bilanz geht es um die Verwendung der Mitgliedsbeiträge. Paolo Bernardi, Schatzmeister der Ärztekammer, erklärt, für welche Zwecke die Gelder letztes Jahr verwendet wurden. „Die Spesen für rechtliche Beratung und zur Umsetzung der Datenschutzbestimmungen sind in den letzten Jahren gestiegen“, so Bernardi. Die hohen Kosten für rechtliche Belange seien auch deshalb so hoch, weil der italienische Gesetzgeber im Jahr 2021 eine eigene Ärztekammer für die deutsche Sprachgruppe in Südtirol vorsieht. „Das zieht rechtliche Komplikationen mit sich, daher sind die Mitgliedsbeiträge im Vergleich zu anderen Provinzen etwas höher“, so Bernardi. 

  • Arno Kompatscher: „Bildung, Soziales und Gesundheit sind die Kernbereiche der öffentlichen Hand.“ Foto: SALTO

    Auf die derzeitigen Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung ist Landeshauptmann Arno Kompatscher in seinen Grußworten eingegangen und bekennt sich einmal mehr zur öffentlichen Sanität, „eine Besonderheit Italiens nicht nur im Vergleich zu den USA, sondern auch anderen europäischen Ländern“. Der private Sektor im Gesundheitswesen solle als Qualitätskontrolle und Unterstützung des öffentlichen Angebots dienen, „das untermauert auch unser Koalitionsprogramm“, so Kompatscher.

    Deshalb wolle die neue Landesregierung mit dem designierten Sanitätslandesrat Hubert Messner diesen Bereich stärken. Die Herausforderungen seien vor allem der Fachkräftemangel im gesamten sozio-sanitären Bereich, die Zweisprachigkeit in der Sanität sowie die Wohnungsnot. „Für die zukünftige Ärzte-Ausbildung in Südtirol wird auch die Zusammenarbeit der Ärztekammer wichtig sein. Bildung, Soziales und Gesundheit sind die Kernbereiche der öffentlichen Hand“, unterstreicht der Landeshauptmann.